Der nächste Tag bricht an und die ersten Sonnenstrahlen scheinen über den Horizont hinaus. Fröhlich pfeifend schlendert Cyclops über das Deck und findet einen frustrierten Kenway vor. In sich zusammengekauert sitzt sein Captain auf einer Kiste und wenn Cyclops nicht wüsste was er durchmacht könnte man es fast als bemitleidenswert ansehen. Er räuspert sich und sieht mit an wie Edward zusammen zuckt und sein Gesicht reibt. „Es ist schon erstaunlich", beginnt er mit dem Gespräch und gesellt sich zu seinem Befehlshaber, „ich habe nicht damit gerechnet das Jyndira mit ihrer etwas kontroversen Verhandlungstaktik zum Ziel kommt." Er schaut sich das schwarze Schiff genauer an und muss zu geben, dass es sich wirklich um ein Prachtstück handelt. „Wieso wand er sich überhaupt an sie?", stellt er die Frage die nicht nur ihn beschäftigt. „Das ist eine sehr gute Frage, aber sie ist ein wandelndes Geheimnis und ich bezweifle das wir es je erfahren werden", erklärt Kenway und kämmt sich mit den Fingern die Haare. „Nun, ich kenne dich aber gut genug um zu wissen, dass du so schnell nicht aufgeben wirst." Zwinkert er ihm zu und entfernt sich etwas von ihm. „Ich muss etwas mit dir besprechen", wechselt Kenway das Thema und stellt sich aufrecht hin und geht auf seinen Beobachter zu. „Ich kann es mir irgendwie denken." Verwundert schaut der Brünette den Mann mit der Augenklappe an. „Das bezweifle ich, denn ich habe nur Jyndira davon erzählt." „Ich bin aufmerksam genug, um zu erkennen was hier auf dem Schiff vor sich geht. Du willst Sparrow loswerden und da er nun sein Schiff zurück hat, lässt du ihn ziehen. Ich konnte in Erfahrung bringen das man sechs Leute benötigt, um die Wicked Wench zu befähigen, daher gehe ich davon aus das du die Mannschaft etwas verkleinerst. Nun, da du mit mir persönlich reden willst nehme ich an, das ich einer der Fünf sein soll, der geht." Während er spricht schaut er einfach in die Ferne und amüsiert sich über den fassungslosen Blick von Edward, welchen er aus dem Augenwinkel wahrnehmen kann. „Wenn es eine Alternative geben würde, würde ich sie umgehend ergreifen, aber ich finde keine." Cyclops Lippen bilden sich zu einem Lächeln und völlig ruhig antwortet er: „Kein Problem. Ich kenne dich lange genug, um zu wissen was in dir vorgeht. Du triffst keine Entscheidungen unüberlegt auch wenn man oftmals das Gegenteil behaupten könnte." Er dreht sich zu ihm und legt seine Hand auf seine Schulter und spricht weiter: „du triffst oftmals richtige Entscheidungen und ich vertraue dir dahingehend sogar mein Leben an. Doch verrate mir doch wer mit mir gehen wird." „Zwei Rudergänger, Black Jack und...", doch verstummt er sofort, als er den finsteren Blick von Cyclops sieht. „Wirklich? Black Jack? Du hättest mir sogar Grey auf den Hals hetzen können, aber den Taugenichts doch nicht." Frustriert atmet er aus. „Nun gut, du machst das schon." Er nimmt die Hand herunter und macht sich auf den Weg zum Krähennest. Kenway ist sich bewusst was er von Cyclops verlangt und ist innerlich verdammt froh, dass er das so gelassen akzeptiert hat.
Jedoch akzeptiert jemand anderes seine derzeitige Lage nicht ansatzweise. Sparrow sitzt völlig konfus auf dem Hosenboden und starrt ins Leere. Er hat es immer noch nicht geschafft diese Niederlage zu verkraften, geschweige denn zu verstehen, wann er die Kontrolle über die Situation verloren hat. Ihm fällt beim besten Willen kein Grund ein, weshalb sich Jones an Jyndira wenden sollte und dennoch tat er es. Langsam spielt er mit dem Gedanken, dass die eigentliche Gefahr gar nicht von Jones ausging, sondern von Jyndira. Er hat sie unterschätzt, ein Fehler der, so schwört er sich, ihm nie wieder unterlaufen soll. „Sir?". Ein junger Mann ist auf ihn zugekommen und schaut zu ihm hinunter. „Mr. Sparrow?", erneut versucht er auf sich aufmerksam zu machen und fässt den Angesprochenen an die Schulter. „Mhh?", ein wenig desorientiert findet Jack wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Der Captain möchte Euch sprechen", erklärt er zaghaft sein Anliegen. „Ich komme sofort." Nickend macht der junge Bootsmann einen Schritt zurück und geht auf die Treppe zu, um auf das Deck zugelangen. Für ihn ist das eine völlige Umstellung seines Lebens. Noch nie hat er so viel Zeit an Bord eines Schiffes verbracht. Er ist stolze 17 Jahre alt und somit der Jüngste in der Crew und so wird er auch behandelt. Es ist kein Zuckerschlecken und doch erhofft er sich, das er mit Kenway als Schiffsführer große Beute macht, damit er seine Familie aus den Schulden helfen kann und für diese Hoffnung nimmt er auch die größte Misere in kauf. „Arachman", das einzige weibliche Besatzungsmitglied kommt auf ihn zu und schaut ihn mit einem undefinierbaren Blick an. „Wie geht es dir?", fragt sie ehrlich besorgt und ihre Augen mustern ihn scharf. „Ich bin ein bisschen durcheinander, aber sonst ist alles wie beim alten", antwortet er wahrheitsgemäß, auch ihn haben die letzten Ereignisse tief getroffen und er ist dankbar, dass sie sich nach seinem Wohlbefinden erkundigt, obwohl sie das sehr selten tut. Als er vor ein paar Jahren der Crew beitrat half sie ihm sich zu integrieren und für all ihre Taten ist er ihr unglaublich dankbar. Zwar ist sie ein wenig Gefühlskalt und eher objektiv, aber das stört ihm nicht im Geringsten. „Das ist vollkommen nachvollziehbar, aber das wird sich legen", versucht sie ihn aufzumuntern. „Ich habe jedoch unschöne Neuigkeiten für Dich", direkt spricht sie das aus, weshalb sie ihn aufgesucht hat. Jyndira sucht zwanghaft nach den richtigen Worten ihm seine Situation so schonend wie möglich beizubringen, doch scheitert sie kläglich. Aufmerksam betrachtet er sie durch seine Reh-braunen Augen und wartet geduldig, dass sie weiter redet. „Du wirst, mehr oder weniger, befördert. Edward hat gesehen wie gut du dich innerhalb der letzten Jahre entwickelt hast und glaubt, dass du nun auf eigenen Beinen stehen kannst und nun deine eigene kleine Reise antreten kannst." Sie schämt sich ein bisschen dafür ihm das so mitzuteilen, jedoch redet sie unbeirrt weiter: „Er hält es für angebracht, wenn du dich Sparrow anschließt und dann mit ihm um die Welt segelst." Sie beendet den Satz und möchte nur ungern die Reaktion von ihm sehen. Man kann ihm deutlich ansehen wie er dabei ist die Information zu verarbeiten. „Wollt ihr mich los werden? Habe ich etwas falsch gemacht?", fragt er wie ein kleiner Junge dem man die Keksdose entrissen hat. „Nein, nichts der Gleichen. Edward will Sparrow loswerden und er benötigt fünf Männer, um in See stechen zu können. Es war keine leichte Entscheidung für Edward, aber er hielt es für angebracht, wenn du einer der Fünf bist." Schnell bringt sie es auf den Punkt und möchte sich eigentlich zum gehen bewegen, doch hält er sie mit seinen Worten auf: „Und was wenn ich nicht möchte?" Sie verdreht leicht die Augen, da sie eigentlich nicht mit ihm Diskutieren möchte. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass sie sich nur ungern von diesem Zwei-Beiner trennen möchte, zwar würde sie es niemals zugeben, aber sie kann ihn gut leiden und findet die Entscheidung von Kenway äußerst bedauernswert. „Es tut mir leid." Jyndira atmet einmal tief ein und spricht weiter: „Sobald Sparrow seine eigene Crew auf die Beine gestellt hat kannst du jederzeit wieder zurück kehren, jedoch gibt es zurzeit keine andere Möglichkeit." Ohne auf eine Antwort zu warten geht sie an ihm vorbei und läuft gerade Wegs auf den Captain zu, welcher von Sparrow in Beschlag genommen wird. „Kann nicht jemand anders gehen?" Arachman läuft ihr hinterher und versucht zwanghaft einen Ausweg zu finden, um die Riptide nicht verlassen zu müssen. „Ich bin hier viel nützlicher", er schaut zu ihr hinunter, doch prallen seine Worte einfach nur an ihr ab. „Wie schön, du hast es ihm also auch schon mitgeteilt", sagt Edward als er Jyndira mit dem jungen Bootsmann im Schlepptau auf ihn zukommen sieht. „Captain." Arachman stellt sich aufrecht und mit ausgestreckter Brust vor ihm hin und redet unbeirrt weiter: „Ich bitte Euch. Überdenkt bitte diesen Entschluss, ich möchte hier nicht weg." „Du wirst mich also auch begleiten?", reagiert Jack auf seine Bitte. „Einen tüchtigen, jungen Burschen wie dich kann ich sicher gut gebrauchen." „Sehr gut. Ich möchte auch nicht zu viel Zeit verlieren. Wir sollten aufbrechen." Kenway übergeht die Bitte des Bootsmanns einfach, aber nicht aus Herzlosigkeit, denn ihm ist wohl bewusst, dass es für ihn nicht einfach wird, aber er glaubt das es so für ihn das Beste ist. „Aber?", versucht er nochmal anzusetzen, doch merkt er, dass es keinen Zweck hat. Er ist ein Bauer im Schachspiel und das wird ihm gerade kläglich bewusst, unbedeutend und ersetzbar. Und neben ihm, steht die Königin. Es hat keinen Sinn etwas dagegen auszurichten, er wird sowieso nicht erhört. „Die Jenigen die wir bereits unterrichtet haben sollen bitte vortreten", redet Edward zu seiner Crew und die Fünf involvierten gehen auf ihn zu. Cyclops, Black Jack, zwei Rudergänger und Arachman treten aus der Masse und werden von Sparrow in Augenschein genommen. „Schön, schön." Jack fuchtelt ein wenig mit den Armen und deutet auf das verkohlte Schiff. „Ihr werdet mich also begleiten, es wird mir eine Freude sein", spricht er betonend freundlich und macht sich auf den Weg. Die übrigen sehen es als Aufforderung und folgen ihm über den provisorischen Übergang hinüber zur Wicked Wench. Im Gänsemarsch gehen die Involvierten über die Planke und der Rest der Crew wartet auf der anderen Seite und widmet sich ihren Aufgaben, so dass sich der Knäul aus Menschen auflöst. „Hier muss ein wenig geschrubbt werden, dann sieht sie aus wie neu", sagt Sparrow während er sein Schiff begutachtet. „Das ist wohl sehr optimistisch", flüstert Jyndira zu Kenway und entlockt ihm ein kleines Lächeln. „Ich halte den Namen 'Wicked Wench', aber nicht mehr für zeitgemäß", überlegt Jack und sie wundert sich, das er sich über den Namen Gedanken macht, schließlich gibt es viel größere Problemstellen. Die Segel sind nicht mehr als Stofffetzen die von den Masten hängen; die Planken sind spröde, splittern und zum Teil nicht mehr vorhanden; es gibt keine ersichtliche Reling und der untere Teil des Schiffes ist komplett eingestürzt, es grenzt an ein Wunder das es überhaupt schwimmt. „Was hälst du von 'drijvend wrak'?", fragt sie und schaut sich weiter desinteressiert um. Doch erhält sie keine Antwort, sondern wird stattdessen von jedem verwundert angeschaut. Sie nimmt das gar nicht wahr und spricht weiter: „ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber für so eine 'Perle' seine Freiheit aufs Spiel zusetzten ist dezent fragwürdig." Sie fährt mit dem Zeigefinger über den Hauptmast und schaut dabei zu, wie sie Ruß wegwischt, das Holz darunter bleibt trotzdem schwarz. „Das stimmt, es handelt sich wirklich um eine Perle", er geht gar nicht auf ihre Stichelei ein und schaut sich um. „Eine schwarze Perle", erwidert sie leicht sarkastisch, denn eine Perle ist für gewöhnlich creme-, silber- oder goldfarbend, noch nie hat sie eine Schwarze gefunden und geht daher davon aus, das es auch keine gibt. „Das klingt fantastisch", freut sich Sparrow und geht die morsche Treppe empor zum halben Steuerrad. „Willkommen auf der 'Black Pearl '."
„Ich werde es vermissen gegen dich zu gewinnen", witzelt Cyclops und nickt Jyndira anerkennend zu. Die Verabschiedung verläuft sehr emotionslos und man könnte meinen, dass sich komplett Fremde gegenüber stehen, obwohl sie seit Jahren zusammen gepfercht auf einem Schiff gelebt haben. Doch liegt es hauptsächlich daran, weil niemand genau weiß wie er sich Jyndira gegenüber verhalten soll in dieser Situation. „Ich hoffe, dass ich jeden einzelnen von euch lebend wieder antreffen kann", beginnt sie zu reden und schaut ihre Kammeraden an. „Ich weiß, dass es viel verlangt ist worum wir euch gebeten haben, dennoch sehen wir es als notwendiges Übel. Ich wünsche euch viel Erfolg und passt mir auf euren neuen Kapitän auf." Sie erhebt ihren Blick und sieht wie Jack ein paar Seile zusammensammelt und sie miteinander verknoten, dabei bewegt er seinen Mund, so als würde er mit sich selbst sprechen. „Ich gebe euch mein Wort, das ihr euch uns wieder anschließend könnt, sobald Sparrow seinen Weg wieder gefunden hat. Bis dahin werdet ihr bitte keine Meuterei anzetteln", sagt sie abschließend, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. „Auf Wiedersehn", bringt Edward noch kurz ein, damit er auch noch etwas sagt, denn er überließ Jyndira komplett das Reden. Das dies ein bisschen feige ist, ist ihm bewusst, aber sie kann es besser rüberbringen und er weiß, dass die Mannschaft einen besseren Draht zu ihr hat als zu ihm, sie ist jetzt schon ein besserer Anführer als er es jemals sein wird. „Na dann macht euch mal auf den Weg, hier gibt es offensichtlich noch eine Menge zu tun", sagt Arachman und geht auf Jyndira zu und zieht sie in eine Umarmung. „Viel Dank für alles. Ich hoffe sehr dich wiederzusehen", flüstert er in ihr Ohr. Stocksteif steht sie da und ist sich nicht sicher was sie machen soll. Das wird ein bisschen zu intim und dankbar atmet sie auf, als er von ihr ablässt. „Inordnung...", entgegnet sie zerfahren, „ich wünsche euch eine gute Reise." Sie wendet sich von der Gruppe ab und eilt beinahe über die Planke hinüber zur Riptide. Was sich auf der Black Pearl abspielt kann sie nicht mehr sehen und sie widmet sich eher ihren Gedanken. Niemals im Leben hätte sie gedacht, dass sie etwas für einen Zwei-Beiner empfinden kann. Es ist ein sehr banales Gefühl, es handelt sich um Zuneigung, aber für sie ist es etwas Besonderes. Sie hat eine besondere Beziehung zu Arachman, die sogar über die Freundschaft zu Kenway hinausgeht. Man könnte es beschreiben wie die Beziehung zu einem fremden Kind. Egal wem es gehört, sobald es in eine gefährliche Situation gerät will man ihm helfen und so ist es auch bei ihr und dem Bootsjungen. Sie hat ihn quasi aufwachsen sehen und ihr dreht sich der Magen um, bei dem Gedanken ihn nun nicht mehr beschützen zu können. Er ist nun auf sich allein gestellt und dies bringt sie ein wenig um den Verstand. Tief im Inneren weiß sie aber, das sie ihn früher wiedersehen wird als erwartet.
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In the sea is more than water (Fluch der Karibik FF)
FanfictionPiraten sind wohl die gefürchtetsten Dinge auf hoher See. Sie plündern, brandschatzten und stehlen und keiner ist vor ihnen sicher. Kein Wunder, das sie auch als Dämonen des Wassers bezeichnet werden, doch wird unterschätzt das die wahre Gefahr aus...