Wer ist hier abartig?...

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„…misshandelt Frauen…das ist abartig, das ist kriminell.“ „…dieser Junge tut mir leid. Das kann doch nicht gut für ihn sein. Das sieht man doch bereits an seinem Verhalten…“, schnappte Charlie eine Unterhaltung nur wenige Meter entfernt auf – Mias Eltern. So dachten sie, dachten andere Menschen, über Patryk? Ungläubig, nahezu fassungslos, schüttelte sie den Kopf. So wie Charlie Patryk bisher erlebt hatte, war er ein toller, unglaublich liebevoller, fürsorglicher Vater, welcher lediglich einem außergewöhnlichen Beruf nachging, weiter nichts!

Charlie atmete tief durch, straffte ihre Schultern und trat auf das Ehepaar mittleren Alters zu: „Kennen Sie ihn?“, fragte sie ruhig, sah die Beiden erwartungsvoll an. Herr Fried hob skeptisch eine Augenbraue: „Wen?“ „Den Mann, über den sie da grade urteilen“, konterte Charlie selbstsicher, was beide gleichermaßen ertappt dreinblicken ließ. „Nunja…“, druckste Herr Fried, sah hilfesuchend zu seiner Frau, welche unerwartet selbstbewusst das Wort ergriff: „Natürlich kennen wir ihn. Mia geht seit über drei Jahren mit diesem kleinen vernachlässigten Jungen in den Kindergarten…Und wenn ich mich nicht täusche, sind Sie erst seit wenigen Wochen hier. Was also maßen Sie sich an? Sie haben keine Ahnung, was hier abläuft“ „Vernachlässigt?“, wiederholte Charlie die Worte beherrscht, atmete tief durch. „…Ich sage Ihnen, wie es hier abläuft. Wir sind hier in einem Kindergarten, ein Ort, an dem es vollkommen unangebracht ist solche Dinge auszudiskutieren, Dinge zu sagen, die für Kinderohren nicht geeignet sind und damit idiotische, nicht fundierte Vorurteile zu sähen. Filip ist nicht gewalttätig, nicht verhaltensauffällig und schon gar kein ‚Psychopath‘, wie sie ihn genannt haben. Sollte ich noch einmal eine solche Aussage aufgreifen, von Ihnen, wie auch von ihrer Tochter, werde ich es unverzüglich an unsere Kindergartenleitung melden.“ Mit geweiteten Augen sahen Mias Eltern Charlie an, vollkommen perplex über ihre souveräne, bestimmte Ansage.

„Wir sollten los…schließlich ist alles erledigt.“, ergriff Herr Fried ihre Worte vollends ignorierend das Wort, deutete mit einem knappen Lächeln auf Mia und ergriff, wie seine Frau, mit ausweichendem Blick die Flucht. Nicht Patryk war es, der abartig war, sondern zweifellos die Einstellung dieser ignoranten, dummen Menschen!

„Als kleines Dankeschön haben wir uns überlegt bei Milano noch ein paar Pizzen zu bestellen, schließlich möchten wir unsere fleißigen Helfer nicht mit leerem Magen nach Hause schicken“, erklärte Gitte lächelnd. „Auja….Pizza“, rief Simon aus und kam, wie Armin und Filip, freudig auf sie zugelaufen: „Pizza“. „Wir gehen nach Hause, Filip“, ergriff Patryk mit ruhiger Stimme das Wort und bremste seinen Sohn aus. „Neiiiiiiiiiiiiin…..bitteeeeee….Papi“ „Filip“, mahnte Patryk leise und zog seinen Sohn behutsam zu sich. „Bitte“, flehte der kleine Junge weiter, sah ihn mit großen Augen an, was Charlie unwillkürlich schmunzeln ließ. Wo war nun seine Dominanz? „Müssen Sie arbeiten, Herr Mazur?“, warf Charlie bemüht beiläufig ein und bedachte ihn mit einem verschmitzten Grinsen. Doch noch bevor Patryk reagieren konnte, schüttelte Filip bereits eifrig den Kopf: „Papa hat heute Abend frei. Wir machen einen Filmeabend“, erklärte er glücklich und hing sich an die Beine seines Vaters. Charlie zwinkerte keck: „Eine Pizza, Herr Mazur. Seien Sie nicht so…“. Patryks Kiefermuskeln traten kaum sichtbar hervor, während seine Augen gefährlich aufblitzten. Sie liebte es ihn zu provozieren! Patryk zögerte, sah hinab zu seinem Sohn, welcher ihn mit einem breiten Lächeln bedachte. „Von mir aus“, gab er sich mit einem zaghaften Kopfschütteln geschlagen, hob unerwartet seinen Blick und sah Charlie unvermittelt in die Augen. Sein Blick so durchdringend, so intensiv, dass ein unbeschreiblicher Schauer ihren Körper blitzartig durchfuhr, ihn mit einer unbeschreiblichen Gänsehaut überzog, sie regelrecht erzittern ließ. Was zur Hölle?!

Missmutig, fast schon zähneknirschend, betrachtete Charlie Marit und Fabienne, welche sich zielsicher die Plätze rechts und links von Patryk gesichert hatten. Fabienne, verheiratet mit einem Piloten, und Marit, alleinerziehend und offenkundig auf Beutestreifzug. Eine Tatsache, die Charlie ganz und gar nicht gefiel, sie auf seltsame Weise verärgerte.

DarkSide - Femme FataleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt