10 - Ein Solarium im Stadion

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„Ich wollte mich echt auch nochmal bei dir entschuldigen. Ich habe mit der Aktion gestern voll dein Date mit Leon gecrasht." ich muss aufpassen, dass der Kaffee mir nicht aus der Nase kommt, so sehr verschlucke ich mich und ende dann in einen unangenehmen Hustenanfall. Ein paar mal muss ich husten, dann finde ich meine Sprache wieder. „Das war doch kein richtiges Date. Wir kennen uns doch kaum." sage ich mit fester Stimme, damit es so überzeugend wie möglich klingt. „Was ja nicht heißt, dass ihr euch nicht daten könnt." meint die Blonde und zwinkert mir zu. „Em, da ist nichts und da wird auch nichts sein." stöhne ich genervt. „Aber du magst ihn und sein wir mal ehrlich, optisch ist der Mann schon eine Augenweide." wackelt Emma mit den Augenbrauen. Genervt verdrehe ich die Augen. ‚Wie Recht sie leider hat.' „Ja, mag ja sein, dass du recht hast. Er ist mega nett und ich mag ihn auch. Trotzdem, ich kenn ihn erst seit kurzer Zeit." meine ich möglichst gleichgültig. „Wie du meinst. Aber lass mich nicht meine Wette verlieren." lacht sie. „Welche Wette?" frage ich verdutzt. „Hab mit Serge drum gewettet, wie lange es dauert, bis ihr beide zusammenkommt. Serge sagt drei Monate, ich sag mindestens sechs, ich kenn dich doch." erklärt sie mir. Ich kann nicht andres, als mir mit der flachen Hand an die Stirn zu fassen, dann lache aber auch ich. Wo bin ich hier? Im Irrenhaus? „Das ist doch bitte nicht euer Ernst oder?" lache ich fassungslos. „Doch klar. Es geht um 50 Euro, also mach mich stolz." lacht Emma mich an. „Ihr seid echt unfassbar." schüttele ich nur den Kopf. „Aber jetzt mal ehrlich, wie lief euer Date?" fragt sie nun neugierig und lenkt geschickt das Thema um. „Es war kein..., ach egal. Bis ihr es unterbrochen habt, war es eigentlich ganz nett. Wir haben nen bisschen gequatscht, Essen bestellt und wollten grade nen Film schauen, als Serge dann kam. Wegen dir hab ich übrigens meine Ente Süß Sauer nicht essen können. Aber Leon hat mir versichert, dass wir das nachholen." erzähle ich ihr vom gestrigen Abend. „Das hat Potential, das wird was." meint Emma fast schon siegessicher. „Mh." mache ich nur und schaue kurz auf mein Handy. Ich falle aus allen Wolken, als ich sehe, dass es schon halb sechs ist. Eigentlich wollte ich um sechs im Stall sein. Das kann ich jetzt wohl vergessen. „Merda. Schon so spät? Ich muss los, ich wollte um sechs im Stall sein. Wir haben schon halb sechs. Das kann ich auf jeden Fall vergessen." fluche ich und springe auf. „Lia, kann ich nicht mitkommen in Stall. Ich hab Celine schon ewig nicht mehr gesehen." bittet Em mich. „Sorry, Celine kriegt heute schon Besuch. Nächstes mal, okay?" lächele ich sie entschuldigend an. „Aha, und was ist das für Besuch, der wichtiger ist als ich?" fragt sie nun neugierig, während ich meine Schuhe anziehe. „Männlicher Besuch, Leon wollte unbedingt mitkommen." zucke ich mit den Schultern, als ich mir meinen Mantel überziehe. „Bitte was?" fragt Emma ungläubig. „Leon hat gefragt, ob er mit zu Celine kann. Ich hole ihn jetzt gleich ab." meine ich und greife meine Schlüssel, während ich in Richtung Tür gehe. „100% der Typ steht auf dich. Ich bin mir so, so sicher!"kreischt die Blondine, während ich einfach nur Lachen kann. „Dann wollen wir dich mal nicht aufhalten, los, los. Und Viel Spaß." lacht sie und schiebt mich aus der Tür raus. Wir verabschieden uns kurz und auf dem Weg nach unten rufe ich Leon an. „Hey, ich fahr jetzt bei Emma los, haben uns voll verquatscht, deswegen so spät. Ich sammle dich dann ein, ich muss aber kurz zuhause nochmal rein und mich umziehen. So in 10 Minuten?" plapper ich los, während ich schnell in mein Auto steige. „Ja klar, ich bin fast fertig. Bis gleich." „Bis gleich, Leon." meine ich schnell und fahre los. Zehn Minuten später sammle ich Leon ein und fahre zu meiner Wohnung weiter. „Sorry nochmal, dass ich so spät bin, hab mich verquatscht. Ich beeil mich, ich wollte eigentlich erst hier her und dann dich holen." entschuldige ich mich bei Leon, während wir meine Wohnung betreten. „Fühl dich wie zuhause, ich beeil mich." meine ich und verschwinde im Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Keine fünf Minuten später verlassen Leon und ich die Wohnung auch schon wieder. „Bist du auch warm angezogen?" frage ich Leon skeptisch als wir wieder im Auto sitzen. „Ich hoffe es, hab so viel angezogen wie ging." lächelt er und lehnt sich in den Sitz zurück. „Dann reicht das nicht." lache ich und parke das Auto auf dem Hof.
Leon und ich steigen aus und gehen zu Celines Box. „Da wären wir. Das ist Celine. Celine, Leon. Leon, Celine." stelle ich die beiden einander vor, weshalb Leon lachen muss. „Hattest du schon mal was mit Pferden am Hut?" frage ich den braunhaarigen, während ich das Halfter meiner Stute nehme und die Boxentür öffne. Leon schüttelt nur mit dem Kopf und tritt einen Schritt beiseite, während ich die Schimmelstute aus der Box führe und sie vor ihrer Box nun anbinde. „Okay. Wartest du kurz hier? Ich hole meine Sachen." frage ich Leon und ehe er etwas erwidern kann bin ich auch schon in Richtung Sattelkammer verschwunden. Aus meinem Schrank hole ich mein Putzzeug, eine Longe und meinen Kappzaum und gehe zurück zu den beiden. Heute wird Celine longiert, dabei läuft sie an einer langen Leine, der Longe, um mich herum im Kreis. Die Longe wird am Kappzaum eingegangen, welcher an dem Kopf meiner Stute verschnallt ist. Die Arbeit heute ist für Celine etwa so anstrengend, wie lockeres Joggen für uns Menschen. „Und, seid ihr schon beste Freunde?" frage ich lächelnd, als ich wieder bei den beiden angekommen bin. „Ich weiss nicht, sie guckt mich irgendwie komisch an." meint Leon unsicher. „Pass auf," meine ich ermutigend und gehe zu meiner Stute. „Celine ist super lieb, sogar mein kleiner Neffe, der ist erst zwei, kann sie alleine streicheln. Komm mal her." ermutige ich Leon. Irgendwie süß, wie unsicher er ist, obwohl er gar keine Angst haben braucht. Ich fasse in Celines Halfter am Kopf, um sie dort fest zu halten. „Halte ihr mal deine Hand an die Nase. Dann kann sie erstmal schnuppern. Sie kennt dich ja auch noch nicht. Das schlimmste was passieren wird, ist, dass sie dich gleich auf was essbares absucht." lache ich. Tatsächlich traut Leon sich und lässt Celine an seiner Hand schnuppern. Ganz vorsichtig schnuppert diese und stupst dann seine Hand mit ihrer Oberlippe an. „Siehst du, die liebt dich jetzt schon." lache ich und auch Leon grinst einmal kurz. Ich ziehe Celine ihre Decke aus und öffne meinen Putzkasten. Aus dem Beutel vor Celines Box nehme ich ein paar Möhren raus und drücke sie Leon in die Hand. „Hier, zum einschleichen. Halt die unten fest und ihr einfach vors Maul, die nimmt sie sich dann schon." sage ich und fange an meine Stute zu putzen. Erst kratze ich die Hufe aus, dann putze ich schnell über ihr schneeweißes Fell. Zum Schluss lege ich ihr ihren Beinschutz an, damit sie sich später nicht verletzt. Dabei guckt Leon mich komisch an. „Muss sie auch Schienbeinschoner tragen?" fragt er verdutzt. Ich lache kurz auf. „So in etwa ja. Dass ist einfach nur, damit sie sich beim Laufen später nicht gegen ihre eigenen Beine Haut und sich so verletzt. Erkläre ich ihm und bereite Celine zu Ende vor. „Und was machen wir jetzt?" fragt Leon. Er gibt sich wirklich Mühe, was ich sehr niedlich finde. „Wir drei gehen jetzt in die Reithalle und da muss Celine sich erstmal warm laufen." meine ich während wir in Richtung Reithalle spazieren. Da wir so spät da sind, ist keine Menschenseele mehr hier, genau so war auch mein Plan. In der Reithalle angekommen schließe ich die Tür hinter uns. „Entweder du setzt dich hier hin, oder du läufst mit uns." biete ich Leon an. „Ich laufe mit." entschließt er sich sofort. „Ist dir schon kalt?" frage ich, was Leon mit einem Nicken beantwortet. „Aber ich schaff das." sagt er bestimmt. „Daran habe ich auch nicht gezweifelt, aufm Platz ist bestimmt auch nicht wärmer oder?" frage ich interessiert. „Absolut nicht, hier regnets wenigstens nicht, ich muss bei Regen, Wind und Schnee trotzdem spielen. Das ist manchmal echt ekelig." erzählt er. „Das glaube ich dir." lächele ich. „Und muss Celine jetzt auch so Aufwärmübungen machen wie ich immer?" fragt der größere grinsend. Bei der Vorstellung fange ich an zu lachen. „Ne, wir müssen nur 15 Minuten laufen, aber wenn die was einfällt kannst du's ja gerne vormachen, vielleicht macht sie's nach."lache ich. „Ich denke nicht." lacht Leon. „Du kannst sie aber auch gerne führen, wenn du dich das traust." provoziere ich ihn. Jungs sind so einfach aus der Reserve zu locken, sobald man so tut, als könnten sie etwas nicht, können sie es auf einmal perfekt. Leon zögert kurz, nickt dann aber. Und das beste, Jungs sind auch alle genau gleich. Was bei meinen Brüdern funktioniert, funktioniert scheinbar auch bei Leon. Ich bleibe mit Celine stehen und Leon und ich tauschen Plätze. Ich drücke ihm den Strick so in die Hand wie er ihn halten soll. „Pass auf, hier darfst du ausnahmsweise mal Chef sein,..." „Was heißt hier ausnahmsweise?" unterbricht Leon mich erschüttert. „Lass mich doch ausreden, verdammt." lache ich, „Also du Chef, Celine nix. Sie soll ja das machen was du willst, aber ihr seid ein Team. Heißt im Umkehrschluss ihr geht zusammen los, ihr haltet zusammen an und ihr geht im gleichen Tempo, aber nur, wenn du ihr das sagst. Verstanden?" frage ich Leon nach meiner Predigt. „Klar, ich bin Chef." wiederholt Leon grinsend. „War ja klar, dass du dir nur das merkst." verdrehe ich lachend die Augen. Ich bin überrascht, wie erstaunlich gut Leon meine Anweisungen umsetzt. Ebenso bin ich stolz auf mein Pferd, wie brav sie mit dem unsicheren Leon mitgeht und versucht alles richtig zu machen. Nach 15 Minuten, in denen Leon Celine Schritt geführt, und ich dabei auf die beiden aufgepasst habe, hat hänge ich Celine an die Longe und lasse sie sich im Trab erstmal einlaufen.
Ich arbeite ungefähr 20 Minuten mit ihr und lasse sie im Schritt, Trab und Galopp in beide Richtungen um mich herum laufen. Als wir fertig sind und ich Celine in der Mitte der Halle lobe, kommt Anna mit ihrem Pferd in die Halle. Anna ist eine Freundin aus dem Stall und ihre Stute Sissi ist Celines beste Freundin. Kurz brummeln die beiden Pferde sich entgegen, als auch Anna und ich uns begrüßen. „Hi Guilia, wie gehts?" fragt Anna als sie die Tür schließt. „Ach, da ist ja noch jemand. Hi, ich bin Anna." begrüsst Anna Leon. „Hi, Leon." antwortet er grinsend. Anna kommt zu mir, damit Celine und Sissi sich begrüssen können. „Gehört er zu dir?" fragt sie mich, woraufhin ich nicke. „Dein neuer Lover?" wackelt Anna mit den Augenbrauen und ich muss lachen. „Ne, ne, du. Is nen Kumpel." antworte ich ihr wahrheitsgemäß. „Schade, der sieht gut aus, kommt mir bekannt vor." überlegt sie. „Wenn du das sagst." lache ich. „Machst du nachher alles aus, ich bin gleich weg?" frage ich Anna als Leon und ich mit Celine die Halle verlassen. Diese nickt nur und reitet weiter Schritt.
Vor der Halle muss ich Celines Hufe vom Sand befreien und bitte Leon sie festzuhalten, was er mit Bravour meistert. „Ist dir immer noch kalt?" frage ich, obwohl ich mir die Antwort schon denken kann. Leons Nase hat sich leicht rot verfärbt und seine Hände stecken tief in seinen Taschen. „Geht, wenn ich mich bewege nicht, nur das rum sitzen hat mich gekillt." antwortet er. „Hättest ja mit laufen können." zucke ich mit den Schultern und mache Celine am Putzplatz fest. „So viel Ausdauer hab ich dann doch nicht." lacht er. „Du läufst beim Fussball doch auch viel." stichele ich ihn an. „Ja, aber doch nicht so schnell." Ich schalte das Solarium an und streichele Celine über den Kopf. „Stell dich zu ihr, dann wird dir warm. Ich räum schnell alles weg und dann düsen wir." schlage ich vor und verschwinde. Als ich wieder komme stehen Leon und Celine gemeinsam unter dem Solarium und genießen die Wärme. „Das is ja nen geiles Teil, muss ich mal vorschlagen für die Ersatzbänke. Das ist wie im Himmel." schwärmt Leon. Ich lache und decke Celine wieder ein. Dann bringe ich sie in ihre Box und füttere sie noch schnell. „So, wir können." lächle ich und gehe mit Leon zurück Richtung Auto. „Du weißt, dass du mir jetzt was schuldig bist, oder?" fragt Leon während ich den Motor starte. Fragend sehe ich ihn an. „Du kommst jetzt auch mal mit zum Platz, dann lernst du die Jungs kennen und siehst mich spielen." schlägt Leon vor und grinst dabei wie ein kleiner Junge an Weihnachten.
„Okay." nicke ich kurz und bemerke, wie Leons Lächeln noch breiter wird. Auch ich muss lächeln, da er mich ansteckt. Vorhin hatten wir beschloßen, dass wir bei mir den gestrigen Abend nachholen, also lenke ich mein Auto durch die Dunkelheit zu meiner Wohnung.

Moin! Es geht voran! Sagt mal, wer von euch hat was mit Pferden zu tun oder reitet sogar selbst? Interessieren euch überhaupt die Kapitel zu Giulias Hobby?

Was machst du nur mit mir? | Leon GoretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt