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Luca P.O.V

Ich hatte mich schon auf einiges eingestellt, aber als es dann wirklich losging, wurde mir erst klar, wie sehr ich meine eigene Situation unterschätzt hatte. 

Schnell hatte sich herum gesprochen, dass ich noch lebe. Das war auch gar nicht der überraschende Teil, damit hatte ich innerhalb der ersten drei Tage gerechnet.

Überraschend waren die Demonstranten direkt vor Elliots Haustür. Die Menschen, die nach einem Schuldigen suchten und da ich unabstreitbar schuldig war, wollten sie meinen Kopf.

"Geh weg vom Fenster. Du provozierst sie nur." bat Elliot, der am Esstisch saß, kaum vier Meter von mir.

"Gut zu wissen." erwiderte ich, meinen Blick immer noch nach draußen fixiert. "Aber ob ich hier stehe oder nicht, wird sie auch nicht nach Hause bringen." fügte ich dann meinen Worten hinzu.

Elliot stand auf und stellte sich hinter mich, seine Hand auf meine Schulter gelegt.

"Ich könnte versuchen, mit ihnen zu reden." schlug er vor. Elliot hatte einen leichten Bart. Ich spürte die Stoppeln, als er seinen Kopf auf meine Schulter lehnte und es sanft an meinem Hals kribbelte.

Sieht so aus, als wären wir beide keine Teenager mehr.

"Und du denkst wirklich, das würde etwas bringen?" erwiderte ich auf Elliots Frage, bevor ich meinen Körper nach hinten lehnte.

Elliot fing mich ab, strich meine Seite entlang, bis er seine Hand in meine Hüfte krallte.

"Woran denkst du?" wollte er wissen, folgte meinen Blick nach draußen.

"Ein Inferno." Seine andere Hand strich von meiner Schulter aus zu meinem Hals. "Ein großes Feuer, welches die Menschen vertreibt."

Stumm lauschte Elliot meinen Worten, liebkoste meinen Körper mit seinen sanften Berührungen.

"Du bist warm." murmelte ich irgendwann. "Es passt nicht zu dir." Sein Körper strahlte starke Hitze aus, die ich viel eher von mir kannte.

"Seit ich weiß, dass du lebst, kann ich nur noch daran denken, was ich alles mit dir tun will. Ich habe Angst, gegen die Zeit nicht anzukommen, aber vor allem habe ich Verlangen, die Zeit einzuholen." gab Elliot zu und presste seinen Körper gegen meinen.

Schmunzelnd legte ich den Kopf in den Nacken, gewährte diesem Eismonster so den Platz, seine Lippen grob über die dünne Haut an meinem Hals fahren zu lassen.

"In einfachen Worten formuliert, du bist geil auf mich." fasste ich zusammen.

"Kannst du es mir verübeln? Ich hab geglaubt, ich würde dich nie wieder sehen und jetzt stehst du vor mir." meinte er, verdeutlichte seine Worte, indem er seine Arme stärker um meine Hüfte band.

"Wenn du nicht morgen das Titelbild in der Zeitung besetzen willst, würde ich vorschlagen, weg vom Fenster zu gehen." flüsterte ich, seufzte wohltuend auf, als Elliot seine Zähne in meinem Hals vergrub.

Ich hatte ihn genauso vermisst. Seine Fähigkeit, mich mit ein paar simplen Berührungen alles vergessen zu lassen.

"Lass sie doch zusehen, wenn es ihnen Spaß macht." murrte Elliot nur. Er wurde so irrational, wenn er sich in seinen Gefühlen verlor.

"Ich bin vielleicht auf ewig in meinem Ruf geschädigt, aber du hast noch eine Zukunft vor dir. Wenn du deinen süßen Arsch nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten ins Schlafzimmer bewegst, kannst du tatsächlich mit einer Leiche schlafen." erklärte ich mit ernster Stimmlage und strich mit zwei Fingern über seine Wange.

"Ist das so?" "Mhm." Elliot drehte uns beide um, bevor er mich mit zwei Handgriffen über seine Schulter warf.

Leicht lachend versuchte ich mich erst noch zu wehren, gab aber schnell auf und nutzte stattdessen meine Chance, sein Shirt nach oben zu ziehen und Küsse auf seinem Rücken zu verteilen.

Vor seinem Bett setzte Elliot mich wieder auf den Boden ab, seine Hände trotzdem noch an meine Hüfte gelegt.

"Setz dich." bat er. "Nein." Leicht überrascht sah Elliot mich an. "Denkst du, ich lass dich die ganze Zeit alles für mich machen? Ich will etwas für dich machen, Elliot." meinte ich.

Ein weiterer eindringlicher Blick meinerseits und Elliot hatte sich an meiner Stelle aufs Bett gesetzt.

"Was denkst du, wie viel Zeit haben wir, bis uns die Leute da draußen die Tür eintreten?" fragte ich und setzte mich auf Elliots Schoß.

"Es stehen Sicherheitsleute an allen Eingängen und mein Vater wird verständigt, sollte jemand ohne Code die Tür öffnen."

Ich verdrehte schmunzelnd die Augen und legte meine Lippen auf seine.

"Ich hab auf die Frage keine ernsthafte Antwort erwartet." merkte ich an.

"Oh." Leise lachend strich ich durch seine Haare.

"Weißt du, ich bin froh, von den Toten auferstanden zu sein. Tot sein ist so langweilig."

Elliot legte seine Hände an meine Oberschenkel, strich mit beiden Daumen meine Leiste entlang.

"Ich bin auch froh, dass du hier bist." Wir saßen einige Minuten lang so da, sahen uns stumm in die Augen.

Noch immer war ich mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung ist, nicht doch zu verschwinden, Elliot das Leben zu gönnen, was er so sehr verdient.

Aber zu gehen wäre so schmerzhaft, zu schmerzhaft.

Ich brauche Elliot, mehr als alles andere. Also muss ich egoistisch sein.

Selbst, wenn es seinen Untergang bedeuten könnte.

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt