Strike!

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„Filip, idź już!", bemerkte Patryk, warf einen Blick über seine Schulter und musterte aufmerksam den mürrisch dreinblickenden Jungen wenige Meter hinter ihnen. „Aber....aber ihr seid zu schnell...ich will auch....", jammerte Filip und schoss mit gesenktem Kopf einen kleinen Stein über den Weg. „..du trödelst einfach, Filip. Bitte....auf jetzt.", fuhr Patryk fort, bevor Marit sich unerwartet ebenfalls einbrachte, auf ihren Lippen ein sanftes Lächeln: „...Schau mal, Simon ist schon da vorne....Du darfst den Stock sicher.... " Filip schniefte leise: „...mir egal...ich...ich will...ich bin müde...". „Filip...", mahnte Patryk nun nachdrücklicher, blieb stehen, wandte sich seinem Sohn zu und bedachte ihn mit ernster Miene.

Aufmerksam beobachtete Charlie die Szenerie, schüttelte schmunzelnd den Kopf. Zwei Sturköpfe – Das konnte nicht gutgehen. Entgegen ihrer Erwartungen schien auch Marit eben dies bemerkt zu haben. Mit einem beschwichtigenden Lächeln wechselte sie die Richtung, trat auf den kleinen Jungen zu, streckte ihm ruhig ihre Hand entgegen: „Na komm, wir gehen gemeinsam...". Mit großen Augen sah Filip auf, hielt schlagartig inne, bevor er zwei Schritte zurücktrat und schweigend den Kopf schüttelte. „Soll ich dich huckepack nehmen?", startete Marit einen erneuten Versuch, bemüht Filip aus der Reserve zu locken, doch der Fünfjährige senkte seinen Blick, sah stur auf den Waldweg vor ihm, strafte sie mit eisernem Schweigen. Patryk atmete tief durch, sein Kiefer sichtlich verhärtet: „Filip Antoni Mazur, Wystarczy...lass dieses Theater!" „...ich bin müde...", wimmerte Filip leise, während er Marit konsequent ignorierte, verstohlen zu Charlie blickte, sie hilfesuchend ansah. Charlie wechselte den Blick zwischen Vater und Sohn, unsicher, ob sie sich tatsächlich ebenfalls in diese verzwickte Situation einbringen sollte und dennoch ergriff sie das Wort: „Du wolltest unbedingt mit Simon und mir auf den Waldspielplatz...Das geht eben nur zu Fuß" „...aber ...nein....ich bin...", ergänzte der kleine Junge, worauf Charlie eine Augenbraue hob, tief durchatmete: „...Du bist ein kleiner Schauspieler", schnitt sie ihm mit fester Stimme das Wort ab, sah ihn herausfordernd an, was seine Augen überrascht aufblitzen ließ. „Es geht nur nicht nach deinem Kopf, kleiner Mann....Simon hatte den Stock vor dir...Entweder du läufst jetzt weiter oder wir gehen allesamt nach Hause...jeder in seins...Niemand möchte mit einem kleinen motzigen Griesgram spielen...Ich auch nicht!..." Sprachlos, vollkommen perplex sah Filip sie an, zögerte angesichts ihrer direkten Worte, während Charlie entschlossen an Marit vorbeitrat, ihm erwartungsvoll, nahezu fordernd ihre Hand entgegenstreckte. „Auf...". Nachdenklich kaute der kleine Junge auf seiner Unterlippe herum, haderte mit sich, bis er tatsächlich Charlies Hand ergriff und seinen Weg schweigend fortsetzte. Na also! Charlie schmunzelte. Gelegentlich waren es eben doch die klaren und deutlichen Worte, welche letztendlich zielführend waren. „Na, was ist? Weiter geht's der Herr...". setzte sie nach, zwinkerte keck und trat schmunzelnd an Patryk vorbei, welcher ihr sichtlich irritiert nachsah, der Ausdruck seiner stahlgrauen Augen undefinierbar.

Charlie schmunzelte, beobachtete aufmerksam Simon und Filip, welche lachend auf der zwischen zwei Bäumen gespannten Hängebrücke herumkletterten, Marit dicht neben Simon, also wolle sie sicher gehen, dass der Fünfjährige ja nicht von der kleinen Brücke stürzte. Sie traute dem kleinen Jungen einfach nichts zu, war viel zu vorsichtig.

„Du hast geblufft...", erklang Patryks heisere Stimme dicht hinter ihr, ein leises Raunen, welches sogleich einen unbändigen Schauer über ihren Körper trieb. Tiefatmend schloss sie ihre Augen, spürte wie sich jedes einzelne, noch so feine Härchen auf ihrem Körper aufrichtete. „...du wärst nicht gegangen...", fuhr Patryk fort, was Charlie zufrieden grinsen ließ: „Bist du dir sicher, Teufelchen?", stichelte sie, schob sich dichter an seinen Körper, sodass die von ihm ausgehende Wärme deutlich spüren konnte, sie seinen unglaublich angenehmen Duft tief einatmete. „... Ich hätte es nicht erlaubt...", knurrte er, seine Stimme unerwartet streng. Dieses Geräusch, diese zarte Vibration, welche sie an ihrem Rücken spürte, sie nahezu beben ließ, ihr unwillkürlich ein leises Seufzen entlockte. „Patryk", hauchte sie, bevor sie sich mit Nachdruck auf die Lippe biss, jedes weitere noch so kleine Geräusch ihres Körpers im Keim zu ersticken versuchte. Dieser Mann machte sie schier wahnsinnig. Mit seiner bloßen Anwesenheit, seinem heißem Atem auf der dünnen, empfindsamen Haut ihres Halses, seinem unwiderstehlichen Geruch – seiner unverwechselbaren Präsenz. „Ich will, dass du bleibst", hauchte er, atmete tief durch, während er sich nun nachdrücklicher an sie schob, sie seine Härte deutlich an ihrem Hintern spürte. Charlie grinste, presste ihren Hintern bewusst in seinen Schoß, provozierte ihn mit winzigen, für die Außenwelt kaum sichtbaren Bewegungen: „Du willst also, dass ich auf deinen Sohn aufpasse, während du dich mit anderen amüsierst?", konterte sie keck, was ihrem Hintermann ein dunkles, raues, unglaublich sinnliches Knurren entlockte. Für einen Augenblick hielt er inne, bevor er mit nachdrücklicher, unerwartet autoritärer Stimme das Wort ergriff: „Du wirst mich begleiten." Was?! Keine Frage, keine Bitte, keine Aufforderung. Sie schluckte – Ein klarer Befehl! „Ich glaube Filip muss mal aufs Klo...", brach ausgerechnet Marits Stimme die Stille, welche Charlie ertappt aufsehen ließ. Sie schluckte fest, brauchte einen Augenblick in die Realität zurückzukehren. Er hatte nichts getan, hatte sie nicht aktiv berührt, hatte lediglich hinter ihr gestanden und dennoch hatte es sich so unglaublich vertraut angefühlt, so intim. Ein Moment, welchen sie sicher nicht mit Marit hatte teilen wollen. „Na los, kleiner Hai", bemerkte Patryk überraschend nüchtern, entfernte sich von ihr und verschwand mit seinem Sohn im Wald. Irritiert sah sie ihm nach, ihre Atmung beschleunigt, ihr Puls unruhig. Was zum Teufel hatte er vor?

„Ich bin etwas verwirrt...", bemerkte Marit bemüht beiläufig, während sie neben Charlie trat, sie neugierig musterte. Charlie hob eine Augenbraue, gab sich bewusst unwissend: „Bitte? Wieso denn verwirrt?". „Verwirrt dich als Erzieherin ausgerechnet bei IHM anzutreffen...". „Bei IHM?", hakte Charlie irritiert über ihre Betitelung nach, bevor sie sich ihr zuwandte und ihrer Gesprächspartnerin selbstbewusst in die Augen sah. Marit zögerte, schien ihre darauffolgenden Worte bewusst abzuwägen: „Nun ja, er... er scheint spezielle Interessen zu haben..." „...Interessen, denen du nicht abgeneigt zu sein scheinst?", erwiderte Charlie lässig, worauf Marit sie mit geweiteten Augen ansah: „Ich? Ach...So ist das nicht...nein. ...", druckste sie mit geröteten Wangen, was Charlie leise lachen ließ: „Ich kann dir eine Session bei ihm nur empfehlen", feixte Charlie amüsiert, hob locker die Schultern und ließ Marit ungeachtet ihres vollkommen verdutzten Blickes einfach stehen. Strike!


DarkSide - Femme FataleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt