„Den habe ich aber nicht bestellt", lächelte Charlie verschmitzt und betrachtete den Cocktail, welchen der Barkeeper ihr zwinkernd vor dir Nase stellte. Schmunzelnd hob er die Schultern: „Geht auf mich". „Danke", erwiderte Charlie freundlich, hob eine Augenbraue und musterte den dunkelblonden Mann vor ihr ausgiebig. „Ich dachte schon du wärst gegangen". „Nein, nein, ich hatte was zu klären." Ihr Gegenüber lachte: „Was zu klären...so nennt man das?" „Sicher", feixte Charlie, was den Barkeeper amüsiert den Kopf schütteln ließ, bevor er sich vorlehnte und sie mit seinen dunkelblauen Augen taxierte: „Haben wir nicht auch noch was zu klären, SweetDreams?", zwinkerte er keck, was Charlie vollkommen perplex aufsehen ließ: „Was?", entfuhr es ihr überrascht. Woher kannte ausgerechnet der Barkeeper ihren Nutzernamen bei NumberSix? Nein, das konnte nicht sein!
Noch bevor sie etwas erwidern konnte, vernahm sie eine ihr nur allzu bekannte raue Stimme hinter sich. – Patryk- „Felix, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ihre Schicht geht noch zwei Stunden" „Natürlich", bemerkte der Barkeeper beinahe kleinlaut, lächelte entschuldend und wandte sich zügig den anderen wartenden Gästen an der Bar zu.
„Ruf mich an, wenn du ein wenig Erziehung genießen möchtest. Daran scheint es dir ja offensichtlich zu mangeln...", flüsterte Patryk, seine Lippen nun direkt an ihrem Ohr, sein Körper dicht an ihrem, während er ihr unauffällig ein Stück Papier unter die Hand schob. Für einen Augenblick schloss sie die Augen, genoss den sanften Hauch seines Atems, welcher ihre Haut zaghaft streifte, ihr einen unvorstellbaren Schauer über den Körper jagte und ihn damit in eine wohlige Gänsehaut hüllte. „Und kleiner Tipp, sieh dir die Unterarme deines Barkeepers einmal genauer an. Ich bin es jedenfalls nicht...", fuhr er mit amüsierter, verführerischer Stimme fort und verschwand ohne ein weiteres Wort. Perplex öffnete sie die Augen, schob ihre Hand beiseite und betrachtete die nun vor ihr liegende Visitenkarte. Erstaunt sah sie auf, nahm anlässlich seiner irreführenden Worte erneut den Barkeeper ins Visier. Was meinte er damit? Abrupt hielt sie inne, betrachtete akribisch den rechten Unterarm des jungen Mannes, dessen Hemdärmel bis zum Ellbogen hochgeschoben waren, und erkannte tatsächlich ein hervorblitzendes Tattoo - Ein schwarzer Panther. Halt! Was?! Sie schluckte. Er war der Mann, der sie an diesen Ort eingeladen hatte? Nein, das passte nicht, das konnte nicht sein. Verdutzt zog sie die Visitenkarte dichter an sich heran. Darauf abgebildet das Logo des DarkSide, darunter sein Name - Patryk Mazur- und eine Handynummer. Weshalb sollte Patryk ihr seine Nummer zuschieben, wenn er ihr, sofern er BlackPanther war, doch jederzeit auf NumberSix schreiben konnte. Das ergab keinen Sinn. Missmutig knabberte sie auf ihrer Lippe herum. Er war es nicht! Es war nicht dieser unglaublich reizvolle Mann, der sie an diesen einzigartigen Ort eingeladen hatte, sondern Felix – der einfache, unscheinbare Barkeeper. Sie hatte sich getäuscht, gewaltig getäuscht.
Charlie atmete tief durch, nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas und ließ die Visitenkarte unauffällig von der Theke verschwinden.
„Mitarbeiter haben eine private Einladung frei", erklärte Felix, als Patryk aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, hob beiläufig seine Schultern und lehnte sich erneut lässig an die Bar vor ihr: „...und du hast mir gefallen". Charlie hob fragend eine Augenbraue: „Du bist also BlackPanther". Felix schmunzelte, bevor er sich prüfend umsah: „Hast du etwa gehofft, dass er es ist?" Zögerlich biss Charlie sich auf die Lippe: „Wer ist er?", fragte sie bemüht beiläufig. „Herr Mazur?", lachte Felix, hob erstaunt eine Augenbraue. „Was?", erwiderte Charlie verständnislos über sein unerwartetes Amüsement und nippte erneut an ihrem Drink. „Er ist mein Chef, der Besitzer des DarkSide", grinste er und beugte sich weiter zu ihr vor. „Für ihn hast du nicht das nötige Kleingeld, glaub mir. Halte dich lieber an den charmanten Barkeeper". „Warte...", entfuhr es Charlie verwirrt. „Sex für Geld?" „Nein, Schläge für Geld. Er ist der Dominus dieses Hauses", erklärte er nüchtern, bevor sich ein anzügliches Grinsen auf seine Lippen stahl: „Aber tatsächlich war es nicht meine Intension mich mit dir über andere Männer zu unterhalten, als ich dich hierher eingeladen habe." „Ach, und was war deine Intension?", hakte Charlie neugierig nach, auf ihren Lippen ein verschmitztes Grinsen. „Nunja", begann Felix, sah sie unvermittelt an. „Ich wollte mir dich einmal ansehen" „Na dann kann ich ja wieder gehen", lachte Charlie. „Du stehst auf harten Sex?", warf er überraschend ein, was Charlie tatsächlich in ihrer Bewegung innehalten ließ. „Ich stehe auf guten Sex", korrigierte sie in verführerischem Ton, was Felix anzüglich grinsen ließ. Charlie zögerte einen Moment, bevor sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihm hinüberbeugte: „Da kam dir heute Abend leider eine Raubkatze zuvor, Schmusekätzchen. Vielleicht ein andermal".
Nachdenklich ließ Charlie die Visitenkarte durch ihre Finger streifen.– Ruf mich an, wenn du ein wenig Erziehung genießen möchtest. Daran scheint es dir ja offensichtlich zu mangeln...-, hallten Patryks Worte immer wieder in ihrem Kopf nach. Ein Dominus – ein Dom, also? Sie atmete tief durch, schloss ihre Augen und ließ den Abend erneut revuepassieren. Seine erhabene Art, seine außergewöhnliche Ausstrahlung, diese fesselnde Präsenz, sein überhebliches, autoritäres Auftreten. Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als die einzelnen Bilder nach und nach, wie kleine Puzzleteile ineinandergriffen, langsam ein stimmiges Gesamtbild ergaben.
„Herr", flüsterte Charlie intuitiv, als wolle sie die Wirkung des Wortes austesten, hören, wie es aus ihrem eigenen Mund klang. Und tatsächlich ließ dieses kleine, unscheinbare Wort, in Verbindung mit der Erinnerung an diesen Mann, ein seltsames, ungeahntes Gefühl in ihr hervorblitzen. Ein Gefühl, welches sie nicht in Worte fassen konnte. Was hatte dieser Mann nur an sich und was hatte das alles zu bedeuteten?
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DarkSide - Femme Fatale
RomantizmCharlotte, von allen nur Charlie genannt, gelangt lediglich durch Zufall an eine Einladung der besonderen Art. Ein Abend im ‚DarkSide'. Einer der verruchtesten, anzüglichsten Clubs der Stadt. Wer hätte ahnen können, wohin eine einfache App sie führe...