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Elliot P.O.V

"Ich liebe dich. Bis heute Abend." Das hatte ich mitbekommen, als mein Vater mich geschickt hatte, um nach Luca zu sehen. Und, mit wem Luca da am Handy gesprochen hatte. 

Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich betrogen. Ich konnte nicht einmal erklären, wieso. Es war einfach ein Unwohlsein, in mir drinnen, dass Luca mir nicht genug vertraute, um mir zu erzählen, dass dieser Jean nicht nur ein Freund war.

Oder war es etwas anderes? Wegen einer solch banalen Sache würde mein Körper doch nicht reagieren. Zumindest bin ich das nicht von mir gewohnt. 

"Man, du hast mich ganz schön erschreckt." Luca hatte mich inzwischen gesehen und steckte sein Handy wieder ein. "Tut mir echt leid. Keine Ahnung, was Jean heute hat." 

Es war Luca leicht anzusehen, dass er hoffte, ich hätte das Gespräch nicht gehört. Ich tat ihm den Gefallen. Ich versuchte alle Worte aus meinen Gedanken zu löschen, die ich zuvor gehört hatte.

"Komm, dein Essen wird kalt." meinte ich bloß und ging voran. Sobald wir zurück am Tisch saßen versuchte mein Vater, mehr über Luca heraus zu finden und tat das, indem er eine absolut unpassende Frage stellte. 

"Waren das deine Eltern? Sie machen sich bestimmt Sorgen, wenn du so lange weg bleibst, ohne Bescheid zu sagen." fragte Vater. "Papa, die Isolierung im Keller ist langsam ziemlich abgenutzt. Wir sollten sie bald austauschen." meinte ich, versuchte ihn so davon abzuhalten, dieses Gespräch weiter führen zu wollen.

Aber der große Antoine Bornier wäre nicht er, wenn ihn so etwas von seiner Neugier abhalten könnte.

"Möchten Sie, dass du nach Hause kommst? Elliot hat einen Führerschein und braucht die Übung, wir können dich fahren." schlug Vater aus Güte seines Herzens vor.

Ich wollte mich nochmal einmischen, Luca legte mir jedoch die Hand auf meine.

"Schon gut." lächelte er. "Meine Eltern sind gestorben, als ich noch klein war. Meine große Schwester passt auf mich auf." erklärte er.

Vater räusperte sich verlegen, merkte jetzt wirklich, wie unpassend seine Frage war.

"Ist sie denn nett?" fragte Mutter, wollte die Stimmung wohl wieder anheben.

Luca fing richtig an zu strahlen. "Oh ja, sie ist unglaublich! Stark wie fünf Elementmeister, klug wie nochmal zehn!" erzählte er völlig begeistert.

Es fehlte nur noch der wedelnde Schwanz und er wäre das perfekte Ebenbild eines Hundes.

Schmunzelnd sah ich wieder auf mein Essen, hörte still zu, wie Luca von all den Errungenschaften seiner Schwester erzählte.

Ich musste ihn sogar daran erinnern, weiter zu essen, weil er sich so in seinen Erzählungen verlor.

"Komm, ich fahr dich zu dir." bot ich ihm nach dem Essen an. Meine Eltern standen fast gleichzeitig auf. Während meine Mutter sich mit hochrotem Kopf wieder hinsetzte lachte mein Vater herzlich.

"Zwanzig Jahre Ehe sind wohl doch etwas zu viel, nicht mein Schatz?" lachte er.

Fast gleichzeitig verdrehten Suzanne und ich die Augen. Damit Luca nicht noch mehr von diesem ganzen Geturtel mitbekommen musste griff ich nach seiner Hand und zog ihn mit mir nach draußen.

"Entschuldige, wie gesagt, sie sind alle etwas..." Ich seufzte. "Viel?" fragte Luca amüsiert lächelnd. "Du solltest froh sein, dass sie sich alle so gut verstehen. Deine Eltern wirken sehr glücklich."

Ich nickte bloß, zeigte ihm, wo unser Auto stand. "Wir müssen noch kurz warten. Bisher geht bloß begleitetes Fahren." erklärte ich.

"Dann bin ich ja älter als du." grinste Luca. "Du bist schon achtzehn?" Stolz nickte er. "Gut, wenn mein Vater dich oft genug gesehen hat, wird er dir bestimmt irgendwann die Schlüssel anvertrauen. Dann kannst du mich kutschieren." meinte ich und schloss den Wagen auf. 

Gespielt empört legte Luca sich eine Hand an die Brust. "Das bin also für dich, ein Chauffeur?" fragte er, zog einen Schmollmund und sah mich mit großen Augen an. Für einen kurzen Moment hatte ich diese Geste wirklich als Trauer gesehen.

Wahrscheinlich hatte ich deswegen so schnell geantwortet. "Du bist ein Freund für mich, Luca. Für dich bedeutet das vielleicht nicht viel, weil du sehr viele Freunde hast, für mich schon, denn du bist mein einziger Freund." 

Luca schien überrascht von meinen Worten. Er ließ langsam seine Hand sinken. "Manchmal sagst du echt komische Sachen." murmelte Luca dann.

"Wieso komisch?" fragte ich. "Das war auch damals, in der Umkleide so. Auf einmal sagst du, dass ich gut rieche." Umkleide? Ach so, als ihm fast dieser Eimer auf den Kopf gefallen ist.

Stimmt, da ist es mir zum ersten Mal richtig aufgefallen. Sein beruhigender Körpergeruch.

"Ich bin ehrlich." "Du bist seltsam." Schmunzelnd griff ich nach seiner Hand. "Möchtest du deswegen nicht mehr mit mir befreundet sein?" Luca verschränkte seine Finger mit meinen. 

"Und mir die Ehre entgehen lassen, der einzige Freund von Elliot Bornier, dem stärksten Eisbändiger unserer Einheit, zu sein? Das hättest du wohl gerne." meinte er. Schmunzelnd strich ich ihm durch die Haare. 

Ich ließ meine Hand auf seinem Kopf, genoss das Gefühl von den weichen Strähnen an meinen Fingern. 

"Seid ihr Jungs bereit?" Schnell machte Luca einen Schritt nach hinten, löste meine Hand aus seiner. 

Was war das?

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt