Der Weg eines Chunin

Erfrieren

Abends waren sie schon etwas weiter nördlich als sonst. Das merkten sie vor allem an den sinkenden Temperaturen. Während es in Konoha zu dieser Jahreszeit meist um die 15 Grad hatte, waren es im Moment an ihrem Standort 10. Und je weiter es in den Norden gehen würde, desto kälter würde es werden. Kakashi rechnete mit etwa um die 5 Grad, je nachdem an welcher Stelle sie für die Nacht Rast machen würden. Yuna war sehr froh, dass sie den neuen, warmen Schlafsack dabei hatte, denn so würde ihr die Kälte in der Nacht nichts ausmachen.

Ein paar Stunden später brach die Nacht langsam herein. Es wurde dunkler als sie sich auf den Weg durch einen Wald begaben. Es war kein besonders dichter Wald, also schien noch genug licht durch die Bäume hindurch. Kakashi und Yuna unterhielten sich gerade darüber, wo sie ihr Lager für die Nacht aufschlagen würden, als ein paar Männer hervortraten. Es waren 8. Sie hatten die beiden eingekreist. 

"Geld her!" Kakashi und Yuna sahen die acht Männer an. Sie schienen keine Ninjas zu sein. "An euerer Stelle würde ich mir das gut überlegen", meinte Kakashi und deutete auf sein Stirnband. Zwei der Männer schreckten etwas zurück. "Boss?", fragte der eine leise verunsichert. "Sie sind nur zu zweit. Wir sind 8. Die schaffen wir schon." "Stimmt." "Außerdem haben die sicher eine Menge Kohle dabei." Ein paar von ihnen zogen Taschenmesser hervor. "Also", wand sich der Boss wieder an Kakashi und Yuna, "her mit eurem Geld!" Kakashi seufzte. "Ich denke, du kommst zurecht?" Yuna nickte. "Sie sind Zivilisten. Bring sie also nicht um." Yuna nickte erneut und Kakashi ging ein paar Schritte zurück. Die Männer sahen Yuna alle eindringlich an. "Lasst euch nicht einschüchtern. Die machen wir locker fertig." Yuna beschwor ihr Schwert. "Das ist euere finale Warnung. Wenn ihr euch nicht zurückzieht, sind wir befugt euch zu überwältigen. Und das wird schmerzhaft." Einer der Männer rannte mit seinem Messer auf Yuna zu. Blitzschnell war sie ausgewichen. "Wie ihr wollt." 

Kakashi mischte sich nicht in den Kampf ein. Er wusste, dass Yuna stark genug war um es mit 8 Verbrechern aufzunehmen. Immerhin waren diese keine Ninjas - zumindest nahm er das an. Alle 8 waren vermutlich in einer Gang, die es im Normalfall auf Zivilisten abgesehen hatten. Blöd für sie, dass sie nun zwei Ninjas ausrauben wollten. Auch wenn Kakashi und Yuna sich in einem anderen Reich befanden, sie durften sich laut Gesetz immer noch verteidigen, wenn sie angegriffen werden würden. Und genau das war jetzt der Fall. Kakashi und Yuna hatten sie sogar mehrmals gewarnt und auf ihre Arbeit als Ninjas hingewiesen. Die Verbrecher waren also mehr als dämlich trotzdem einen Kampf angefangen zu haben. Denn sie hatten gegen Yuna keine Chance. 

Und so war es auch. Innerhalb von 10 Minuten zogen sich alle 8 zurück - beziehungsweise liefen der Reihe nach in den Wald. So schnell würden sie keinen mehr ausrauben. Yuna hatte ihnen auch alle Taschenmesser abgenommen. Das letzte zog sie aus ihrem Rucksack, der vom Kampf ein paar Schnitte abbekommen hatte. Sie hörte plötzlich ein Wusch hinter sich und beschwor schnell ihr Schwert. "Bin nur ich, keine Sorge", meinte Kakashi. "Ich hab einstweilen die Polizei der nächsten Stadt informiert, dass die Verbrecher in den Wald gerannt sind. Vielleicht finden sie sie ja, dann können sie sie gleich festnehmen. Ich denke, wir sind nicht die Ersten, die sie angegriffen haben." Yuna nickte. "Ich hoffe mal, dass sie bis jetzt nur gegen uns Gewalt angewendet haben. Zivilisten können sich vermutlich nicht so leicht gegen 8 durchsetzen." Kakashi nickte. 

"Lass uns gleich hier unser Lager für die Nacht aufschlagen", meinte Kakashi. "Hast du keine Bedenken, dass sie uns suchen?" "Ich denke nicht, dass sie nochmal herkommen werden." "Gut, dann schlagen wir hier das Lager auf." Yuna löste ihren Schlafsack vom Gurt. „So ein verdammter Mist", fluchte sie, als sie ihn genauer unter die Lupe nahm. „Was ist los?", fragte Kakashi sie. „Wir haben ein Problem." Sie hielt den Schlafsack hoch. Er war an einigen Stellen komplett zerschnitten. „Der Kampf hat also doch Spuren hinterlassen." „Das ist nicht witzig", meinte Yuna und schmiss ihn missmutig frustriert zu Boden. "Dann werd ich wohl die Nacht Wache halten", meinte sie. "Du kannst meinen Schlafsack nehmen." Yuna schüttelte den Kopf. „Nein. Es war mein Schlafsack, der kaputt ging, also werd ich Wache schieben. Du hast es dir auch mal verdient ausschlafen zu können." Kakashi zuckte mit den Schultern. „Wie du willst. Ich hätte es dir nur angeboten." „Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber wie gesagt: Ich kann auch mal Wache schieben, während du schläfst."

Yuna und Kakashi suchten die Gegend ab um Holz für ein Lagerfeuer zu suchen. Doch es war alles zu feucht und modrig. „Na ganz toll. Also haben wir nichts, dass uns gegen die Kälte hilft. Und ich hab auch keinen Schlafsack um mich warmzuhalten." Sie setzte sich wieder an ihr Lager. In den nächsten Stunden verdunkelte sich der Himmel, also würde es wahrscheinlich bald anfangen zu regnen oder gar zu schneien. „Na toll." Es wurde immer kälter. Kakashi selbst war nicht gerade warm, aber er hatte immerhin noch seine Jonin-Weste. "Hier", meinte er und reichte sie schließlich Yuna, die mehr fror als er es tat. Er war Missionen in kälteren Gebieten mehr gewohnt, als sie. 

Als die Nacht hereinbrach wurde es immer kälter und es begann sogar leicht zu schneien. Zum Glück waren sie unter dem großen Baum etwas vor dem Schnee geschützt. Trotzdem sank die Temperatur gewaltig und Yuna hatte das Gefühl jeden Moment zu erfrieren. Doch sie konnte nichts tun. Ihr Schlafsack war zerschnitten, also konnte er sie nicht wirklich wärmen. "Blödes Ding", fluchte Yuna leise und schmiss ihn zur Seite. "Willst du nicht doch meinen nehmen?", fragte Kakashi ein letztes Mal, bevor er sich selbst schlafen legte. Yuna schüttelte den Kopf. Es wäre nicht fair. "Du kannst dich schlafen legen. Wie gesagt, ich halt Wache." "Okay." Dann legte er sich in seinen Schlafsack.

Ein paar Stunden vergingen. Es war noch kälter geworden - vermutlich um die 0 Grad. Ohne warme Jacke oder Schlafsack war die Kälte kaum ertragbar. Kakashi setzte sich auf. Yuna sah ihn an. In der Dunkelheit konnte sie trotzdem erkennen, dass er kein Stirnband trug und ihm die Haare ins Gesicht fielen. Sie saß auch nur ein paar Meter entfernt. Yuna musste grinsen bei seinem Anblick. Dann riss sie sich aber sofort wieder zusammen. Für einen Moment hatten ihre Gefühle die Überhand gewonnen. Zum Glück war es dunkel und Kakashi hatte es vermutlich nicht mitbekommen. "Was ist los?", fragte sie um sich direkt von ihren Gefühlen abzulenken. Ihre Stimme war etwas zittrig, was sie aber auf die Kälte schieben konnte. "Ich weiß ja nicht wie du das siehst, aber...ich würde dich nur ungern erfrieren lassen", meinte er. "Vergiss es, ich nehm dir nicht den Schlafsack weg", meinte Yuna. „Ich hätte nen anderen Vorschlag...", sagte er etwas verlegen. "Und der wäre?" "Es ist auch mit Schlafsack ziemlich kalt, also...sollten wir uns vielleicht gemeinsam...warm halten." 

Yuna musste in ihrem Kopf die Worte noch einmal wiederholen um sicherzustellen, dass sie sich nicht verhört hatte. Damit hatte sie nicht gerechnet. "Du schlägst also vor...das wir gemeinsam im Schlafsack schlafen sollen?" Sie schaffte es kaum diesen Satz auszusprechen, ohne nervös zu klingen. Doch Yuna war eine schlechte Schauspielerin. Doch sie würde es auf die Kälte schieben können. "So in etwa, ja." Yuna überlegte einige Sekunden. Ihr Gehirn funktionierte kaum. „Ich denke, wir sind uns beide einig, dass es in so einer Situation wichtig ist uns warm zu halten um uns nicht zu erkälten - oder schlimmeres. Und wir sind beide erwachsen. Ich denke, wir können gemeinsam in einem Schlafsack schlafen ohne uns gegenseitig auszuziehen", argumentierte Kakashi. Yuna musste lachen. "Wenn's dir nichts ausmacht", antwortete sie zögernd. So eine Möglichkeit würde sie sich sicher nicht entgehen lassen. Sie hatte nämlich wenig Lust die nächsten Wochen mit einer Erkältung oder Grippe im Bett zu liegen - oder gar eine Lungenentzündung zu bekommen. "Sonst würde ich dich nicht fragen, oder?"

Yuna stand langsam auf und ging zu Kakashi. Sie zog seine Weste und ihre Schuhe aus. Die Weste würde nur unnötig Platz wegnehmen. Außerdem würde es sonst zu warm werden. Kakashi machte seinen Schlafsack an der Seite auf und Yuna legte sich hinein. Er ließ ihn offen. So hatten sie beide genug Platz. „Alles gut?", fragte er sie. Yuna nickte zustimmend. Mehr bekam sie gerade nicht raus. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und ihr Herz pochte so stark, dass Yuna schon Angst hatte, Kakashi würde das Geräusch hören können. Adrenalin schoss durch ihren Körper. Sie wusste nicht mal, ob sie schlafen können würde. Zumindest würde sie nicht erfrieren - und krank werden vermutlich auch nicht.

Yuna und Kakashi kuschelten nicht. Sie lagen einfach nur nebeneinander - der eine nach Rechts, der andere nach Links gedreht. Beide lagen da und versuchten den anderen nicht mit seiner Anwesenheit zu stören. „Du kannst ruhig schlafen. Ich kann gern wach bleiben um Wache zu halten", meinte Yuna. „Das Gleiche wollte ich dir gerade auch vorschlagen." „Du hast schon so oft Wache gehalten, während ich geschlafen hab, also ist es nur fair, wenn du auch mal schlafen kannst." "Ich hab die letzten Stunden schon geschlafen, also bin ich im Moment wirklich nicht müde. Also kannst du gern schlafen." "Okay." Yuna versuchte es, aber weil sie so aufgeregt war, dauerte es einige Zeit, bis sie einschlafen konnte. Doch zum Glück konnte sie danach ein paar Stunden schlafen und so waren beide am nächsten Morgen ausgeruht. Sie packten zusammen und begaben sich weiter Richtung Norden.