Ökologischer Fußabdruck

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Aufmerksam, beinahe akribisch, musterte Charlie Vater und Sohn, suchte Ähnlichkeiten, die die beiden Männer verbanden und tatsächlich. Die Augenpartie war identisch, wie auch die Farbe ihrer Iriden. Ein helles, klares Grau. Doch wie kam dieser kleine zierliche Junge zu seinen blonden Haaren? Durch seine Mutter? Sie schluckte. War dieser Mann verheiratet, führte er trotz seines beruflichen Hintergrundes eine Beziehung? Eine offene Beziehung? „…Für den Audi…und den Porsche.“, erklärte Filip begeistert, was Patryk zaghaft schmunzeln ließ: „Und der Jaguar? Und das Motorrad?“, fragte er beiläufig, während er Charlie regelrecht taxierte, sie kaum eine Sekunde aus den Augen ließ. Filip zögerte, überlegte angestrengt: „Ich glaube ich muss anbauen“ „Und du musst noch aufräumen, Filip“, erinnerte Charlie ihn lächelnd und deutete auf die Gruppe. Der kleine Junge atmete tief durch, schnaubte hörbar, bevor er tatsächlich zielgerichtet in den Gruppenraum stapfte. Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen sah sie auf: „Schon einmal was vom ökologischen Fußabdruck gehört, Herr Mazur?“, stichelte sie, spielte bewusst auf seinen Fuhrpark an. Patryk hob eine Augenbraue, in seinen Augen erneut dieses undefinierbare Funkeln, welches sie regelrecht in seinen Bann zog: „Schon einmal was vom leuchtend roten Handabdruck gehört?“ „Was?“, entfuhr es Charlie verdutzt, worauf er einen Schritt auf sie zutrat, den Abstand zwischen ihnen beinahe vollständig überwand, ihr damit schier die Luft zum Atmen nahm: „Den wirst du bald auf deinem süßen Hintern haben, wenn du weiter so frech bist“, knurrte er, was ihren Körper sogleich auf ungeahnte Weise reagieren, ihren Slip binnen Sekunden feucht werden ließ. „Bitte?“, stieß sie entgeistert aus, auch wenn sie jedes einzelne seiner Worte klar verstanden hatte. „Ich brauche mich nicht zu wiederholen. Du hast mich verstanden“, raunte er leise, auf seinen Lippen ein süffisantes Grinsen. Bewusst füllte Charlie ihre Lungen mit Sauerstoff, sah ihm fest in die Augen, bevor sich ein selbstsicheres Lächeln auf ihre Lippen legte: „Nicht mit mir, Teufelchen“, hauchte sie, sah sich prüfend um und stieß ihn schwungvoll zurück, was seine Augen schlagartig gefährlich aufblitzen ließ, sein Kiefer verhärtet. Doch noch bevor er etwas erwidern konnte, erschien Filip in ihrem Sichtfeld: „Papa, darf ich später noch Fernsehen?“, ergriff er das Wort und warf sich mit großen Augen an die Beine seines Vaters. „Schauen wir mal“, erwiderte er knapp. Charlie schmunzelte - Nicht mit ihr!

„Ziehst du bitte deine Schuhe an“, forderte Patryk ruhig und deutete auf die kleine Holzbank neben ihm. Filip nickte, ließ sich auf die Bank fallen und schlüpfte in seine braunen Ledersneaker.

„Erzieherin also“, ergriff Patryk unerwartet sachlich das Wort, löste den Blick von seinem Sohn und sah sie unvermittelt an. Überrascht über den Wandel seiner Art hob Charlie eine Braue, nickte jedoch knapp: „Die Mutterschaftsvertretung von Frau Meis“. Schweigend, beinahe nachdenklich sah er sie an, während seine Mundwinkel verräterisch zu zucken begannen: „Eine seltsame Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet du einen Erziehungsauftrag in meinem Leben erfüllen sollst, findest du nicht auch?.“, bemerkte er provokant, eine offensichtlich rein rhetorische Frage, eine dreiste Anspielung auf ihre ‚fehlende Erziehung‘. Ihre Sprachlosigkeit vollends ignorierend wandte er sich Filip zu, welcher bereits nach seinem kleinen Rucksack griff und zum Ausgang eilte, folgte ihm und verließ ohne ein weiteres Wort den Kindergarten.



„Interessantes Kerlchen, was?“, vernahm Charlie Beas amüsierte Stimme dicht neben sich, welche sie ertappt aufsehen ließ. Oh Gott! Wie lange hatte sie ihm nachgesehen? „Bevor du fragst. Er ist nicht verheiratet“, lachte Bea und klopfte Charlie freundschaftlich auf die Schulter. „Was? Nein…das wollte ich doch gar nicht wissen“, sprudelte es nur so aus Charlie hervor, was Bea nun tatsächlich herzhaft auflachen ließ: „Das sagen sie alle“, witzelte sie, bevor sie fast schon verschwörerisch weitersprach. „Alleinerziehende Väter gelten unter den Müttern als Frischfleisch, der Frauenmagnet schlechthin musst du wissen. Aber sobald sie den Namen unseres Schönlings gegoogelt haben, sind sie plötzlich ganz still und zurückhaltend, tuscheln und schmachten nur noch im Untergrund“, fuhr sie belustigt fort, als studiere sie dieses Phänomen um ihn bereits seit längerer Zeit. Bemüht unwissend sah Charlie ihre Kollegin an: „Wie? Also warum?“ „Sagen wir, er ist käuflich“. „Ein Callboy?“, stellte sich Charlie ahnungslos, worauf Bea lediglich die Schultern hob. „Unter Anderem…“ „SIMOOOOOOOOOOON“, kreischte eine Kinderstimme durch die Räumlichkeiten der Kita, was beide Erzieherinnen gleichermaßen aufsehen ließ. Das klang verdächtig nach Mia. Charlie atmete tief durch, schüttelte den Kopf. Dieses Mädchen hatte eine ordentliche Portion Temperament!

Frisch geduscht, den Haushalt vollständig erledigt, ließ Charlie sich auf das Sofa fallen. Noch eine Folge ihrer Serie, dann ging es eindeutig ins Bett für sie. Gezielt griff sie nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein und startete die neue Folge ihrer Serie.

- Ein Callboy – War es das, was er im Grunde war? Ein Mann, der für Geld mit Frauen oder Männern schlief? Nein! Felix, der Barkeeper, hatte ihre Frage diesbezüglich klar verneint. ‚Schläge für Geld‘, hallten seine Worte in ihrem Kopf wieder. Aber war es tatsächlich nur das? Er fickte nicht und er küsste nicht. Das waren Patryks Worte gewesen. Wie aber passte das dazu, dass er bei ihr eben genau dies getan hatte. Er hatte sie geküsst, hatte sie gefickt. Sie schluckte. Hart und hemmungslos gefickt! Verwirrt schüttelte Charlie den Kopf, versuchte ihre Gedanken, wie auch die in ihrem Körper aufkeimende Erregung beiseite zu schieben. Weshalb dachte sie überhaupt darüber nach? Weshalb vereinnahmte dieser Mann ihren Kopf, nein, ihren gesamten Körper auf solch unbegreifliche Weise. Allein der Gedanke an seinen Körper, seinen Geruch, seine autoritäre, überhebliche Art, ließ ihre Mitte bereits wild pulsieren, ließ sie erneut binnen Sekunden unglaublich feucht werden. Mit Nachdruck biss sie sich auf die Lippe. Wie es wohl war von ihm bestraft zu werden, seine Hand auf ihrem nackten Hintern zu spüren. Zu spüren, wie sie darauf schnellte, einen gezielten, kontrollierten Schmerzreiz setzte. Konnte dieser Schmerz ihr solche Lust bereiten, wie er es bei Tasha getan hatte? Sicher, sie kannte es beim Sex hin und wieder einen Klaps auf die Pobacke zu bekommen, doch das, was Patryk getan hatte, war kein Klaps. Er hatte mit voller Wucht zugeschlagen, ihre Haut binnen Sekunden beinahe glühen lassen. Mit rasendem Puls dachte sie an den Schmerz, mit welchem er ihren Körper durchflutet hatte, als er sie an den Haaren gepackt, sie regelrecht an sich gerissen hatte. Es hatte ihr gefallen – Der Schmerz, seine autoritäre Art, seine außergewöhnliche dominante Präsenz!

DarkSide - Femme FataleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt