29 - Wiedersehen macht Freude

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„Nein, Mama. Du brauchst mich nicht am Bahnhof abholen. Ich weiß doch noch gar nicht mit welchem Zug ich fahren werde und wann ich da sein werde." während ich meine frisch gewaschene Wäsche falte, diskutiere ich grade mit meiner Mutter darüber wie ich nächste Woche zu ihrem Geburtstag nach Essen komme. „Mama! Wirklich nicht. Ich fahre mit dem Bus. Ich hab dann ja auch kaum Gepäck." wieder Protest. „Nein, du fragst nicht Oma und Opa, ob sie mich abholen. Ich kann das alleine, wirklich." Thema beendet für mich. Meine Mutter kann echt hartnäckig sein, wenn sie möchte. „Gib mir lieber mal Luca. Ist er zuhause?" beende ich das Thema, während ich grade einen Pulli zusammenlege.

Kurz ist es still am anderen Ende, bis mein kleiner Bruder sich zu Wort meldet. „Hallo Lieblingsschwester!" gut gelaunt meldet der jüngste meiner Familie sich. „Hallo Luci. Wie gehts dir?" grinse ich. „Ganz gut. Mama macht nur jetzt schon einen Riesen Aufriss, wegen der Party nächste Woche. Du glaubst gar nicht, wen sie alles eingeladen hat. Wann kommst du?" die Verzweiflung in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Kann ich auch verstehen, wenn meine Mutter eine Familienfeier plant versteht sie keinen Spaß mehr. „Donnerstag schon, also eine Woche noch. Du schaffst das!" muntere ich ihn auf. Mit dem Handy am Ohr beginne ich meinen Kleiderschrank mit den mittlerweile fertig gefalteten Kleidungsstücken einzuräumen. Dabei fällt mir einer von Leons Pullis in die Hände, die ich wie so oft ganz unbemerkt mitgehen lassen habe. Vor allem, wenn er unterwegs ist, habe ich gerne einen Pulli von ihm hier. „Den nehme ich gleich mit." Murmel ich konzentriert und eher zu mir selbst. „Bist du gleich noch unterwegs?" fragt mein jüngerer Bruder neugierig. Scheinbar hat er meinen Satz zuvor genau verstanden. „Ja, ich hole gleich jemanden vom Flughafen ab." versuche ich ganz beiläufig seine Frage zu beantworten. Ich weiß nicht, wieso ich Luca nicht einfach von Leon erzählen kann. Vielleicht, wegen Leons Beruf. Vielleicht, weil ich dann nächste Woche im Kreuzverhör sitzen werde. Vielleicht, weil ich auch einfach lieber ihn direkt meiner Familie vorstellen würde. „Ach ja? Wen denn? Hattest du nicht gesagt Emma hat grade Klausurenphase?" neugierig spioniert der dunkelhaarige weiter. „Ja hat sie auch. Luca, ich muss dir was erzählen. Aber vorher musst du mir versprechen, dass du bis mindestens zu Mamas Geburtstag dicht hältst." seufze ich und lasse mich auf mein Bett fallen. „Alles klar. Aber warte kurz, ich geb Mama ihr Handy wieder, geh schnell hoch und ruf dich über meins an. Dann kriegt es sicher niemand mit, in Ordnung?" schlägt er vor. „Danke Luci, bis gleich." verabschiede ich mich vorerst von meinem Bruder. Leon sollte eigentlich planmäßig heute Mittag landen. Eine genaue Uhrzeit hatte er mir allerdings noch nicht genannt, weswegen ich ihm schnell schrieb, wie es ihm geht, wann er landen würde und wann ich an der Säbener Straße sein solle, um ihn abzuholen. Denn streng genommen würde ich Leon nicht am Flughafen abholen, sondern am Trainingsgelände, aber das musste mein kleiner und viel zu neugieriger Bruder nun wirklich noch nicht wissen. Früher oder später würde ich es ihm eh erzählen müssen. Grade, als ich die Nachricht an meinen Freund- immer noch ein ungewohnter Ausdruck für mich- abgesendet hatte, rief Luca mich auch wieder über FaceTime an. Ebenfalls auf seinem Bett liegend lächelt er in die Kamera. „Schiess los, Schwesterlein. Ich will alles wissen!" siegessicher grinst er vor sich hin. Ich kann mir denken, dass er schon ahnt worum es geht. „Na gut, also ich habe da die letzten Wochen jemanden kennengelernt und..." „oh, meine Schwester lernt fremde Männer kennen." werde ich prompt unterbrochen. Tatsächlich ist das wirklich außergewöhnlich, da ich bei Männern wirklich vorsichtig bin, nur war das mit Leon ja auch irgendwie anders. „Ja, tatsächlich muss man das manchmal. Ist ja auch egal. Wie dem auch sei. Ich habe auf jeden Fall in den letzten Wochen, vielleicht auch Monaten jemanden kennengelernt, den ich wirklich sehr mag. Nur, dass du schon mal vorgewarnt bist." erzähle ich ihm also weiter. „Ja und jetzt? Ich brauch da mehr Informationen, bisher ist das ja noch öde." das freche Funkeln in den Augen meines Bruders entgeht mir dabei nicht. „Ja, wenn du einfach mal zuhören würdest. Warte kurz ich muss mal kurz jemanden antworten, ist wichtig." unterbreche ich mich daraufhin selber, da Leon mir grade geantwortet hatte.

Was machst du nur mit mir? | Leon GoretzkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt