Der Alltag in München hat mich schneller eingeholt, als es mir lieb war.
Nachdem Leon am Tag auf Mamas Geburtstag wieder nach Hause gefahren ist, bin ich wie geplant noch ein paar Tage geblieben, bevor es auch für mich zurück nach Bayern ging.
Die restliche Zeit habe ich hauptsächlich mit Luca verbracht, wir waren shoppen, etwas essen oder haben uns einfach nur einen gemütlichen Abend auf dem Sofa gemacht.
Natürlich war die Stimmung in meiner Familie gekippt.
Papa wusste nicht so ganz mit der Situation umzugehen, gab sich aber wirklich aller größte Mühe.
Mama mochte Leon, das merkt man ihr an und für sie war das wichtigste einfach, dass ich glücklich war.
Aber war ich das? Konnte ich glücklich sein, wenn sich wegen mir meine Familie zerstritt? Wenn ich keinen Kontakt zu meinem Bruder mehr hatte? Ich konnte Matteos Reaktion ein Stück weit nachvollziehen, und dennoch war sie einfach übertrieben und unangebracht. Dass Matteo nicht die aller besten Erfahrungen mit Fußballspielern gemacht hatte, wusste ich schon lange. Der Exfreund seiner Frau, Lisa, war ebenfalls Fußballspieler, ebenfalls in der Bundesliga. Wer genau? Das hatte Matteo uns nie erzählt. Ich wusste nur, dass besagter Spieler Lisa mehrfach monatelang betrogen hatte und die Trennung alles andere als schön verlaufen war. Nicht zuletzt hatte sogar die Presse davon Wind bekommen. Zu dem Zeitpunkt war Lisa schon mit Matteo zusammen, etwa 1 Jahr nach der Trennung. Das Verhalten dieses Arschlochs auf andere zu projizieren und das auch noch vor meiner ganzen Familie inklusive meines Freundes kund zu tun war...
„Ist alles gut, Schatz?" Leons Stimme riss mich aus meinen Gedanken und bringt mich wieder ins hier und jetzt. Wir lagen in seiner Wohnung, in seinem Boxspringbett und genießen unseren freien Sonntag. Leons Finger streichen immer wieder beruhigend über meinen Arm, während ich in seinen Armen liege. Der März hatte die ersten warmen Sonnenstrahlen angelockt und mit ihnen auch die ersten singenden Vögelchen. Es würde nicht mehr lange dauern bis die ersten Blätter wieder grün wurden und...
„Giulia?" Leons Stimme war diesmal etwas energischer, weshalb ich mich von ihm löste, um zu ihm auf blicken zu können. Stumm sah ich in seine Augen, welche mich verzweifelt anblickten. Seitdem ich wieder hier war umschiffte ich das Thema ‚Matteo' gekonnt, dennoch beschäftigte es mich extrem.
„Ich verstehe ihn ja, aber..." setze ich an, Leon unterbricht mich sofort. „Aber er hat sich wie ein Arschloch verhalten und da gibt es nichts dran zu verstehen. Hör bitte auf dir die Schuld zu geben, es wird alles wieder gut, hörst du?" liebevoll streicht Leon mir eine Haarsträhne hinter mein rechtes Ohr. Ich nickte stumm, wie recht er nur hatte. „Aber es gibt da was, was sein Verhalten erklärt und auch seine abwehrende Haltung dir gegenüber. Ich bin mir sicher, es hat nichts mit dir persönlich zu tun." langsam setze ich mich auf. Leon tut es mir gleich und sieht mich abwartend an. ‚Na los Giulia, jetzt oder nie.' „Lisas Ex war auch Profifußballer, ebenfalls in der Bundesliga. Er hat sie mehrfach über Monate betrogen und die Trennung wurde später durch die Presse gezogen. Matteo ist einfach nicht gut auf Fußballer im allgemeinen zu sprechen, deswegen wollte ich nicht über deinen Job reden. Trotzdem ist es einfach unfair dir gegenüber und er sollte dir wenigstens die Chance geben ihm das Gegenteil zu beweisen. Die hast du nämlich mehr als verdient, Leon. Weil ich dich liebe und weil ich dir eben genau diese Chance gegeben habe." Ich schlucke schwer, die Tränen kann ich jetzt nicht mehr zurückhalten. Irgendwie ist grade so eine Last von meinen Schultern gefallen, weil ich darüber reden konnte. Darüber, was mich seit Tagen so bedrückt. Wortlos breitet Leon seine Arme aus, in die ich mich auch sogleich flüchte. Beruhigend streicht der Dunkelhaarige mir über den Rücken und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.
„Weiß Emmi davon?" unterbricht mein Freund die kurze Stille. Ich schüttele nur mit dem Kopf. „Tatsächlich nicht. Ich habe es ihr nie erzählt, keine Ahnung wieso. Aber die Zeit zuhause war schon schwer genug für uns, ich wollte sie da nicht mit reinziehen. Es gibt vieles, das sie nicht weiß." Leons Griff um mich lockert sich etwas. „Also hattest du niemanden zum reden gehabt? Giulia, du hast alles in dich rein gefressen?" diesmal nicke ich. Frische Tränen finden wieder den Weg meine Wange hinunter. Leon atmet einmal tief durch. „Es wird alles gut. Ich bin immer für dich da und ich werde immer da sein, hörst du? Ich liebe dich so sehr, Giuli." Leon drückt mich noch fester an seine Brust und auch ich drücke mich noch fester an ihn. Dieser Sonntagvormittag war unfassbar emotional, aber es tat gut das alles mal raus zu lassen, es mit jemandem zu teilen. Mit jemandem, den ich liebe und dem ich vertrauen kann.
„Weißt du denn, wer dieses Arschloch ist? Also Lisas Ex?" Stumm schüttele ich den Kopf. Scheinbar hat Leon sich die letzten Minuten den Kopf darüber zerbrochen, wer es gewesen sein könnte. Dass dieser Jemand ein Kollege von ihm war wurmte ihn wahrscheinlich nur noch mehr.
„Matteo hat nie erzählt wer genau es war, nicht mal welcher Verein. Aber Lisa kommt ursprünglich aus Stuttgart, es ist naheliegend, dass..." „dass dieses Arschloch bei Stuttgart gespielt hat." Beendet Leon meinen Satz. Innerlich rolle ich mit den Augen, da er mich wieder unterbrochen hat, zucke aber nur mit den Schultern. „Ausschließen würde ich es jetzt per se nicht, aber ich denke das geht uns auch gar nichts an. Solange Matteo meint mich so vor dir beschützen zu müssen, werde ich kein Wort mit ihm wechseln." mittlerweile sind meine Tränen wieder getrocknet und Leons Daumen streichen immer wieder beruhigend über meine Handrücken. „Du bist so stark, Giuli. Weißt du das eigentlich?" Ich zucke nur mit den Schultern. Einige Minuten sitzen wir einfach nur so aneinander gelehnt da und schweigen. Die Stille ist angenehm und tut irgendwie gut. Wenn ich bei Leon bin, ist sogar Stille etwas angenehmes, wobei ich sie früher immer am meisten gemieden habe.
„Magst du etwas spazieren gehen? Wir könnten ein Stücken raus in den Wald fahren, dann sind wir auch ungestört und können einfach ein bisschen frische Luft schnappen." schlägt Leon vor. Sofort bin ich von seiner Idee begeistert und meine Mundwinkel verziehen sich das erste mal an diesem Tag zu einem Schmunzeln.
„Sehr gerne." antworte ich und bin schneller als Leon gucken kann aus dem Bett in Richtung Bad gesprungen um mich umzuziehen und frisch zu machen.
Im Bad tausche ich Jogginghose und Leons Tshirt gegen eine blaue Momjeans und einen schwarzen Hoodie und binde meine Haare zusammen. Am Waschbecken putze ich schnell meine Zähne und wasche mein Gesicht, ehe ich mich auf die Suche nach meinem Freund mache. Überraschenderweise steht dieser schon fertig umgezogen in schwarzer Jeans und grauem Hoodie im Flur und wartet schon auf mich. „Können wir?" Ganz der Gentleman, der er nun mal ist, reicht er mir seine Hand. „Sì" Kichere ich während ich mich von ihm um meine eigene Achse drehen lasse. Geschickt befördert Leon mich zwischen seine starken Arme und drückt mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, welchen ich sehr gerne erwidere. „Du siehst umwerfend aus, wie immer." haucht er grinsend an meine Lippen, bevor er noch einen letzten kurzen Kuss auf diese drückt und dann nach meiner Jacke an seiner Garderobe angelt. Ebenso zuvorkommend hilft er mir in diese hinein. „Vielen Dank, Herr Goretzka. Da könnte ich mich ja fast dran gewöhnen." schmunzle ich und greife nach seiner Hand. „Aber sehr gerne, Frau Greco. Für so eine wunderschöne und bezaubernde Frau wie sie, tue ich das doch immer wieder gerne." lächelt Leon mir entgegen. „Flirten sie etwa grade mit mir?" grinsend ziehe ich eine Augenbraue hoch und sehe meinen Freund neckend an. Mit einem Ruck zieht Leon mich an sich ran und umschlingt meinen Oberkörper mit seinen Armen. Falle. „In der Tat, Liebes." Leons Worte sind eher ein Gemurmel an meinem Ohr und als er wieder einmal einen dieser federleichten Küsse hinter meinem Ohr platziert, ist es endgültig um mich geschehen. „Sicher, dass wir raus wollen? Wir können auch hier bleiben." Schlage ich vor und blicke den dunkelhaarigen mit dem Blick an, dem er eigentlich nicht widerstehen kann. Meine Geheimwaffe.
Doch der Lockenkopf schüttelt den Kopf. „Nein, Giulia. Dafür haben wir später noch genügend Zeit. Wir gehen jetzt eine Runde frische Luft schnappen und danach kochen wir was leckeres. Wenn ich Sie nun bitten darf mich zu begleiten?" Leon bleibt standhaft und hält mir seinen Arm zum einhaken hin. „Mit dem aller größten Vergnügen." kichere ich, hake mich bei meinem Freund ein und verlasse wenige Minuten später mit ihm die Münchner Innenstadt in Richtung Stadtrand.
DU LIEST GERADE
Was machst du nur mit mir? | Leon Goretzka
Фанфик„Ich liebe dich, Giulia. Und diesmal meine ich es genau so, wie ich es sage. Keine Missverständnisse mehr." Ungläubig starre ich ihn an. Seine braunen Locken, der Dreitagebart und seine braunen Augen fesseln mich. Er kommt mir so nahe, dass ich sein...