Elliot P.O.V
Seufzend öffnete ich den Verschluss meiner Jacke, die mich schon seit einer Weile beengte.
Die Rüstungen, die wir bekamen waren wie schwere Motorradjacken, besetzt mit speziellem Material, feuerfest.
"Du hättest nicht eingreifen sollen." meinte ich an Zoe gerichtet. "Ja, aber irgendwann wurde es langweilig, euch beim kuscheln zuzusehen. Einer der Patienten ist übrigens gestorben."
Es war ein unangenehmes Gefühl von Unterlegenheit, auf jemanden zu treffen, der über noch größere emotionale Abgestumpftheit verfügt als man selbst.
"Welcher?" fragte ich. "Ein Niemand. Das Feuer hat ihn gefressen. Ich würde viel lieber wissen, woher dein Freund so dämonische Feuertricks kennt." meinte Zoe.
Ich glaube nicht einmal, dass er selbst diese 'Tricks', wie sie es nennt, tatsächlich selbst kennt.
"Das Feuer redet mit ihm. Es sagt ihm, was er tun soll." Ich ließ kleine Wassertropfen auf die letzten Flammen, die Lucas Hund hinterlassen hatte, herunter tropfen.
Zoe legte den Kopf schief, beobachtete mich bei meinem Tun.
"Wenn du etwas sagen möchtest, sag es." bat ich, wagte es nicht, meine Stimme emotional oder auch nur laut werden zu lassen.
Jede Emotion, die ich zeige ist eine Selbstoffenbarung und Zoe und ich sind keine Partner.
Wir kämpfen für denselben, nicht miteinander.
"Er wirkte gefasst." bemerkte Zoe. "Das ist nur Fassade. Seine Mentalität ist kurz vorm Zusammenbruch. Wenn er das Grab seiner Schwester findet, wird er endgültig durchdrehen." meinte ich.
Sie schmunzelte auf meine Worte. "Wie schade, dabei hast du extra eines anlegen lassen." Nach dieser Bemerkung lachte sie leise.
"Ich werde deswegen nicht bankrott gehen." meinte ich, die Kosten für das Grab waren mir doch völlig egal.
"Ich hab gar nicht von Geld geredet." schmunzelte Zoe, hielt sich weiterhin für unglaublich lustig.
"Wenn du die Kraft hast, schlechte Witze zu machen, kannst du auch hier aufräumen." Jemand anderen würden die Menschen sowieso nicht schicken. Wahrscheinlichkeit kommt es ihnen sogar noch Recht.
"Und du? Jagst du weiter deinem Freund hinterher? Du weißt, dass ich ihn in fünf Minuten finden kann." Zoe klang jetzt deutlich ernster als zuvor noch.
Auch für sie stand etwas auf dem Spiel, auch sie hatte jemanden, den sie zu beschützen versuchte.
Und auch für sie ist Luca eine Gefahr.
"Nein, das will ich nicht. Es gibt andere Wege." meinte ich. "Andere Wege oder Möglichkeiten zur Flucht? Ey, dein Männchen hat den Verstand verloren. Wenn du jetzt nicht eingreifst, dann kannst du den Frieden, für den du hier so hart arbeitest vergessen."
Ich wollte es nicht hören, wollte nicht hören, was ich eigentlich zu tun hatte. Ich war der Anführer einer ganzen Einheit und doch weigerte ich mich, auch nur einen einzigen Befehl zu geben.
"Sag es mir." seufzte ich. "Sag mir, wo Luca ist." Meine Handflächen waren rot, dank Lucas Haut. Sein ganzer Körper war so am verglühen, dass es bis jetzt noch Spuren zeigte. "Sag mir erst, was du vorhast."
Es war ein ewiger Kampf, mit Zoe zusammen zu arbeiten. Erst pocht sie ewig auf dem einen, dann ändert sie ihre Meinung und will doch etwas ganz anderes wissen.
"Als dein Vorgesetzter-" "Vorgesetzter, am Arsch! Du bist nicht mehr als ein Kind, steckst fest in einer Welt, in der Hormone deine Entscheidungen für dich treffen. Sieh es endlich ein, diese ganze Rationalität, diese emotionale Abgeschiedenheit, die du dir selbst vorgaukelst ist bloß ein Spiegelbild deiner Mutter, ein falsches."
Ich hob zwei Eisspeere aus dem Boden, stach sie genau unter Zoes Achseln, knapp an der Haut vorbei. "Es reicht!" knurrte ich. Das Eis musste sich durch Lucas Feuer kämpfen. Die letzten Rußspuren machten es meinem Eis unsäglich schwer, nach vorne zu dringen.
Schwer atmend ließ ich mich wieder auf die Knie fallen. "Es reicht." wiederholte ich. Das war alles, was ich momentan tat. Zu Boden fallen und mich selbst wiederholen. "Hör auf mit diesen Spielen, mit diesen Manövern und sag mir, wo Luca ist."
Zoe blickte mich für einen Moment stumm an, bevor sie ihre Arme sinken ließ, direkt in die Eisspeere. Blut sickerte über die durchsichtige Oberfläche. "Sieh selbst." meinte sie dann. Die Blutspuren formten auf den glatten Eisflächen eine Art Karte, einen Wegweißer zu Luca.
"Es gibt wohl vieles, was ich über unsere Kräfte nicht weiß." murmelte ich, konnte einen Hauch der Faszination nicht verbergen. "Einiges wird nicht gelehrt, das allermeiste weiß sowieso keiner. Unsere Kräfte sind nichts, was beherrscht, sondern erforscht werden muss." erwiderte Zoe. "Ohne Beherrschung keine Kontrolle." meinte ich.
Die einstige Feindin meiner Mutter lächelte kurz. Es war ein zaghaftes, fast schon warmes Lächeln und passte überhaupt nicht zu ihr. "Ja, du bist wirklich das Kind deiner Mutter." bestätigte sie.
Die hatte ich seit meinem, mehr unfreiwilligen Eintritt in diese Drecksregierung nicht mehr gesehen. Sie versteckte sich, wartete ab, bis es einen Moment gab, um selbst aktiv zu werden. Einen Moment, in dem sie die ganze Situation an sich reißen konnte.
Stumm verfolgte ich die roten Linien, bis sie an einer Stelle verharrten. "Kennst du den Ort?" fragte Zoe, folgte meinem Blick. "Natürlich." Oft genug war ich dort gewesen, hatte Blumen auf der Treppe abgelegt und stundenlang davor gesessen.
"Sag den Wachen, sie können sich zurück ziehen und, dass sie die Patienten zu einem anderen Krankenhaus bringen sollen." verlangte ich. "Und du brauchst keine ärztliche Versorgung?" wollte Zoe wissen. "Ich brauche sie weniger als Luca."
Die Blutspuren etwas weiter weg von uns, nahe der zerstörten Wand, die sich bereits verfärbten waren deutlich auf dem Boden zu erkennen und sie kamen weder von Zoe, noch mir.
Luca hat sich aus seinem Feuer eine Art Turboantrieb gebastelt. Ich weiß nicht, ob seine schnelle Lernfähigkeit und diese Variation seiner Kräfte mir Angst oder mich beeindrucken soll. Aber ob er Aufsehen erregt war ihm ja schon immer egal.
Das war eine der Sachen, die von Anfang an meine Aufmerksamkeit erregt haben. Wie stolz und eigenständig er war.
"Wenn du mir jemanden hinterher schickst, werde ich dafür sorgen, dass du endest, wie die Menschen, die du getötet hast, um mich zu retten." meinte ich noch an Zoe, bevor ich das Krankenhaus verließ. Ich benutzt das Auto, was uns zur Verfügung gestellt wurde, um schneller voran zu kommen.
Ich muss zu Luca, jetzt. Ich muss mit ihm reden. Unsere Gespräche können nicht jedes mal in einem Kampf enden.
Ich darf ihn nicht verlieren, nicht so.
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Feuer, Eis und die Liebe
Fantasy"Du hast ein Talent dafür, dich selbst zu verletzen, das ist mir schon seit längerem bewusst, aber dass du auch so gut darin bist. andere zu verletzen, das war mir neu." Kräfte zu haben ist schon etwas cooles. Zumindest, wenn man sie beherrscht. Lu...