Perverses Schwein

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„Ich schaue mal, ob ich etwas zu trinken finde“, zwinkerte Patryk, auf seinen Lippen ein verschmitztes Grinsen, während er Anjas Aussage bewusst unbeantwortet im Raum stehen ließ. Irritiert hob Charlie eine Augenbraue, sah ihm perplex nach, während er voller Selbstverständlichkeit zwischen den anderen Gästen der Party verschwand. Echt jetzt?!

„Das...Charlie….dieser Mann… Was soll das?“, brach Anja die Stille, packte sie am Oberarm und zog sie zur Seite, worauf Charlie sie verständnislos ansah: „Was?“. Anja schnaubte, sah sich um, bevor sie leise weitersprach: „Patryk Oliwier Mazur…er…“, erwiderte sie missmutig, was Charlie regelrecht aufhorchen ließ. Woher kannte ausgerechnet Anja seinen Namen? „Mein Vater hat…er…dieser Mann ist der Grund, weshalb sich meine Eltern fast getrennt hätten.“ Mit geweiteten Augen sah Charlie ihr Bekannte an, schluckte fest, atmete tief durch: „Und was tut dies nun Sache?“, konterte sie bemüht unbeeindruckt, worauf Anja entgeistert den Kopf schüttelte. „Er ist ein perverses Schwein, was meinen Vater ge…“, sprudelte es aus Anja hervor, ihre Stimme leise, ihr Ton scharf: „Stopp“, unterbrach Charlie die junge Frau mit fester Stimme. „…die Abgründe deiner Familie gehen mich nichts an, haben nichts mit mir zu tun, auch nicht mit meinem…mit meinem Freund.“, fuhr sie mit hämmerndem Herzen fort, was Anja fassungslos den Kopf schütteln ließ: „Dein was? Du nimmst mich auf den Arm.“ „Er ist meine Begleitung Anja und wenn du ein Problem damit hast, können wir gerne gehen“. Anja schnaubte, ihre Wangen gerötet, ihre Kiefermuskulatur sichtlich angespannt. Doch grade als sie etwas erwidern, erneut das Wort ergreifen wollte, wurde sie von einer jungen Frau unterbrochen, welche mit einem breiten Lächeln neben sie trat: „Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, Anja“, schmeichelte sie, was der Blondine schlagartig den Wind aus den Segeln nahm. Charlie wusste, dass sie in Gegenwart einer anderen Person nichts mehr dazu sagen würde, wusste, dass ihr ihr Ansehen, der Ruf ihrer perfekten, heilen Familie dafür zu wichtig war. „Das freut mich, Susi…Danke“, erwiderte sie mit reizender Stimme, wobei sie Charlie einen finsteren Blick zuwarf. Charlie schluckte fest, versuchte so den Kloß, welcher schlagartig ihren Hals blockierte, ihr die Brust zuschnürte, hinunterzuschlucken. Ihr Vater? FUCK! Nein! Das konnte ja heiter werden.

Nervös fuhr Charlie mit den Fingerspitzen durch ihr offenes Haar, zermarterte ihr Unterlippe mit ihren Zähnen, unsicher, ob sie nicht einfach gehen sollte, diese verfluchte Party einfach verlassen sollte. Worauf hatte sie sich da eingelassen? Was hatte sie erwartet? „Mojito oder Wasser?“, riss sie eine ruhige vertraute Stimme aus ihrer Trance, ließ sie regelrecht zusammenfahren. „Alles in Ordnung?“, fuhr Patryk leise fort, seine Stimme sanft, beinahe besorgt. „Du hast ihren Vater gefickt“, warf sie, ohne weiter über ihre Worte nachgedacht zu haben, mit leiser, schneidender Stimme ein. Kritisch hob Patryk eine Augenbraue, zögerte, bevor er dicht an sie herantrat. „Du wirst verstehen müssen, dass ich mich dazu nicht äußere, Charlie“, knurrte er verbissen, was sie verwundert aufsehen ließ: „Es stimmt also?“ „Charlie“, mahnte Patryk, schüttelte kaum merklich den Kopf, bevor er zögerlich weitersprach: „Ich weiß nicht, was hier grade vor sich geht, aber du weißt, was ich beruflich mache…und wenn, ich sage bewusst wenn, dieser Mann tatsächlich ein Gast von mir ist oder war spielt das keine Rolle, nicht zwischen uns…verstanden?“ „Anja weiß, wer du bist…“, erklärte Charlie aufgebracht, was ihr Gegenüber tatsächlich leise auflachen ließ. „Da wird sie sicher nicht die Einzige sein, ich arbeite seit über zwanzig Jahren in dieser Branche…man kennt mich und wenn du damit ein Problem hast, kann ich gerne gehen…“. „Nein“, erwiderte sie intuitiv, schüttelte vehement den Kopf. Überfordert von dieser unerwarteten Konfrontation ließ sie ihre fahrigen Finger erneut durch ihr Haar streifen, löste unbeabsichtigt eine widerspenstige Strähne, welche ihr sogleich ins Gesicht fiel. Patryk zog hörbar die Luft ein, seine Zähne fest aufeinandergepresst, bevor er die Gläser in seiner Hand auf einem der nur unweit entfernten Tische abstellte, erneut dicht an sie herantrat, der Ausdruck seiner Augen überraschend sanft. Selbstsicher hob er seine Hand, strich ihr behutsam die Strähne aus dem Gesicht: „Lass uns den Abend genießen, Kleines…“. Gebannt von dieser ungewohnten, nahezu betörenden Zärtlichkeit schloss Charlie die Augen, atmete tief durch, konzentrierte sich bewusst auf die Gänsehaut, welche sich in einzelnen Bahnen über ihren Körper zog, sie auf ungeahnte Weise erschaudern ließ: „Sie hegt einen regelrechten Groll auf dich…Sie kann dich nicht ausstehen…“, flüsterte sie, versunken in der Intensität dieser Situation. „…Ich sie auch nicht“, erwiderte Patryk, der Schalk in seiner Stimme kaum zu überhören. „Nur wir zwei“, hauchte er dicht an ihren Lippen „…alle anderen spielen keine Rolle, sind nur Statisten an diesem Abend. Ein kleines Spiel…“, fuhr er fort, bevor er ihre Lippen hauchzart mit den Seinen berührte. Ein sanfter, zärtlicher Hauch, welcher sie unwillkürlich leise seufzen ließ. Diese Präsenz, diese Spannung, dieses unglaubliche Gefühl – Heilige Scheiße!

„Charlie“, ertönte eine freudige Stimme nur wenige Meter entfernt, die sie überrascht, beinahe ertappte aufsehen ließ. Vor ihr Vanessa, eine alte Schulfreundin, welche sie tatsächlich meist nur auf Anjas ‚legendären‘ Gartenpartys zu Gesicht bekam: „Schön dich zu sehen“, fuhr die junge stämmige Frau mit krauseligen Locken unbeirrt fort, trat auf sie zu und zog sie in eine herzliche Umarmung. „Vanessa, hey…“, grüßte Charlie überrumpelt, erwiderte jedoch schmunzelnd die überschwängliche Umarmung ihrer Gegenüber. „Ich dachte schon du kommst nicht….oh…“, brach sie ab und ließ ihren Blick unauffällig über Patryks Körper schweifen. „…in Begleitung? …das ..das ist neu“, grinste sie, zwinkerte ihr verschwörerisch zu, bevor sie sich Patryk zuwandte und ihm höflich ihre Hand entgegenstreckte: „Nessi…eine alte Schulfreundin. Und Sie sind?“ „Patryk“, lächelte ihr Begleiter charmant, während er Vanessas Hand entgegennahm, sie andächtig mit seinen feingliedrigen Fingern umschloss. „…freut mich“. „Anja hat es mal wieder maßlos übertrieben“, lachte Vanessa und deutete auf den aufwändig dekorierten Garten, die extra aufgebaute Bar, das ausladende Buffet inmitten der Terrasse, was Charlie unwillkürlich schmunzeln ließ: „So wie jedes Jahr“, bemerkte Charlie, hob ihre Schultern und sah sich suchend um: „Wo ist Max?“ „…unterhält sich mit Ben und Vince über Fußball…Männergespräche, du weißt schon“, lachte Vanessa und deutet auf eine Gruppe von Herren am anderen Ende des Gartens, welche tatsächlich in eine angeregte Unterhaltung vertieft waren. „…Er wird sich freuen dich zu sehen…Mögen Sie Fußball?“, erkundigte sich Vanessa schmunzelnd, während sie Patryk erwartungsvoll ansah. „Um ehrlich zu sein…nein… So gar nicht “, erwiderte Patryk ehrlich, was Vanessa herzhaft auflachen ließ: „Ich mag ihn, Charlie.“

DarkSide - Femme FataleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt