'22'

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Elliot P.O.V

"Du willst kämpfen? Dann lass uns jetzt kämpfen." meinte Luca, stand mit wackeligen Beinen auf. Die Nachrichten über seine Schwester schien den Alkohol in seinem Blut etwas übertrumpfen, die Betonung liegt auf etwas. 

Zuvor hatte er auf dem Boden gekniet, ins Leere gestarrt, als würde dort die Antwort auf die Frage stehen, wieso seiner Schwester so etwas angetan wurde. 

Obwohl ihm das Wieso vielleicht sogar längst klar war, an der Situation änderte es trotzdem nicht.

Und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte.

"Wenn es das ist, was du möchtest." Ich sparte es mir, weiter gegen ihn anreden zu wollen. Vielleicht hilft es Luca auch, seinen Frust etwas abzubauen. Bereit, von ihm angegriffen zu werden, stellte ich mich auf. 

In seinem Zustand war es schier unmöglich, einen richtigen Kampf auszutragen. Lucas Körper wippte immer wieder ein Stück zur Seite und sein Blick war auf rein gar nichts fokussiert. Er sah aus, als würde es ihm schwer fallen, die Augen überhaupt offen zu halten.

Aus irgendeinem Grund machte es mich wütend. Luca so gebrochen zu sehen, so schwach. 

Er war viel besser als das. Auch wenn ich seine Wut verstehe, sich zu verlieren, das sollte nicht seiner Würde entsprechen.

Flammen schossen aus seinen Händen. Völlig außer Kontrolle zischten sie durch die Luft, ohne Richtung, ohne Ziel.

"Gib es auf Luca. Du bist momentan nicht in der Lage, dich oder deine Kräfte zu beherrschen." versuchte ich es doch nochmal.

"Halt den Mund!" zischte er nur, schoss noch mehr Flammen empor in die Luft.

Riesige Flammenstiehle ragten in die Luft. Wir waren viel zu nah an der Stadt und regten wahrscheinlich mehr als genug Aufmerksamkeit auf uns.

"Du hast doch keine Ahnung." Lucas ganzer Körper hüllte sich in Flammen. "Für dich ist alles so leicht!"

Das war der Moment, in dem ich ihn einfach hätte ausknocken sollen. Vielleicht hätte ihm Schlaf geholfen, sich zu beruhigen.

Doch, sein Blick hielt mich davon ab. Während Lucas Körper pure Wut ausstrahlte, sah sein Gesicht von Schmerz getränkt aus.

Tränen bildeten eine Spur Lucas Wangen entlang und seine Lippe zitterte so sehr, dass es auch durch ein paar Schritte Abstand noch deutlich zu erkennen war.

Lucas Anblick sorgte dafür, dass mein Herz schwerer wurde. 

Auch, wenn es für mich schwer zuzugeben war, der Junge vor mir war immer noch der, für den ich diese unerklärlichen Gefühle empfand.

Ich legte beide Hände auf den Boden, ließ eine Spur aus Eis über die Erde laufen, bis sie Lucas Füße erreichten.

"Ich gebe auf." meinte ich und ging langsam auf ihn zu. "Ich kann nicht gegen dich kämpfen, nicht so."

Meine Stimme war zittrig, angespannt und genau so fühlte ich mich auch.

Das Eis hatte sich um Lucas Beine geschlungen, bis hoch zu seiner Hüfte, was es ihm unmöglich machte, seinen Unterkörper zu bewegen.

"Bitte Luca, sieh mich an." flüsterte ich, legte beide Hände an seine Wangen.

"Du bist ein Heuchler!" knurrte Luca. "Du kannst es nicht? Feigling!" Es war zwecklos, auch nur zu versuchen, mit ihm zu reden.

Das Einzige, was mir noch einfiel, war die Fahrt von der Versammlung.  Als ich Luca in den Armen gehalten und ihn geküsst hatte, bis er etwas ruhiger gewesen war.

Ohne groß weiter nachzudenken beugte ich meinen Kopf nach vorne und küsste Luca.

Ich ging noch einen Schritt weiter,  schob meine Zunge zwischen seine Lippen.

Erst erwiderte Luca den Kuss, griff mit beiden Händen nach meiner Kleidung.

Dann aber zog sich plötzlich ein gewaltiger Schmerz durch meine Brust.

Er hatte mich verbrannt, richtig verbrannt.

Ich riss mir schnell die Stelle meines Shirts weg, damit die Fetzen sich nicht an meine Haut brannten.

"Du hast ein Talent dafür, dich selbst zu verletzen, das ist mir schon seit längerem bewusst, aber dass du auch so gut darin bist. andere zu verletzen, das war mir neu."

Während ich das sagte, sah ich auf die Wunde an meiner Brust.

"Tu doch nicht so, als würde es dich auch nur ein bisschen interessieren. Der große Elliot, der nichts und niemanden braucht!"

Vielleicht tat ich in diesem Moment genau das Falsche. Vielleicht hatte ich von Anfang an das Falsche getan.

Mit einem letzten Blick auf Luca drehte ich mich um und ging.

Denn ich hatte eingesehen, dass es nichts gab, was ich noch tun konnte. Diese Gefühle, die Luca gerade verspürt, ich kann nichts daran ändern.

Es war, wie meine Schwester gesagt hatte, Luca muss diese Gefühle jetzt fühlen.

Das Eis wird für Luca kein Problem sein. Bei dem Feuer, was er gerade ausströmt wird es in Sekunden geschmolzen sein.

"Wo willst du jetzt hin?" rief er, weswegen ich stehen blieb. "Du willst nicht streiten, kannst nicht kämpfen und Rache ist keine Option. Das ich hier bin hat nur einen Wert, und zwar, dass wir beide Kraft verschwenden. Wie schon einmal sagte Luca, du bist meine Schwäche und ich bin deine."

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt