Konfrontation

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Als es an ihrer Tür klopfte und sie ihn draußen stehen sah, wusste Yuna genau, warum Kakashi noch einmal bei ihr vorbeigekommen war. Sie öffnete die Tür. Er sah sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. "Wir müssen uns unterhalten..." Die beiden gingen ins Wohnzimmer. "Setz dich", sagte er. Doch das tat sie nicht. Sie blieb stehen und verschränkte die Arme. "Damit ich mich mal wieder von dir belehren lassen kann?" Kakashi wusste, dass dieses Gespräch für einen Streit zwischen ihnen sorgen könnte. Dennoch hatte er keine andere Wahl. Er war immerhin nicht als Freund hier, sondern als ihr Teamleiter. Und als Teamleiter musste er unangenehme Gespräche führen - egal was Privat zwischen ihnen ist. 

"Yuna...", begann er, wurde aber schnell unterbrochen. "Nein, nichts 'Yuna'. Es war meine Entscheidung dir nicht davon zu erzählen und du hättest sie respektieren sollen. Stattdessen gehst du natürlich wieder zu deinen ANBU-Freunden und quetscht sie nach Informationen aus. Du konntest nicht akzeptieren, dass ich dir nicht davon erzählen möchte. Und wieso wollte ich dir nicht davon erzählen? Weil ich genau diese Situation vermeiden wollte." Sie war furchtbar wütend. Er atmete tief durch. "Es tut mir leid." "Das glaub ich dir nicht...Wenn dem so wäre, hättest du es nicht getan..." "Yuna, bitte hör mir zu. Es war nicht meine Absicht es zu erfahren...Es ist ganz anders, als du denkst..." Yuna atmete tief durch. Sie war schon wütend genug. Sie schwieg, denn sie wollte keinen großen Streit. Sie wollte, dass Kakashi einsah, dass sein Verhalten falsch war. Doch davor musste sie sich seine Sicht anhören, um zu verstehen, wieso er es für gerechtfertigt fand ihre Entscheidung zu umgehen. "Die ANBU kam auf mich zu. Ich habe niemanden darum gebeten mich in die Sache einzuweihen." Yuna zog eine Augenbraue hoch. Jetzt verstand sie, was hier vor sich ging: Die ANBU wollte Kakashi als Mittelsmann nutzen. "Wenn die ANBU mir etwas zu sagen hat, dann sollen sie das selbst tun. Ich will nicht, dass du da mitreingezogen wirst." Wütend auf Kakashi zu sein würde die Tatsache nicht ändern, dass er ihr Geheimnis kannte. Deswegen beruhigte sie sich schließlich. 

"Du musst dich nicht vor mir rechtfertigen", sagte sie leise und setzte sich schließlich doch hin. Sie war emotional mal wieder zu aufgeladen. Kakashi sah sie an. "Genauso wenig musst du es. Ich weiß, wieso du mich vorhin angelogen hast..." Yuna atmete tief durch. "Ich wusste, dass wenn ich es dir erzähle, es genau zu so einer Situation führt...Und ich hatte Angst, dass du an meinen Fähigkeiten und Urteilsvermögen zweifeln könntest." "Yuna, ich zweifle kein bisschen an dir. Wenn, dann bin ich eher stolz, dass du Dozen so professionell ausgefragt hast..." "Wieso hat dir die ANBU davon erzählt?" "Sie hofft, dass wenn ich mit dir rede, du mir zuhören wirst. Du darfst Dozen nicht trauen. Er ist ein Abtrünniger - ein Verbrecher ohne Moral. Er hat hunderte Leute getötet, gekidnappt und gefoltert. Egal was er dir erzählt hat, es ist vermutlich nicht die Wahrheit." "Ich weiß...", sagte Yuna leise. 

"Du weißt, ich bin ein guter Ninja...Du weißt, dass ich all die Jahre immer das getan habe, was mir meine Ausbildung beigebracht hat. Aber dieses Mal...ist alles anders. Ich weiß, was Dozen ist, aber...solange ich keine Beweise habe für seine Geschichten, weiß ich nicht, ob er lügt...oder doch die Wahrheit sagt...", fügte sie leise hinzu.

Kakashi setzte sich zu Yuna. Er wusste, dass das, was er ihr gleich sagen würde sehr harte Worte waren. Doch er musste sie ihr sagen. Er wusste, dass es irgendwann soweit sein würde. Yuna begab sich gedanklich auf einen Pfad, den er sie nicht bestreiten lassen konnte.  

"Yuna, ich kann verstehen, dass die Ungewissheit schlimmer ist als die Endgültigkeit des Todes. Ich weiß, dass du alles tun würdest, um deine Eltern wiederzusehen, aber...wir beide wissen, dass wenn sie noch am Leben sind...sie wiedergekommen wären." Yuna lief eine Träne über Gesicht. "Du darfst Dozen nicht vertrauen. Er spielt ein Spiel mit dir, welches du nicht gewinnen kannst. Denk mal drüber nach: Du bist der Grund, wieso er gefangen genommen wurde. Naruto, Sasuke und du habt ihn angegriffen, also konnte er nicht unbemerkt ins Haus des Hokagen eindringen. Egal was sein Plan war, er konnte ihn wegen euch nicht ausführen. Ich bin mir sicher, deswegen hat er dir das mit deinen Eltern gesagt: Um deine Gefühle auszunutzen, dich zu verwirren und somit deine Arbeit zu beeinträchtigen." Yuna nickte. Sie wusste, dass Kakashi recht hatte. Dozen hatte vermutlich nur versucht sie zu verunsichern. Er wusste vermutlich auch, dass Yuna zu ihm kommen würde. Deswegen hatte er sich vermutlich in diesen Tagen der Gefangenschaft eine Geschichte zusammengereimt. 

"Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe", sagte sie schließlich. "Ich weiß." "Ich hab mich geschämt, weil ich wusste, dass du mir genau diesen Vortrag halten würdest. Darüber, dass ich ihm auf keinen Fall vertrauen darf. Dass ich auf keinen Fall seinen Worten glauben schenken sollte...Und trotzdem...würde ich gerne eine endgültige Sicherheit haben..." "Was hast du vorhin gesucht?" Yuna seufzte. "Einen Schlüssel, der in den Keller führt. Er ist seit 14 Jahren abgeschlossen und niemand hat ihn seit dem Verschwinden meiner Eltern betreten." "Und die Tür aufbrechen?" "So weit würde ich nicht gehen. Es ist dort unten vermutlich nichts außer alten Büchern." "Was hättest du dann dort gesucht?" "Ein...Verzeichnis. Das alle Mitglieder des Itaku-Clans auflistet", sagte sie zögernd. Es brachte nichts weiter zu lügen. Irgendwann würde er so oder so die Wahrheit herausfinden. "Ich wollte nur den Namen überprüfen, den er mir nannte." Sie konnte ihn nicht einmal aussprechen, so sehr lief es ihr immer noch beim Gedanken eiskalt den Rücken runter. Kakashi seufzte. Normalerweise gab er keine Informationen der ANBU preis...jedoch...war er kein ANBU mehr. Und Ava hätte sie ihm nicht gegeben, wenn sie wollen würde, dass es vor Yuna geheim gehalten wurde. "Laut den Aufzeichnungen der ANBU gab es einen Amano Itaku. Jedoch konnte nicht bestätigt werden, ob es sich dabei tatsächlich um Dozen handelt, oder nicht." "Wirklich?" "Mehr weiß ich leider auch nicht." Yuna schluckte. Sie musste sich zusammenreißen. Nur, weil der Name stimmte, hieß es nicht, dass Dozens Geschichten alle wahr waren.

Eine verhältnismäßig lange Zeit sagte keiner der beiden etwas. Kakashi wollte Yuna die Zeit geben, die sie brauchte, um das alles zu verarbeiten. Trotzdem wollte er bei ihr bleiben, damit sie sich nicht alleine fühlte. Er wollte sie nicht nach so einem nervenaufreibenden Tag alleine mit ihren Gedanken und Gefühlen lassen. 

Der Grund, wieso Yuna schwieg war der, dass sie sich wie ein naives Kind vorkam. Sie hatte das Gefühl jeder würde wissen, was das Beste für sie war - nur sie selbst nicht. Tsuanade hatte sie gewarnt, die ANBU hatten sie gewarnt - und dennoch hatte sie Dozens Worte an sich rangelassen. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto bewusster wurde sie sich, dass sie nicht so hart mit sich selbst sein sollte. Sie war immerhin nur ein Kind gewesen, als ihre Eltern sie verlassen hatten. Nicht die 21 jährige Yuna hoffte auf die Rückkehr ihrer Eltern, so als wären sei nie weg gewesen - es war die 7 jährige Yuna. Die 21 jährige Yuna wusste, dass Kakashi recht hatte: Sie wären längst zurückgekommen. Und auch der ANBU, der sie aus dem Gefängnis begleitet hatte, hatte recht: Sie würde auf ihrer Suche nichts finden, außer noch mehr Schmerz. Selbst, wenn sie noch lebten: Das würde nur bedeuten, dass sei bewusst nicht zurückgekommen waren.

Der Weg eines ChuninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt