Korina's Sicht
Er wurde durch meine Berührung immer schwächer und ich immer mächtiger. Er litt und es war mir egal. In diesem Moment war mir alles egal. Es zählte nur eines: Ich wollte seine ganze Energie! Dieses Gefühl der Macht war einfach unbeschreiblich. Es war wie eine Sucht, welche... „Kora!", schrie er und unterbrach somit meinen Gedanken. Aber diesmal bewirkte der Spitzname nichts auf mich. Ich hatte schon vollkommen die Kontrolle über mich verloren. Es war zu spät. Er wehrte sich vergebens gegen meinen festen Griff und gab es dann auf.
Er schrie ein letztes Mal voller Qual auf, dann fiel er plötzlich ohnmächtig zu Boden. Ich hatte seine ganze Macht! Ich bemerkte im Augenwinkel wie er langsam grau wurde, aber es kümmerte mich nicht. Ich fühlte mich unbesiegbar und lachte schadenfreudig auf. Vogelschwärme flogen bei meinem Lachen aus den Bäumen und ich spürte wie alle Waldtiere vor mir flüchteten. Jedes Lebewesen hatte jetzt Angst vor mir und es gefiel mir diese Angst aller zu spüren. Die Macht über alles Leben zu haben!
Der Himmel verdunkelte sich urplötzlich und aus dem Nichts zog ein Gewitter auf. Es wurde von meinen Kräften projiziert um meine Macht noch mehr zur Geltung zu bringen. Blitzte lösten sich vom Himmel und schlugen herab auf die Bäume. Ich stand in einem Kreis voller aufhellenden Blitzen. Das Holz der Bäume loderte in Flammen auf.
Ich hatte nun endgültig keine Kontrolle mehr über mich und es gefiel mir. Ich gab mich meinen Kräften ganz hin und realisierte gar nicht erst, was ich Kol angetan hatte. Ich war nun unendlich mächtig. Keiner konnte mich jetzt noch besiegen. Es war als hätte ich meine Gefühle abgestellt. Es war mir alles egal. Ich wollte nur noch mehr Macht!
Damon's Sicht
Ich hatte Korina geschrieben, ob sie zu mir kommen wollte und ehe ich mich versah stand sie schon vor meiner Tür. Aber sie wirkte irgendwie anders auf mich. Sie hatte irgendwie eine finstere Ausstrahlung und es jagte mir eine Gänsehaut ein, als sie so im Türrahmen stand und im Hintergrund ein Blitz in den Wald einschlug. „Du hast mich gerufen", meinte sie gefühlslos und ich nickte. Ich ignorierte mein ungutes Gefühl und setzte ein schiefes grinsen auf, dann küsste ich sei stürmisch.
Sie erwiderte den Kuss. Wie immer fühlte es sich unglaublich an, auch wenn mich dieses Mal Schuldgefühle wegen dem Bevorstehenden plagten. Aber diese verschwanden urplötzlich als es sich anfühlte, als ob mich ein Schlag getroffen hätte. Ihre Lippen fühlten sich elektrisch auf meinen an und ich konnte mich nicht mehr von ihr lösen.
Sie packte mich plötzlich fest an meinen Oberarmen und ich fühlte mich mit jeder Sekunde welche verstrich schwächer. Mit aller Kraft schaffte ich es irgendwie mich von ihren Lippen zu lösen und starrte sie sprachlos an. Wieso zog sie mir Energie ab? Was war in sie gefahren? Wieso tat sie das?
Sie lächelte böse und zog mir weitere Energie ab. „Hör auf!", schrie ich verzweifelt, während sie fester zu packte. Es schmerzte zu fühlen, wie die Energie aus dem eigenen Körper gezogen wurde. „Korina!!", schrie ich voller Qualen und sackte in die Knie. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft zu stehen! Meine Sicht wurde plötzlich schwarz und ich sackte endgültig zu Boden. Es war als würde ich austrocknen und das Letzte was ich noch hörte war Sage ihre Stimme: „Was hast du getan?"
Korina's Sicht
Mein erster Gedanke war: Was machte Sage hier? Mein zweiter Gedanke: Es war mir egal, was sie hier machte. Und mein dritter: Noch mehr Energie zum Absaugen. Ich fühlte mich durch Damon seine Energie noch mächtiger und betrachtete böse lächelnd, wie er bewusstlos ausgetrocknet am Boden lag. Nun wendete ich mich Sage zu und drückte sie innerhalb einer Millisekunde gegen die Wand. Nun war sie an der Reihe.
Ich drückte meine Hand gegen ihre Kehle und drückte ihr so die Luft ab, ebenso entzog ich ihr dort ihre Energie. Ich genoss es ihr Leid mitanzusehen und lächelte schadenfreudig, als ich plötzlich eine Stimme eindringliche hinter mir vernahm: „Korina? Was machst du da? Was hast du Damon angetan?"
Ich stöhnte. Stefan. Ich wandte meinen Blick von Sage ab und sah über meine Schulter zurück zu Damon seinem Bruder. „Geht dich rein gar nichts an. Aber keine Sorge, du bist der Nächste", meinte ich und löste, während ich mit ihm sprach, meinen Griff etwas um Sage ihren Hals. Das war ein Fehler... Mit ihren freien Händen verpasste sie mir plötzlich einen Genickbruch. Dies hatte ich definitiv nicht kommen sehen. Ohnmächtig fiel ich zu Boden.
Realität
Ich schnappte erschrocken nach Luft und sah Kol voller Schock an. Was hatte ich nur getan? Wie konnte ich nur so außer Kontrolle geraten? Ich hatte ihm und Damon weh getan. Tränen kullerten über meine Wangen herab. Ich hatte gar keine Beherrschung mehr über mich gehabt. Ich hatte nur ein einziges Ziel verfolgt: Mehr Macht. „Es tut mir so leid", schluchzte ich, während immer mehr Tränen aus meinen Augen quollen. „So unendlich leid..." Sie hatten ein gutes Recht mich hier einzusperren. Ich hatte rein gar keine Kontrolle mehr über meine Kräfte.
Kol bückte sich zu mir hinunter und strich mir sanft über meine Wange um den Tränenfluss etwas zu stoppen. Doch es brachte nichts. Verweint sah ich an, während er erwiderte: „Es ist nicht deine Schuld, sondern meine." Verwirrt blickte ich ihn an. Er konnte nichts dafür, dass ich die Kontrolle verloren hatte! Ich schüttelte benommen den Kopf. „Ich hätte dir nicht so viel zu muten sollen", meinte er und blickte vorwurfsvoll zu Boden. Er warf sich die Schuld für das alles vor, obwohl ich doch die Kontrolle verloren hatte...
Es breitete sich Stille zwischen uns aus, dann fiel mir plötzlich ein, was ich eigentlich heute Nacht vorgehabt hatte. „Es gibt noch eine Weißeiche", hauchte ich. Niemand durfte das hier hören und es war ein großes Risiko hier unten darüber zu sprechen, denn oben waren drei Vampire. Stefan, Sage und Damon. Ich sah meinen Zwillingsbruder voller Ernst an, während er mich sprachlos ansah.
„Du musst sie vernichten", flüsterte ich ihm eindringlich zu. Es durfte niemand vor uns an das Holz kommen. Es könnte unser aller Tot bedeuten. Ich saß aber jetzt hier fest, also konnte ich mich nicht darum kümmern. „Es gibt noch einen Baum?", fragte er mich ungläubig und ich nickte. „Es gab damals einen Setzling, aber das ist jetzt bedeutungslos. Das Holz der Wickery Bridge. Du musst es verbrennen. Dieses Holz könnte uns töten", flüsterte ich mit vollem Ernst in der Stimme.
Diese Nacht heute hätte auch anders ausgehen können. Ich hätte in meinem Machtausbruch das Holz beschaffen und Kol töten können. Ich hätte mir dies niemals verziehen. All meine Geschwister wären damit gestorben, aber ich hätte nur den Schmerz von ihnen verspürt.
Es wäre weitaus gnädiger, wenn ich nach so einer Tat auch sterben würde. Wieso hatte ich nicht den ganzen verdammten Champagner getrunken? Ich könnte doch niemals ohne Kol weiterleben. Niemals wollte ich auch nur ein Leben ohne Kol an meiner Seite führen, wie könnte ich auch nur? Er war mein Bruder. Mein Zwilling. Meine zweite Hälfte.
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Die Ur-Häretikerin - Love becomes Hate
VampireTextausschnitt: Verzweifelt sah er mich mit seinen eisblauen Augen an. In diesen Augen hatte ich mich schon so oft verloren, doch jetzt... Er bettelte mit seinem Blick um Vergebung und erhoffte, dass ich noch Gefühle für ihn hatte. Doch ich hatte nu...