Gegen viertel nach vier fange ich dann an mich fertig zu machen. Da wir nur bei Leon zuhause sein werden, entscheide ich mich für eine schwarze Leggins und einen dunkel roten Hoodie. Meine braunen Haare kämme ich noch einmal durch und lasse sie dann offen über meine Schultern fallen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer mache ich einen kurzen Zwischenstopp im Bad, um mein Gesicht zu waschen und noch einmal Deo aufzutragen. Fertig im Bad räume ich schnell mein Wohnzimmer auf und verlassen dann pünktlich um halb fünf meine Wohnung und setze mich in mein Auto. Ich gebe Leons Adresse in mein Navi ein, schreibe ihm schnell, dass ich los fahre und lenke mein Auto von meinem Parkplatz am Straßenrand auf die Straße.
Nach ein paar Minuten Suche habe ich dann endlich einen Parkplatz vor Leons Adresse gefunden und parke dort mein Auto in der freien Parklücke. Ich steige aus und stehe vor einem gemütlichen und unscheinbarem Mehrfamilienhaus mitten in Giesing. Ich bewege mich zur Eingangstür des Hauses und schaue auf die Klingelschilder. ‚Fuck' denke ich mir. Wenn ich wüsste, wie Leon mit Nachnamen heißt, wäre die Suche um einiges erfolgreicher. Kurzer Hand beschließe ich einfach ihn anzurufen, nützt ja nichts. Ich wähle seine Nummer und warte bis er abhebt. „Ja, Giulia?" ertönt es am anderen Ende der Leitung von einem abgehetztem Leon. „Hey, Leon. Ich bin da, machst du mir auf?" frage ich peinlich berührt. „Ach so, ja klar. Einfach bis ganz oben durch." erklingt Leons Stimme und kurz darauf beginnt die Tür zu surren. Ich lege auf und gehe, wie mir befohlen, nach oben bis in den letzten Stock. Als ich fast ganz oben bin, sehe ich, dass ich auch den Aufzug hätte nehmen können.
Die letzten Stufen erklimmend, sehe ich schon Leon grinsend am Türrahmen lehnen. Er trägt ein weißes Shirt und eine schwarze Jogginghose und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Zum Glück hat er auch ein entspanntes Outfit gewählt. Seine noch feuchten Haare hängen ihm in definierten Locken leicht im Gesicht, wahrscheinlich war er grade duschen gewesen. „Sag mal, läufst du das hier jeden Tag hoch?" außer Puste komme ich bei Leon an. Er zieht mich zur Begrüßung grinsend in eine Umarmung und drückt mich kurz an sich. „Wenn ich ehrlich bin, bin ich faul und nehme immer den Aufzug. Aber sag's keinem. Komm erstmal rein." lächelt er, als er mich wieder los lässt und deutete mir mit dem Arm an einzutreten. Ich drücke mich an ihm vorbei in seine Wohnung und staune nicht schlecht. Die Wohnung ist größer als ich gedacht hätte, und sie von Außen aussieht, und sehr stilvoll, jedoch minimalistisch eingerichtet, was ich mir bei Leon eigentlich schon gedacht hatte. „Zieh ruhig Schuhe aus, dann muss ich nicht so viel Putzen." lacht Leon, und ich tue wie mir befohlen. In der Küche angekommen lege ich mein Handy, Schlüssel und Portemonnaie auf der Arbeitsplatte ab und lehne mich dann gegen diese. „Ich geh nochmal kurz ins Bad, Training hat etwas länger gedauert und ich bin nicht ganz fertig geworden. Wenn du was trinken willst, bedien dich. Gläser sind im Schrank über dir, musst mal schauen, was du so im Kühlschrank findest. Fühl dich wie zuhause." grinst er und verschwindet auch schon. Ich nehme mir ein Glas aus dem Schrank und gieße mir Wasser ein. Ich schnappe mir mein Handy, um Emma eben zu schreiben und stütze mich mit den Ellbogen auf der Arbeitsplatte ab. ‚Bin jetzt bei Leon ;)' schreibe ich Emma schnell. Prompt kommt darauf auch schon eine Antwort. ‚Viel Spaß euch zwei Süßen. Serge kommt auch gleich :*'. Ich schließe den Chat und schau mich in Leons Wohnung um. Alles ist sehr clean und in hellen Farben eingerichtet. Die Wände sind hauptsächlich ganz schlicht weiß gehalten und hier und da hängen ein paar Bilder und Fotos. Das graue Sofa passt perfekt zu der Arbeitsplatte der Küche und da Leons Wohn- und Essbereich offen ist, kommt das besonders gut zur Geltung. Ich schau mich weiter um, als mir jemand von hinten in die Seite piekt. Erschrocken drehe ich mich um und schaue in Leons schelmisch grinsendes Gesicht. „Ey, wofür war das denn?" lache ich nun auch. „Einfach nur so." lacht Leon und macht sich auf den Weg zum Sofa. „Übrigens, Giulia, Goretzka!" Ruft er mir zu, ehe er sich auf dem Sofa nieder lässt. Einen arm auf der Sofalehne abgelegt schaut er mich amüsiert über meinen Gesichtsausdruck an. Immer noch stehe ich in der Küche und schaue ihn verwirrt an. Er scheint gemerkt zu haben, dass es in meinem Kopf rattert und erläutert es mir. „Damit du demnächst weißt wo du klingeln musst." Schmunzelt er und zwinkert mir zu. Als hätte ich grade den größten ‚Aha-Moment' meines Lebens gehabt reiße ich meine Augen. Im nächsten Moment versuche ich ihn böse anzugucken, was aber nicht klappt, da ich einfach in sein Lachen mit einstiegen muss. „Grazie, Goretzka." Entgegne ich nur darauf und setze mich neben ihn. „Italienisch ist so eine schöne Sprache. Ich glaube du musst mir mal was beibringen." lächelt er verträumt und stützt seinen Kopf auf seiner Hand ab. Den bittenden Blick hat er wirklich gut drauf. „Okay, na gut, weil du es bist. Sprich mir mal nach. Ciao, mi chiamo Leon." dann spiel ich wohl mal die Lehrerin für ihn. „Bitte was? Ciao, ti amo Leon?" sofort breche ich in schallendes Gelächter aus. Leons verdutzter Blick macht das ganze auch nicht besser, weshalb mir nach kurzer Zeit schon der Bauch von Lachen weh tut. Leon zieht einen Schmollmund, muss dann aber auch grinsen. „War das so schlimm falsch?" fragt Leon. „Ja, kommt auf deine Intention an. ‚Ti amo' heißt ‚ich liebe dich'. ‚Mi chiamo' heißt ‚ich bin'." lache ich und schlagartig wechselt Leons Grinsen in ein erschrockenes Gesicht. „Oh." macht er nur und fasst sich in den Nacken. „Nicht schlimm, wir versuchen es nochmal. Ciao. Mi. Chiamo. Leon." versuche ich es noch einmal, diesmal deutlicher gesprochen von meiner Seite aus. Beim zweiten Anlauf klappt es auch einigermaßen und dabei belassen wir er vorerst. Natürlich war seine Aussprache nicht perfekt, aber das ist halb so wild. Wir unterhalten uns eine Weile über alles mögliche. Meinen Job, wie ich nach München gezogen bin, über meine und seine Freunde und, und, und. „Leon? Magst du mir jetzt erzählen, was genau du beruflich machst? Du hast es mir versprochen." ich setze mein liebstes Lächeln auf, auch ich hab den Blick gut drauf. Er seufzt ein Mal und fährt sich durch die Haare. „Ich hab ja schon erzählt, dass ich mit Serge Fussball spiele. Wir sind beide Profi Fußballer beim FC Bayern München und bei der deutschen Nationalmannschaft. Daher kenn ich Serge auch, wir haben früher schon zusammen gespielt." erzählt Leon ruhig. Man merkt, dass es ihm nicht einfach fällt so darüber zu reden. Wahrscheinlich hat er schon viel negative Resonanz zu seinen Job bekommen. „Das ist ja mal mega cool. Ich kenn mich zwar mit Fußball so null aus, aber dann scheinst du ja auch nicht ganz unbekannt zu sein, oder?" Frage ich aufgeregt und nehme einen Schluck aus meinem Glas. Mittlerweile bin ich auf Cola umgestiegen. „Ne, nicht wirklich. Du findest das cool?" fragt er noch einmal nach. „Ja voll. Wieso denn nicht?" Frage ich lachend. „Keine Ahnung. Hatte bisschen Angst vor deiner Reaktion. Die meisten denken ich sei deswegen mega abgehoben." erleichtert lässt er sich zurück fallen und schmunzelt mich an. „Und nun?", frage ich, „hast du Bock essen zu bestellen und dann einen Film zu gucken?" Frage ich ihn. Als Bestätigung knurrt mein Magen ganz schön. „Klar. Mach ich mir Feinde, wenn ich kein Bock auf Italienisch hab?" neckt er mich. Provozierend schaue ich ihn an. „Finden Sie es doch heraus, Herr Goretzka." antworte ich und sehe ihn herausfordernd an. „Chinesisch?" steigt er in mein Spiel mit ein. Kurz überlege ich, ich möchte ihn aber nicht zu sehr ärgern, daher stimme ich ihm zu. Wir suchen uns jeder ein Gericht aus und Leon geht eben beim Lieferservice bestellen.
Abgelenkt scrolle ich durch Instagram, als auf einmal meine Sicht verdeckt wird. Kurz zucke ich vor Schreck zusammen, erinner mich dann aber, dass es ja nur einer sein kann. Ich versuche mich aus dem Griff zu lösen, was mir aber nicht gelingt. „Wer bin ich?" fragt Leon mit verstellter Stimme. „Witzig, Leon. Non sei divertente." Endlich löst er seine Hände von meinen Augen und ich verdrehe diese nur. „Man." schmollt Leon und stützt sich neben mir auf der Lehne ab. „Wir führen jetzt ne Regel ein, okay? Kein italienisch, außer du erklärst mir sofort, was es heißt. In Ordnung?" ernst hält er mir seine Hand hin, in welche ich wohl einschlagen soll. „Oh, mein lieber, das kann ich dir aber nicht versprechen. Du weißt schon, das italienische Temperament und so." zucke ich mit meinen Schultern. „Giulia, schlag jetzt ein." fordert er mich ernst auf. Ich bleibe aber standhaft. „Leon, è un'idea stupida." provoziere ich ihn. Kurzerhand kommt er über die Sofalehne gehüpft und sitzt neben mir. „Madame, ganz blöd bin ich nicht. ‚Idea' und ‚stupida' kann ich mir wohl denken was das heißt." mit undurchdringlicher Miene hält er mir wieder seine Hand hin. „Na gut. Aber nenn mich nicht Madame." ich schlage ein und sofort lächelt er wieder. In diesem Moment klingelt es an der Tür. „Geht doch. Das ist wohl unser Essen, Madame." grinst er, wobei er das ‚Madame' besonders betont. Schnell steht Leon auf und joggt zur Tür, um unser Essen anzunehmen.
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Was machst du nur mit mir? | Leon Goretzka
Fanfiction„Ich liebe dich, Giulia. Und diesmal meine ich es genau so, wie ich es sage. Keine Missverständnisse mehr." Ungläubig starre ich ihn an. Seine braunen Locken, der Dreitagebart und seine braunen Augen fesseln mich. Er kommt mir so nahe, dass ich sein...