„Ich liebe dich, Giulia. Und diesmal meine ich es genau so, wie ich es sage. Keine Missverständnisse mehr." Ungläubig starre ich ihn an. Seine braunen Locken, der Dreitagebart und seine braunen Augen fesseln mich. Er kommt mir so nahe, dass ich sein...
The day of the days. Lina holt mich in einer halben Stunde ab und ich bin nicht ansatzweise fertig. Nachdem ich mit wenig Erfolg mit ein Outfit raus suchen wollte, habe ich das erstmal auf später verschoben und mache mich schnell im Bad fertig. Meine Haare locke ich so, dass sie leichte Wellen bekommen und mehr Volumen haben. Ich style meine vordersten Strähnen und trage sie dann offen. Schnell creme ich mein Gesicht ein, bringe meine Augenbrauen in Form und tusche dann meine Wimpern, bevor ich mich wieder meinem Outfit widme. Ich entscheide mich für eine blaue lockere Jeans und einen braunen Pulli, schön ist vielleicht anders, aber in erster Linie soll mir ja nicht kalt werden. Im Flur packe ich schnell meine Tasche, schlüpfe in meine Stiefeletten und grade als Lina mich anruft, greife ich nach meiner warmen Jacke. „Bin da." klingt Linas fröhliche Stimme durch meinen Lautsprecher. „Super, ich komm runter." schnell lege ich wieder auf, schnappe meine Tasche und schließe die Wohnungstür hinter mir ab. „Hey, schön, dass du mit kommst. Gut siehst du aus." über die Mittelkonsole hinweg zieh Lina mich in ihre Arme. „Hey, ich freu mich auch. Das kann ich nur zurück geben." lächle ich zurück. Lina hat ihre braunen Haare zu einem Knoten in ihrem Nacken zusammen gesteckt und ebenso wie ich ein leichtes Makeup aufgetragen. „Und? Bist du schon nervös." erkundigt sich Lina, während sie das Auto auf die Straße lenkt. „Nicht wirklich, wieso?" ich sehe zu der Brünetten hinüber. „Ich war total nervös, als ich das erste mal Joshua hab spielen sehen. Wir waren zu dem Zeitpunkt ganz frisch zusammen, das war schon aufregend und alles neu für mich." erzählt sie, während sie den Weg zur Allianz Arena einschlägt. Zugegebenermaßen habe ich mich vorhin noch etwas über Fußball und die Bayern informiert, damit ich gleich nicht wie der aller größte Depp da stehe. „Aufregend wird's bestimmt. Ich hab gar keine Ahnung von Fußball um ehrlich zu sein. Aber ich kann mir gut vorstellen wie nervös du warst, das erste Spiel von deinem neuen Freund und dann vor so einer Kulisse." überleg ich, meine Augen sind auf den regen Verkehr der Münchner Innenstadt gerichtet. „Fußball ist gar nicht so schwer. Merk dir, wir spielen meistens in Rot und der Ball muss ins Tor. Jo hat übrigens erzählt, dass Leon schon den ganzen Tag wie ein Wasserfall plappert, ich glaube er ist nicht nur wegen dem Spiel heute so nervös." kichert Lina. „Nicht du auch noch!" lachend verdrehe ich meine Augen. „Ja, Leon hat mich eingeladen und sich auch wirklich gefreut, aber ich glaube du interpretierst da zu viel rein." hole ich sie wieder auf den Boden der Tatsachen. „Wenn du meinst. Sag mal Guilia, was ich dich immer schon mal fragen wollte, wie alt bist du eigentlich? Ich weiß, das fragt man eigentlich nicht." mittlerweile sind wir an Gelände er Arena angekommen und stehen in einer kleinen Schlange am Schalter. „Alles gut, ich bin 23." antworte ich ihr und lächele sie an. „Waaaas? Verarsch mich nicht. 23 erst? Hätte ich niemals gedacht." den kleinen Schock muss Lina wohl erstmal verdauen. Amüsiert über ihre Reaktion muss ich laut auflachen. „Glaub mir, du bist nicht die erste. Leon konnte es auch nicht fassen. Ich finde 23 schon fast alt." lache ich. „Emma ist dann genau so alt wie du? Na da haben die Jungs sich aber zwei ausgeguckt, aber finde ich gut. Ihr seid beide taff und lasst euch nichts sagen." ich nicke nur zustimmend und schaue dann kurz auf mein Handy. ‚Bist du schon da?😅' ich öffne Leons Chat und schreibe ihm. ‚So gut wie, suchen grade nen Parkplatz.' sofort kommt eine Nachricht zurück. ‚Wir holen euch ab!' schmunzelnd verstaue ich mein Handy wieder in meine Jacken Tasche. „Die Jungs wollen uns abholen." informiere ich Lina, welche grade das Auto in eine freie Parklücke gestellt und den Motor abgeschaltet hat. „Als wüsste ich nicht wo wir hin müssen, aber ich nehme an, dass das nicht Joshuas Idee war." ich schnappe meine Tasche und steige ebenfalls aus dem Auto aus. Heute ist ein sonniger Tag, trotz dessen ist es eisig kalt in München, weshalb ich meine Hände wieder in meinen Jackentaschen verstecke. Ich folge Lina über den Parkplatz in Richtung Stadion, wo uns die Jungs schon erwarten. „Ihr wisst aber, dass ihr das eigentlich nicht dürft, oder Jungs?" tadelnd sieht Lina zwischen ihrem Mann und seinem besten Freund hin und her, bevor Jo ihr einen Kuss auf die Lippen drückt. „Wir lieben das Risiko." lacht Leon und zieht mich in seine Arme. „Guten Tag, junge Dame." raunt er in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut auf meinen Armen verpasst. Gut, dass ich eine dicke Jacke anhabe. „Na du?" lächle ich ihn an, als wir uns ein Stück von einander lösen. „Herzallerliebst seid ihr zwei Süßen, aber ihr müsst arbeiten, also hopp hopp." scheucht Lina die beiden Jungs hoch. „Jaja, bis später." wir winken den Jungs hinterher und machen uns dann auf den Weg hoch ins Stadion. Du wirst wahrscheinlich gleich erstmal von der Größe des Stadions und der Stimmung geflasht sein. Die Fans sind echt krass, wir sitzen aber in einem ruhigeren Block, da sitzen die verletzten Spieler und so auch immer. Also kein Grund zur Sorge." Lina führt mich zielsicher durchs Stadion, grüßt hier und da ein paar Leute, als wir endlich auf unseren Plätzen angekommen sind. Und sie hatte recht, die Größe des Stadions ist echt beeindruckend. Einen Moment lang sehe ich mich um, folge dann aber Lina, um den Anschluss nicht zu verlieren. „Da wären wir, wie gefällts dir?" ich nehme neben Lina Platz und sehe mich noch einmal um. „Der Wahnsinn, ich liebs." grinse ich. Ich denke, ich werde öfter zu Spielen kommen, die Atmosphäre ist echt besonders. Langsam füllt sich das Stadion immer mehr. Lina und ich unterhalten uns, als sie plötzlich mitten im Satz unterbricht und auf den Platz zeigt. „Die Jungs kommen raus und wärmen sich auf. Weißt du was, wir rufen Em per FaceTime jetzt an." grinsend nicke ich und Sekunden später erscheint das Gesicht meiner besten Freundin auf meinem Display. Ihre Haare hat zu einem unordentlichen Dutt auf ihrem Kopf gebunden und sie trägt ihre Brille, scheinbar lernt sie für ihre anstehenden Klausuren. Ohne ein Wort zu sagen, drehe ich meine Kamera und zoome ganz nah auf Serge ran. Ems Augen werden größer und sie kommt mit dem Gesicht näher an den Bildschirm ran. Mit Daumen und Zeigefinger zieht sie die Brille ein Stück runter, um besser sehen zu können. Einen Moment lang beobachtet sie ihren Freund auf dem Spielfeld. Bevor sie die Brille wieder hochschiebt und sich triumphierend zurück lehnt. „Mh, ja. Der ist heiß." schmunzelt sie zufrieden. Lina und ich müssen zeitgleich laut auflachen und ich drehe die Kamera wieder auf mich und die Brünette neben mir. „Na ihr beide, ich wäre so gerne auch dabei." jammert Em und hält ihre Uni Unterlagen kurz in die Kamera. „Wegen uns oder wegen unserer Nummer 7?" fragt Lina schmunzelnd. „Ich denke beides." gibt Em zu und wird ein wenig rot. Diese Verliebtheit. „Lern du mal fleißig, ich halt dich auf dem laufenden." lächle ich in die Kamera. „Mach ich. Ich möchte bitte live Updates. Wenn möglich von gesamten Spiel und nicht nur von Leon." zwinkert Em in die Kamera. Sie kassiert nur einen scharfen Blick von mir, neben mir muss Lina kichern. „Hab dich auch Lieb, Liachen." Em wirft mir einen Luftkuss zu und beendet dann das Telefonat. „Wann seht ihr es eigentlich ein?" Bricht Lina irgendwann die Stille. Fragend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. „Du und Leon. Es ist so offensichtlich, nur keiner von euch beiden macht den ersten Schritt." einfühlsam legt Lina mir eine Hand auf die Schulter. „Das ist irgendwie nicht so einfach. Ich möchte ihn als Freund nicht verlieren, aber ich mag ihn wirklich sehr." seufze ich. „Das merkt man. Glaub mir, ihm gehts genau so, da bin ich mir sehr sicher. Versprichst du mir, dass ihr darüber redet? So kann man das ja nicht mit ansehen. Ich würde mich wirklich für euch Beide freuen." zwinkert die Brünette mir zu. „Versprochen." lächle ich und richte meinen Blick wieder auf den Rasen. Ich beobachte die Jungs bei ihren Aufwärmübungen. Ob Lina recht hat? Gehts Leon genau so wie mir? Neutral betrachtet ist es eigentlich wirklich sehr offensichtlich. Meine Gedanken schweifen weiter ab, während mein Blick unweigerlich an Bayerns Nummer 8 hängen bleibt. Auch wenn ich nichts vom Fußball verstehe, muss ich sagen, dass das Spiel mich wirklich gepackt hat. Lina neben mir war voll bei der Sache. Und auch wenn die Jungs unentschieden gegen Leipzig gespielt haben, die Stimmung und die Fans waren der Hammer. Schade, dass Leons Tor nicht gezählt hat. Lina hat mir zwar versucht zu erklären was Abseits ist, aber so genau hab ich das nicht gerafft. Auch der späte Ausgleich war jetzt wirklich unnötig. Lina hat mir während dem Spiel immer mal hier und da ein paar Dinge erklärt, wofür ich echt dankbar bin. „Nächstes mal dann mit Trikot." lacht Lina und hakt sich bei mir ein. Keine Ahnung wo es hin geht, aber ich folge Lina blind durchs Stadion. Zielstrebig schlängelt sich Lina mit mir im Schlepptau durch die Menge. „Lina!" lache ich und versuche die Brünette aufzuhalten. Diese verlangsamt ihr Tempo aber keines Wegs, sondern schlängelt sich nur weiter durch die Leute. „Wohin gehts denn überhaupt?" Frage ich über die Gespräche der Menge hinweg und ziehe Lina an ihrem Arm zurück. Endlich reagiert sie und schaut zu mir. „Runter zu den Jungs, Leon will dich bestimmt sehen." bestimmt setzt Joshuas Frau ihren Weg fort und zieht mich mit sich. Keine Ahnung wo wir hin laufen, aber scheinbar hat Lina ja einen Plan. Irgendwann treffen wir dann endlich auf die Jungs. Sie kommen grade die Treppe runter, welche zum Stadion führt. Als Jo seine Frau erblickt, bildet sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. Auch Leons Mundwinkel verziehen sich kurz nach oben, als er mich erblickt. Joshua begrüßt kurz seine Frau, bevor ich mich in seine Arme zieht. „Na, wie hat's dir gefallen?" grinst der Blonde mich an. „Wirklich gut, auch wenn ich nicht so viel verstehe. Glückwunsch." grinse ich zurück. Dann löse ich mich von Jo, welcher sich kurz bei mir bedankt, und wende mich Leon zu. „Na?" grinsend schlinge ich meine Arme um seinen Oberkörper. Leon erwidert die Umarmung, aber irgendwas stimmt nicht. „Alles gut?" Frage ich und sehe zu ihm hoch. Leon zuckt aber nur mit den Schultern. Leons Gesichtsausdruck scheint nicht grade bestens gelaunt, seine Augenbrauen sind zusammengekniffen und seine Lippen aufeinander gepresst. Wieder schlinge ich meine Arme um ihn, diesmal jedoch um seinen Hals, sodass ich mich ein wenig auf Zehenspitzen stellen muss. Leon erwidert die Umarmung und legt seinen Kopf auf meine Schulter ab. An meinem Hals spüre ich, wie der dunkelhaarige nun doch schmunzelt und kurz daraufhin entspannt sich sein kompletter Körper. „Siehst du Bro, so schlimm ist das ganze nicht, noch ist Hopfen und Malz nicht verloren. Wusste ich doch, dass Giulia deine Laune heben kann." schmunzelt Jo und zieht daraufhin Lina mit sich, wahrscheinlich außer ‚Schussweite'. Dafür kassiert er nur einen Mittelfinger von seinem Teamkollegen. „Bist du angepisst wegen dem Unentschieden?" verwirrt schiebe ich Leon an seinen Schultern ein Stück von mir weg, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Zwanghaft versucht Leon meinem Blick auszuweichen und spielt dabei mit seiner Zunge in seinem Mund. Irgendetwas das sich anhört wie „Schiri." murmelt er noch, was ich aber gekonnt überhöre. „Okay, also ja. Wie können wir das ändern?" schmunzelnd verdrehe ich die Augen, als Leon mich wieder zu sich zieht und nun seinen Kopf auf meinem ablegt. „Besser?" wispere ich, als Antwort nickt der größere nur. Seine Art lässt mich noch mehr schmunzeln. Kurz genieße ich den Moment und schließe meine Augen. Mir doch egal, wer uns alles sehen könnte grade, gegen eine Umarmung spricht nichts. „So, und jetzt geh duschen, du stinkst." ich löse mich abrupt von Leon und grinse ihn frech an. Der Lockenkopf streckt mir nur die Zunge raus, zieht mich aber prompt wieder in seine Arme. ‚Na toll.' „Danke Guili." Leon drückt mir einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er mit Josh in den Katakomben der Arena verschwindet. Zeitnah machen Lina und ich uns wieder auf den Weg nach Hause. Schnell gebe ich Leon Bescheid, dass ich wieder heim fahre. Die einzige Antwort darauf war ein simpler Emoji: ‚🫡'.
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