Während des Essens ging die Diskussion über Film oder Serie weiter. Wenn ich mir bei einer Sache sicher bin, dann, dass es nur eine Person auf dieser Welt gibt, die sturer als Leon ist. Und das bin ich. Das kann ja was werden. Während Leon auf seiner Serie beharrt, spreche ich mich für einen Film aus. Ich muss nicht erwähnen, dass die Diskussion wenig erfolgreich war. Schlussendlich gab Leon aber doch nach. „Nur dieses eine mal." tadelte er mich, woraufhin ich ihm nur die Zunge raus strecke. „Dann darf ich aber aussuchen, welchen Film." schlug er vor, weshalb ich ihn mit gemischten Gefühlen ansehe. „Was ist?" fragt er. „Nichts, ich hab nur Angst vor deinem Geschmack, entweder wir werden beste Freunde, oder das wars jetzt hier." setze ich ihn unter Druck, muss aber dann doch lachen. „Inception?." schlug Leon vor währen der durch Netflix tappt. Ich zucke mit den Schultern. „Der ist mit Leonardo DiCaprio oder? Von mir aus.." willige ich ein. Ich kenne denFilm tatsächlich noch nicht, hoffe aber dass er nicht all zu romantisch sein wird. Wenn ich eins hasse, dann sind es diese romantischen und kitschigen Filme, welche, zu meinem Bedauern, Emma leider liebt. „Wenigstens komm ich bei dir um Romantik rum, Em liebt so kitschige Filme." lache ich. „Oh, da wird Serge sich aber freuen." lacht Leon ironisch und startet den Film. „Kitschig mag ich ach nicht, aber ein bisschen Romantik ist okay, solange es an die Richtige geht." grinst Leon und zwinkert zu mir rüber. Ich lehne mich neben ihn in die Sofakissen, verdrehe unmerklich die Augen und konzentriere mich auf den Film. Nach ein paar Minuten wechselt Leon seine Postion, lässt sich tiefer in die Polster sinken und legt seinen linken Arm hinter mich auf die Lehne. Unauffällig versuche ich zu ihm rüber zu schauen. Gebannt achtet er auf den Film. Seine Lippen sind leicht geöffnet und ein paar wilde Locken fallen ihm leicht auf die Stirn. „Du starrst." meint er trocken und sieht zu mir rüber. „Was? Nein, gar nicht." rechtfertige ich mich schnell und schaue wieder auf den Bildschirm. Shit, ich werd sicherlich wieder rot im Gesicht. „Doch, Giuli. Du hast gestarrt." lacht Leon und rückt ein Stück näher zu mir. So sehr ich seine Nähe genieße, so sehr macht sie mich auch nervös. Sehr nervös sogar. Ich konzentriere mich wieder auf den Film. Während der Films passiert nicht wirklich viel. Ich konzentriere mich darauf, nicht all zu oft zu Leon zu schauen, erwische ihn aber, wie er zwischendurch zu mir hinüber blickt. Bei der ein oder anderen Szene unterhalten wir uns, aber mein Fokus liegt auf dem Film vor mir.
Als grade der Abspann läuft, stehe ich auf, um mir etwas zu trinken zu holen. „Willst du auch was trinken?" frage ich Leon. Dieser nickt und bestellt ein Wasser bei mir. Mit zwei vollen Gläsern begebe ich mich zurück aufs Sofa, wo Leon den Fernseher bereits ausgeschaltet hat. „Und? Was machst du Weihnachten so?" frage ich den Fußballer, um die Stimmung etwas aufzulockern, während ich einen Schluck aus meinem Glas nehme. „Familytime. Ich komm ja aus Bochum und meine Eltern wohnen immer noch dort. Sie sind zwar getrennt, aber wir feiern Weihnachten immer noch alle zusammen. Meine Schwestern kommen dann auch mit Partnern und Kind." grinst Leon, man merkt ihm an, dass er sich schon freut. „Erzähl mir mehr von deiner Familie." bitte ich ihn liebevoll, was sein Lächeln noch breiter werden lässt. „Laura ist meine älteste Schwester, sie und ihr Mann Yannick wohnen in der Nähe von Bochum, haben aber noch keine Kinder. Charlotte und Sebastian wohnen in Münster und haben einen Sohn, Luis, mein Neffe. Der ist jetzt drei und interessiert sich auch schon voll für Fußball. Lotti ist auch grade wieder ganz frisch schwanger, ich werde also nochmal Onkel. Und da wäre noch Luisa, die Mädels sind zwar alle älter als ich, aber zu Lu hab ich den meisten Kontakt. Ist auch irgendwie klar, wenn man sich neun Monate lang alles geteilt hat, wir sind Zwillinge. Sie wohnt leider mit Niels in Berlin und arbeitet da auch, deswegen sehen wir uns nicht oft, aber wir telefonieren regelmäßig. Mama und Papa sind zwar getrennt, verstehen sich aber noch einigermaßen gut. Luisa zieht mich immer damit auf, dass ich der Jüngste bin, dabei ist sie nur 10 Minuten älter." quasselt Leon drauf los. Als er so von seiner Familie erzählt, leuchten seine Augen regelrecht auf. „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer einfach war mit so vielen Mädels zuhause." lache ich. „Ne, wars auch nicht immer. Aber es war auch schön. Große Schwestern sind schon was tolles." lächelt er wieder. „Und bei dir? Du hast erzählt du hast einen kleinen Neffen?" interessiert schaut er zu mir rüber. „Oh ja, ich hab aber leider nur Brüder. Früher hab ich mir immer eine Schwester gewünscht. Matteo ist mein älterer Bruder. Er und Lisa haben letztes Jahr geheiratet und haben einen kleinen Sohn. Elia ist jetzt zwei und einfach so ein Goldstück. Matteo ist 27, ich bin 23 und Luca ist erst 17, also doch ein etwas größerer Altersunterschied. Fanden Matteo und ich nicht so cool, als wir dann noch ein Geschwisterchen bekommen sollten, aber jetzt sind Luca und ich ein Herz und eine Seele. ..." „Du bist erst 23?" Unterbricht Leon mit verblüfft. „Ich hätte dich so alt wie mich geschätzt, so 26/27." gibt er peinlich berührt zu. „Ja danke dir, du mich auch. Ich bin tatsächlich Jahrgang 98." lache ich. Ich finde es schlimm, dass ich schon 23 bin. „Nein so war das nicht gemeint. Du wirkst so mega erwachsen, ich war mit 23 gar nicht so, bin ich auch jetzt manchmal noch nicht. Aber ich finds gar nicht schlimm." rettet er sich. „Naja, auf jeden Fall sind Luca und ich unzertrennlich, vor allem, seit dem Matteo ausgezogen ist. Luca weiß auch, dass ich jeden Scheiß mit ihm mache und, dass er immer zu mir kommen kann, wenn was ist. Er hat jetzt seine erste Freundin, glaub mir, das war ein Drama bei Mama und Papa, weil ‚er ist ja noch so klein'." äffe ich meine Mama nach. „Aber ich finds gut, endlich mal ein Mädel zuhause. Anna ist auch mega lieb und wir verstehen uns super gut, ich hab sie aber auch erst einmal gesehen. Meine Eltern und Luca wohnen in Essen und Luca speilt auch Fußball dort. Weihnachten verbring ich dann auch bei der Familie, zumindest bei dem Teil, der hier in Deutschland lebt. Das wird wieder nen Fest." scherze ich. „Wieso?" fragt Leon. „Ich kann dir Fragerei nach einem Freund nicht mehr ab. Vor allem jetzt wo Luca Anna und Matteo Lisa hat wird's schlimm. Meine Oma ist da ganz arg hinterher." jammere ich. „Kenn ich zu gut, meine Schwestern sind alle drei vergeben und Oma und Opa lassen nicht locker. Mama hätte auch gerne mal ne Schwiegertochter, die was länger bleibt, das hat bisher nicht so geklappt." lacht er. „Ich freue mich jetzt schon auf diese ätzende Autofahrt und danach drei Tage Familienterror am Stück." Leon schmunzelt mich an, dann sieht er aus, als hätte er einen Geistesblitz gehabt. „Ich hab ne Idee, was hältst du davon, wenn wir zusammen hoch fahren über dir Feiertage? Ist ja die gleiche Richtung und spart Sprit. Außerdem wäre die Fahrt so vielleicht angenehmer. Ich wollte zwar eigentlich fliegen, aber ein Auto zu haben ist praktischer." Leons Unsicherheit über seinen Vorschlag steht ihm ins Gesicht geschrieben, bis ich nicke. „Klar, wieso nicht? Ich brauch da oben eh kein Auto. Sonst wäre ich auch Bahn gefahren. Solange ich mich auf dich verlassen kann und nachher nicht da fest sitze?" willige ich ein. „Und wie du das kannst. Dann ist das abgemacht. Wir schreiben dann nochmal wann ich dich abhole." grinst Leon. Auch ich grinse ihn an und für einen Moment verliere ich mich wieder in seinen Augen. Unser Augenkontakt wird von Leons Handy unterbrochen, welches aufgrund einer Nachricht einen Ton von sich gibt. Leon greift zu seinem Handy und öffnet es. „Shit, schon so spät? Ich muss los. Coach hat für morgen früh um 9 Uhr die erste Trainingseinheit angesetzt und Serge will irgendwas von mir. Ist das okay, wenn ich jetzt abhaue?" entschuldigt Leon sich. „Klar, ich will ja nicht deiner Weltkarriere im Weg stehen." lache ich und erhebe mich. Leon tut es mir gleich und geht schon mal in Richtung Flur, während ich noch das Geschirr in die Küche stelle. „Der Abend war sehr schön, Giulia." lächelt Leon mich warm an, als ich in den Flur komme. Mittlerweile hat er Mantel, Schuhe und Mütze schon wieder an. Auch ich ziehe mir schnell Schuhe an, da ich Leon ja nach Hause fahren muss. Ich schnappe mir meine Schlüssel ne zusammen gehen wir runter zu meinem Auto. „Ich schwöre, wenn gleich irgendein Idiot auf meinem Parkplatz parkt, dem mach ich die Hölle heiß." lache ich als wir einsteigen. Auch Leon lacht einmal laut auf, ehe er sich anschnallt. Geschickt lenke ich mein Auto durch München, bis ich vor Leons Wohnung parke. „Respekt, ganz ohne Navi oder meine Anweisungen gefunden." sagt er beeindruckt. „Klar, ich hab nen guten Orientierungssinn." lächle ich stolz. „Na dann. Der Abend war wirklich sehr schön Giulia. Ich weiss, dass habe ich vorhin schon mal gesagt, aber ich finde, wir sollten das öfter machen." lächelt Leon mich liebevoll an. Mittlerweile hat er sich abgeschnallt und sich zu mir gewendet. „Da hätte ich nichts gegen, ich mag dich." lächle ich, ohne vorher nachzudenken, was im Nachhinein betrachtet irgendwie dumm oder zumindest sehr unüberlegt von mir war. Wir schauen uns einfach nur in die Augen. Ich in seine braunen und er in meine grünen. Ich merke, wie Leon ein Stück auf mich zu kommt. Seine Bartstoppel umspielen seine Lippen so perfekt und betonen seine Wangenknochen. Em hat recht, er ist ziemlich heiß, aber der Gedanke ist absolut fehl am Platz. Leon und ich sind Freunde, da wird nicht mehr sein. Das kann ich nicht. Oder doch? Leon streicht mir mit der Hand eine Haarsträhne hinter mein Ohr, welche sich in mein Gesicht verirrt hat. Er lässt seine Hand an meiner Wange liegen und erst jetzt merke ich, dass er mir noch näher gekommen ist. Ich kann die hellen Sprenkel in seinen Augen erkennen, die in diesem Licht mir fast Golden erscheinen. Ich weiss nicht wieso ich das tue, aber ich lege meine Hand an seinen freien Oberarm. Ich spüre wie mein Herz schneller schlägt und meine Atmung sich verschnellert. Es ist das gleiche Gefühl, wie, wenn ich mit Celine kurz vor einer Springprüfung in den Pacours reite. Ich bin absolut nicht Herr meiner Sinne in diesem Moment, es fühlt sich gut an, macht mir aber auch Angst. Was macht er nur mit mir? Leon kommt mir mit seinem Gesicht noch ein aller letztes mal näher, ehe wir unterbrochen werden. Erschrocken schrecken wir auseinander, als mein Handy über die Freisprechanlage meines Autos klingelt. Leon leckt sich einmal über die Lippen, ehe er diese zusammenpresst, einmal durchatmet und seinen Kopf gegen die Kopfstütze fallen lässt. Auch ich muss ich einmal kurz sammeln. „Ich geh dann mal. Gute Nacht Giuli. Schreib mir bitte wenn du zuhause bist, ja?" lächelt Leon mich dann an, nachdem er sich scheinbar kurz gesammelt hat. Das klingeln meines Handys ist mittlerweile wieder verstummt. „Eh, ja mache ich. Schlaf gut Leon, ich sag Bescheid." bringe ich immer noch etwas überfordert raus. Kaum ist Leon ausgestiegen, lasse ich mich gegen meinen Sitz fallen. Was war das?
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Was machst du nur mit mir? | Leon Goretzka
Fanfiction„Ich liebe dich, Giulia. Und diesmal meine ich es genau so, wie ich es sage. Keine Missverständnisse mehr." Ungläubig starre ich ihn an. Seine braunen Locken, der Dreitagebart und seine braunen Augen fesseln mich. Er kommt mir so nahe, dass ich sein...