In dieser Nacht fand keiner Schlaf und die Wenigen die es schafften ihre Augen zu schließen bereuten es daraufhin schnell wieder, da die Ereignisse aus den Vorstunden noch zu frisch sind, um sie einfach zu verdrängen. Nur Wise ist der Einzige, dem das Ganze nicht zu stören scheint. Seelenruhig sitzt er auf einer Kiste und starrt auf das schwarze Schiff, welches vor wenigen Augenblicken vor ihm aufgetaucht ist. Er fühlt sich wie in einem schlechten Traum, alles woran er glaubt versucht er zwanghaft zu behalten doch verblasst es immer mehr. All die Geschichten über die Kreaturen aus den Tiefen scheinen zu stimmen und keine bloßen Ammenmärchen zu sein. Er denkt zurück an das Gespräch mit Jyndira und daran was sie ihm über das Wellenverhalten erzählt hat. Mittlerweile zweifelt er an allem woran er vor dem Vorfall festgehalten hat. Seine kleine Welt fängt an zu zerbrechen und schuld daran ist nur Kenway, der einst mit einer bewusstlosen Frau über seine Türschwelle trat. Diese besagte Frau schreitet gerade die Treppe empor und entdeckt den Doktor resigniert ins Weite starren. „Was schaut Ihr so betrübt? Es ist doch alles gut gegangen", beginnt sie das Gespräch und setzt sich neben ihn. „Schaut, Jones hat seinen Teil sogar eingehalten", sagt sie überrascht, als sie das pechschwarze Schiff sieht. „Scheint Euch das alles nicht zu kümmern? Wir sind knapp dem Tode entkommen und Ihr freut Euch, das er die Vereinbarung eingehalten hat?!", fragt er mit einem verbitterten Unterton. „Wir sind nicht menschlichen Wesen begegnet verunsichert Euch das nicht?" „Ich bin Neuem gegenüber offen, daher-", sie will eigentlich eine plausible Ausrede auf den Tisch legen, doch lässt sie es sein. „Im Meer gibt es mehr als Wasser, das lernte ich früh. Meine Mutter wurde von einem Seeungeheuer verschlungen." Nach diesem Geständnis wurde es Still zwischen den Beiden. Keiner sagt etwas und eine bedrückende Ruhe liegt in der Luft. „Ihr bezeichnet Eure eigene Art als Ungeheuer?", bricht er nach einiger Zeit das Schweigen. Ihr entgleiten alle Gesichtszüge und Panik blitzt in ihren Augen auf. „Wie bitte?" Sie erhofft sich eine simple Erklärung, da es sich möglicherweise wieder um ein Missverständnis handeln kann, wie es einmal bei Grey der Fall war. „Ihr seid nicht menschlich, das ist ich mir schon bei unserem ersten aufeinander treffen aufgefallen, doch verwarf ich diesen Gedanken, da Ihr Euch wie ein Mensch verhalten habt. Doch nun bin ich mir sicher, dass Ihr ebenfalls so etwas Ähnliches wie Jones seid." Ohne sie anzuschauen klärt er sie über seine Bedenken auf. Sie weiß nicht was sie darauf erwidern kann, denn ihr fallen beim besten Willen nicht die geeigneten Wörter ein. Es wird wieder Still und nur das Pfeifen des Windes ist zu hören. Dadurch knarrt der große Mast und man hört ein leises Fiepen. Mono muss wohl oben ihm Krähennest sitzen und durch die Bewegung des dicken Holzstammes geweckt worden sein. „Habe ich Recht mit der Annahme?", fragt er schließlich und schaut sie nun auch wieder an. „Sie liegt im Rahmen des Möglichen." Sie fängt an zu frösteln und eine leichte Gänsehaut bildet sich auf ihren Unterarmen, ob dies nun an dem Gespräch liegt oder an der kühlen Briese ist ihr nicht ganz klar. „Ich würde Euch bitten, dass das vorläufig unter uns bleibt. Kenway hat schon genügend Sorgen und ich-" „Was verheimlicht Ihr noch?", fragt er frei heraus und lässt sie erst gar nicht weiter aussprechen. „Nichts. Ich habe nur nicht viel über meine Vergangenheit preisgegen. Ich habe weder böswillige Absichten noch verfolge ich ein weiterführendes Ziel." „Aus welchem Grund seid Ihr dann hier?", fragt er weiter und sie fühlt sich wie in einem Verhör, welches nicht von Norrington sondern von einem Freund durchgeführt wird. „Ursprünglich, weil Edward und Piper ein Geheimnis von mir hüten, aber mittlerweile kann ich mir ein Leben ohne sie und das Schiff gar nicht mehr vorstellen." Und das stimmt voll und ganz zu, wobei das nicht der einzige Grund ist, aber das lässt sie wissentlich unter den Tisch fallen. „Den Vorfall auf der Deap Sea II ist das Geheimnis, nehme ich an", schlussfolgert er. „Offenbar scheint es jeder zu wissen", erwidert sie mit einem traurigen Lächeln. „Könnt Ihr Euch vorstellen was nun kommen wird?" Absichtlich lenkt sie das Gespräch in eine andere Richtung, da ihr das gerade zu vertraut wird. Sie erntet allerdings nur einen fragenden Blick. „Ich meine nun, da die Wicked Wench wieder aufgetaucht ist. Jack sagte mir, das man ein halbes duzend Leute braucht, um sie fahrtüchtig zu machen." Er schüttelt den Kopf und schaut wieder auf das schwarze Schmuckstück. „Ich kann es nur erahnen", sagt er und rückt seine Perücke zurecht, welche durch den Wind verrutscht ist. „Es ist ganz einfach, ich gebe ihm fünf Freiwillige von meinen Leuten", ertönt auf einmal eine Stimme und sowohl Jyndira als auch Wise schrecken zusammen. Aus dem Schatten tritt Kenway hervor. „Wie lange stehst Du dort schon?", fragt Jyndira etwas verunsichert, da sie hofft, dass er nicht zu viel erfahren hat. „Lange genug, um Dir Deine Frage zu beantworten." Er gesellt sich zu den beiden und betrachtet das Schiff. „Es ist wahrlich prachtvoll. Ich kann sehr wohl verstehen, weshalb er es wiederhaben wollte. Eine wahre Perle." „Ich bezweifle stark, das du fünf Freiwillige finden wirst, vor allem nach dem jeder gesehen hat mit was für Karten Sparrow spielt." Wise steht auf und dreht sich zu Edward. „Jedoch ist es mir egal. Regel deine Angelegenheiten und sobald wir bei dem nächsten Hafen anlaufen verlasse ich das Schiff." Er wendet sich von ihnen ab und verschwindet in der Dunkelheit. „Was war das denn gerade?", fragt Kenway berechtigt verwundert. „An seiner Weltanschauung wurde etwas gerüttelt, nichts gravierendes. Er wird sich sicher wieder einkriegen", beruhigt sie ihn. Er nickt daraufhin nur und schaut zu ihr hinunter. Seine Gedanken kommen nicht zur Ruhe und frustriet atmet er aus. „Darf ich mich setzten?" Ohne auf eine Antwort zu warten geht er um die Kiste herum und setzt sich neben sie. Es wird Still zwischen den Beiden doch es scheint keinen zu stören. Kenway ist ganz erleichtert einfach mal kurz zur Ruhe zu kommen und nimmt diese Gelegenheit dankend an. Zu viel ist in den vergangenen Stunden passiert und wirklich Zeit es zu verarbeiten gab man ihm nicht. Auf ihm liegt eine Last die kaum einer begreifen mag und das lässt ihn an sich selbst zweifeln. „Glaubst du wirklich, das du jemanden finden wirst der mit Jack segeln möchte?", fragt Jyndira ihn und schaut auf ihre Hände. Ihre Stimme ist leise, beinahe zaghaft, als würde sie die Antwort gar nicht hören wollen. „Tatsächlich habe ich mich schon entschieden. Mir ist klar das es sehr unwahrscheinlich ist Freiwillige zu finden und ich möchte meine Mannschaft nicht unnötig ausdünnen. Daher habe ich eine Liste gemacht", er fässt in seine Seitentasche und zieht ein vergilbtes Stück Papier heraus. „Hier." Den Fetzen legt er ihr in die Hände und richtet seinen Blick wieder auf das schwarze Ungetüm. Jyndira nimmt es und faltet es auf und betrachtet die mal sorgfältig und mal liederlich geschriebenen Wörter. Sie betrachtet die Buchstaben einzelnd und flucht innerlich das sie sie nicht entziffern kann. Manche Wörter wurden durchstrichen und andere wiederum ein bis zweimal unterstrichen. Am Ende bleiben fünf einzelne Wörter stehen, welche noch theoretisch lesbar sind. Sie schlussfolgert daraus, dass es sich um die Fünf handeln muss die Kenway wohl als entbehrlich betrachtet. Nickend steckt sie sich das Pergamentstück in ihre Tasche und tut so, als würde sie es verstanden haben. „Dankeschön," sagt Edward und schaut zu Jyndira. Sein warmer Blick und seine Nähe löst in ihr ein Gefühl aus das sie nicht einordnen kann und etwas verlegen schaut sie in seine Augen, welche sie wachsam mustern. „Wofür?", fragt sie etwas verwundert, da sie nichts getan hat wofür er sich bedanken müsste. „Das du da bist. Ich glaube nicht das es dir bewusst ist, aber du hast mir in so vielen Notsituationen geholfen und warst immer an meiner Seite, das ich mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen kann. Du bist mein Fels in der Brandung und ich bin dankbar, dich eine Freundin nennen zu dürfen." Während er spricht lässt er sie nicht einmal aus den Augen und betrachtet wie die verschiedensten Emotionen für Momente über ihr Gesicht huschen. All das was er sagte stimmt und er ist froh es endlich ausgesprochen zu haben, wobei es eigentlich nur ein Bruchteil davon ist was er wirklich fühlt. Doch, so weiß er, darf er nicht alles auf einmal auf sie abfeuern, denn sie scheint jetzt schon mit den Worten zu kämpfen. Es hat sich über die Jahre angestaut, sie ist alles was er sich wünschte und er weiß das er reicher ist als alle anderen Menschen auf der Welt, er ist erfolgreicher als jeder Pirat und glücklicher als das behütetste Kind, denn er hat seinen Schatz gefunden und er würde alles dafür tun, diesen zu behalten. Auch wenn es heißt das er dafür durch die Hölle gehen muss. Er würde jeder Gefahr trotzen und die schlimmsten Dinge tun, nur um sein wichtigste Kostbarkeit in Sicherheit zu wissen, denn er hat sich in Jyndira verliebt. Die Angesprochene reagiert aber nicht auf das Gesagte. Stumm und völlig durcheinander schaut sie ihn an und ringt mit ihren Gefühlen. Ihr fallen die Worte von Mr. Turin und Cyclops wieder ein und langsam lichtet sich in ihrem Kopf der Nebel. „Du brauchst dich dafür nicht zu bedanken. Wir sind eine Mannschaft und da ist so etwas selbstverständlich." Sie versucht seinem Blick auszuweichen und schaut an ihm vorbei. Er spürt das ihr die Situation unbehagen bereitet und so dreht er sich wieder von ihr weg. „Ich bin nur froh dich kennenglernt zu haben", sagt er abschließend. „Du solltest dich noch etwas ausruhen." Er fässt ihr an den Oberarm, um ihr zu signalisieren das es sich eher um eine Ausforderung als um einen Vorschlag handelt. Leicht nickt sie und erwidert: „bleib nicht zulange wach. Du brauchst morgen genügend Kraft." Sie rafft sich auf und stellt sich auf die Beine. Sie nickt ihm noch einmal zu und verschwindet im aufkommenden Nebel.
DU LIEST GERADE
In the sea is more than water (Fluch der Karibik FF)
FanfictionPiraten sind wohl die gefürchtetsten Dinge auf hoher See. Sie plündern, brandschatzten und stehlen und keiner ist vor ihnen sicher. Kein Wunder, das sie auch als Dämonen des Wassers bezeichnet werden, doch wird unterschätzt das die wahre Gefahr aus...