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Lange hatte er während des Fluges nachgedacht und sich wieder Mal klar darüber werden müssen, wie falsch die Ansichten seines Vaters und vor allem Voldemorts waren. Er hatte keinerlei Ekel empfunden, als er sie berührt hatte. In dem Moment war ihm das nicht wichtig gewesen. Ihre Haut zu berühren war genauso normal, wie wenn er seine Mutter berührte. Haut ist Haut und Blut ist Blut, egal ob man nun magisch ist oder nicht, es ist rot. Ihr Blut ist genauso rot wie seins, was ihm ein Blick auf ihre blutigen Handflächen vorhin auch wieder bestätigt hatte. Es war nicht schwarz wie Schlamm.
Und auch wenn er es nicht gerne zugab, selbst ein Reinblut wie er war gegen Hermine ein unbeschriebenes Blatt. Dieses Mädchen hatte Zauber drauf, die kannte er noch nicht einmal. Mehr als einmal stellte sie unterbeweis, das die Herkunft nicht immer ausschlaggebend ist. Diese Muggelgeborene hatte sich den Titel der jüngsten und klügsten Hexe wirklich ehrlich und fair verdient.
Das jetzt, Jahre später, erst einzusehen und zu akzeptieren, war schon etwas erbärmlich.
Nachdem er seinen Flug beendet hatte begab er sich zurück in den Salon, wo Harry und Narcissa den jungen Blonden bereits erwarteten. "Da bist du ja, mein Junge!", rief Narcissa froh aus. "Wie war der Flug." Irritiert sah Draco seine Mutter an. "Gut!", sagte Draco knapp. "Woher...?" "Ich bin deine Mutter, ich kenne dich ja wohl recht gut.", sagte sie streng, aber mit einem Lächeln. "Draco, ich habe gute Nachrichten. Der Zaubergamot hält dir zu Gute, dass du zum Wohle von Hermine deine Strafarbeit für heute beendet hast, um dich um sie zu kümmern.", verkündete Harry. "Ich habe was?", fragte er ungläubig. "Der Minister, Kingsley Shaklebold, hat persönlich Kontakt zu Wools aufgenommen, um dich und Hermine für heute zu entschuldigen. Er ist von dir beeindruckt und hofft, dass es Hermine mit deiner Hilfe bald wieder besser geht und erwartet, dass ihr Montag um 10 wieder einsatzbereit seid." Der Blonde stand wie angewurzelt da und starrte Harry einfach nur ungläubig an." "Ich werde mich dann für heute verabschieden und am Sonntag Nachmittag noch einmal vorbei schauen. Und Hermine wieder mitnehmen." Der schwarzhaarige erhob sich von seinem Sessel, bereit, wieder zu gehen. "Also dann Mrs Malfoy. Vielen Dank für Ihre Hilfe und für die Eule." Harry griff sich den Käfig in dem Evan fröhlich vor sich hin 'hu-hu-te' und verließ den Salon mit einem letzten Blick zu Draco. "Draco!", nickte er und dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Jetzt kam wieder Leben in Draco. Er rannte seinem ehemaligen Erzfeind hinterher. "Warte Potter!" In der Eingangshalle holte er ihn ein. "Was gibt es noch, Malfoy." "Ich möchte eine Erklärung. Was ist das hier alles für ein abgekatertes Spiel." Der Blonde drehte Harry an der Schulter herum. "Ich habe meine Strafarbeit nicht für Granger beendet. Du hast mich gezwun..." Draco stockte. "Du hast gelogen!", wurde ihm bewusst. "Warum?", hauchte er. Erst log Hermine für ihn, jetzt Harry. Er verstand es nicht und trat einen Schritt zurück. "Wie ich vorhin schon sagte, ich observiere objektiv. Und dass du Hermine, entgegen meiner Annahme, du würdest dich an ihrem Leid ergötzen, nicht allein gelassen hast, sondern ihr helfen wolltest, hat mich dazu veranlasst, dem Zaubergamot zu stecken, dass du schon durch einen meiner Fehler heraus gefunden hast, dass ich die ganze Zeit da bin und mich deswegen sofort um Hilfe gebeten hast." "Du bist doch verrückt!", rief Draco aus. "Nein, ich möchte, genau wie Hermine, dass ein Umdenken stattfindet. Hermine glaubt daran, dass Menschen sich ändern können. Dass du dich ändern kannst. Und ich vertraue ihrem Urteilsvermögen."
Harry drehte sich um und deutete Polly, ihm die Tür zu öffnen. "Ich hoffe, du kümmerst dich gut um sie. Du bist es ihr schuldig." Mit diesen Worten trat Harry nach draußen. Draco beschleunigte seine Schritte und holte Harry erneut ein. "Potter!" "Ich will heute noch heim, Malfoy!", meinte Harry nun etwas genervt. "Danke." Harry sah Draco verblüfft an. "Gern geschehen.", antwortete er schließlich. "Eins noch, wenn irgendwer davon erfährt, dass ich...", er suchte nach dem richtigen Wort. "... vorhin emotional geworden bin... Dann verfluche ich dich." Harry grinste. "Keine Sorge Malfoy, du kannst gern selbst der Welt zeigen, dass du zwar eine harte Schale aber einen weichen Kern hast. Mir glaubt das eh keiner." Er war zu dem jungen Malfoy getreten und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Außerdem hatten wir doch einen Waffenstillstand beschlossen, oder." Draco sah ungläubig in Harry's grüne Augen. War dass der Potter, den er damals gehasst hatte? "Stimmt!", antwortete Draco. "Gut, dann bis Sonntag. - Ach und, versuch bitte nicht die Prinzessin zu küssen, oh holder Märchenprinz. Ich glaube, das könnte sie dir übel nehmen.", lachte Harry und verschwand dann durchs Tor, um zu disapparieren. Er ließ einen sichtlich verwirrten Draco zurück.

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Diese Anspielung mit dem Kuss ergab für Draco keinen Sinn. Als ob er Hermine jemals küssen wöllte. Warum sollte er? Gut, Hermine war keine hässliche Hexe, da hatte er schon mit weniger schönen Slytherin-Mädchen was gehabt. Vielleicht hasste er sie nicht mehr und sie hasste ihn wohl, nach Harry's Aussage, auch nicht (mehr), doch Grund für einen Kuss war das noch lange nicht. Und wie hatte Esther das gemeint, mit er müsse Hermine küssen und dann würde sie wieder wach werden. War das ein Muggel-Ding?
Unruhig wälzte er sich in seinem Bett hin und her. Er konnte nicht schlafen, weil ihm diese Sache keine Ruhe ließ. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Am liebsten würde er auf der Stelle Esther fragen, was das alles zu bedeuten hatte. Doch das konnte er nicht. "Verdammter Potter!", fluchte er. Da das Herumwälzen auch nicht half, in den Schlaf zu finden, stand er auf, zog sich seinen Morgenmantel über den Pyjama und lief zur Bibliothek. Vielleicht half ihm ein gutes Buch, besser zu schlafen.
Mit der Kerze voran, betrat er die Bibliothek. Willkürlich lief er durch die einzelnen Gänge und nahm sich das nächstbeste Buch heraus. Es war eine Enzyklopädie der bekanntesten Zauberer ubd Hexen. Also das, was es als Schokofroschsammelkarte gab, gab es auch in Buchform. "Nicht gerade eine interessante Bettlektüre!", seufzte er, packte sich den dicken Wälzer aber dennoch unter den Arm.

Tagebuch einer verbotenen Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt