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Er hatte sich von Polly das Buch mit den Lebensläufen von berühmten Hexen und Zauberern bringen lassen. Er wollte wissen, ob es zu Laetitia noch mehr zu lesen gab. Gab es vielleicht doch ein Gegengift gegen den Trank der lebenden Toten. Es war eigentlich Schwachsinn, aber ihm ließ das alles keine Ruhe. Sein Blick glitt immer Mal wieder zu Hermine, die nun schon seit über 12 Stunden fest schlief. Und es schien ihr wirklich gut zu tun. Die Blässe war aus ihrem Gesicht gewichen und ihre Wangen schienen schon wieder rosig. Das erleichterte ihn, denn die Blässe stand ihr gar nicht. Das war eher sein Ding. Ertappt schlug er sich innerlich gegen die Stirn. Wie kam er dazu, so zu denken? *Granger, was machst du mit mir?*, stieß er seufztend die Luft aus. "Alles in Ordnung bei euch?", erschrocken fuhr Draco hoch. "Mutter!", gab er überrascht von sich. "Was machst du hier?" "1. nach meiner Patientin sehen. Und 2. wollte ich meinen Sohn fragen, ob er es einrichten könnte, seine schmachtenen Blicke von meiner Patientin zu nehmen, um mit mir zu Abend zu essen!" Draco sah entgeistert zu seiner Mutter. "Ich schmachte nicht!", empörte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie konnte seine Mutter ihm so etwas unterstellen? Sie hatte sich nun an den Bettrand gesetzt und begann die Verbände von einer ihrer Hände zu lösen. "Hilf mir Mal!", wies sie an und Draco setzte sich widerwillig dazu. Er wickelte den Verband der linken Hand ab. Die Schnitte waren verheilt, die Haut wirkte nur noch ein bisschen irritiert. Narcissa reichte ihm den Tiegel mit einer Salbe, er nahm sich etwas davon und begann sorgsam diese auf ihrer Handinnenfläche zu verteilen. Vorsichtig, als hätte er Bedenken, ihr weh zu tun, fuhr er über ihre erstaunlich weiche Haut. Seine Fingerkuppen kribbelten und er schob es auf die Salbe. Er hatte ihre Hand schon einmal, damals noch mit viel Abscheu, gehalten, um aus dieser zu lesen. Das war in Wahrsagen in der 3. Klasse gewesen. Trelawney hatte ihn der Gryffindor zugeteilt, so dass sie sich gegenseitig die Zukunft voraus sagen sollten. Die Brünette hatte ihn genau so argwöhnisch angesehen und war überrascht, als er dann doch ihre Hand genommen hatte und mit dem Finger über ihre Handfläche fuhr. Er hatte süffisant den Mund verzogen und wollte ihr irgendetwas Gemeines vom Thestral erzählen, doch als er in ihr Gesicht sah, traf sein Blick auf ihren - schokobraun traf auf sturmgrau - und er vergaß, was er sagen wollte. Sie versanken gegenseitig in den Augen des anderen.
"Draco!" Narcissa schnippte vor den Augen ihres Sohnes mit den Fingern, welcher verträumt lächelnd auf Hermines Hand sah und immer noch über diese strich, obwohl die Salbe schon vollends in die Haut eingesogen war. Sie musste schmunzeln. Draco blinzelte. "Was?", stellte er die dümmliche Frage, worauf diese nur kicherte. "Du solltest Miss Granger keine ausgiebige Handmassage geben!", witzelte sie. Rot lief der junge Mann an. Peinlich berührt ließ er Hermines Arm sinken. Dabei huschte sein Blick zu ihrem Unterarm, an dem der Ärmel des Nachthemdes nach oben gerutscht war und nun sah er die Narbe. Wie von selbst schob er den Ärmel noch höher und entblößte den kompletten Schriftzug: 'Schlammblut'. Es sah schlimm aus: obwohl es schon 2 Monate alt war, sah es immer noch so aus, als hätte man ihr erst vor kurzem diese Markierung verpasst. Die Haut war geschwollen und die Wundränder schienen nicht mehr zusammen wachsen zu wollen. Er biss sich wütend auf die Lippe. "Wie konnte sie nur?", sagte er mit einer gewissen Bestürzung in der Stimme. "Meine älteste Schwester war schon immer verrückt, Draco. Bis heute tut es mir in der Seele weh, dass es gerade Miss Granger treffen musste." Seine Mutter legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er schämte sich, weil er nur zugesehen und ihr nicht geholfen hatte. Hermine hatte das nicht verdient. "Da muss man doch etwas tun können?", meinte Draco und wollte schon nach der Salbe greifen. "Nein!", schnappte Narcissa und stellte die Salbe außer Reichweite. "Aber vielleicht hilft es. Das darf man doch nicht so lassen.", seine Stimme kippte. Seine Mutter sah ihn entschuldigend an und schüttelte den Kopf. "Bellas Dolch war schwarzmagisch. Was dieser einmal schneidet, lässt sich nicht mehr zusammenfügen. Und jegliche Salbe würde es nur noch schlimmer machen." Draco knirschte wütend mit den Zähnen. Er stand auf und trat gegen den Stuhl, auf welchem er vorher gesessen hatte. "Verdammter Hippogreifmist.", machte er seinem Ärger Luft. "Draco!", mahnte Narcissa in Anbetracht des Schimpfwortes.  "Wenn sie nicht schon tot wäre..." Mit geballten Fäusten schlug er gegen die Wand. Tränen flossen ihm über die Wangen. Er hielt diese Schuldgefühle nicht mehr aus. Die Stirn an die Wand gelehnt, schlug er monoton mit jedem Schluchzer, der ihm entkam, erneut mit der rechten Faust gegen die Wand.
Narcissa war aufgestanden und neben ihn getreten. "Liebling!", sagte sie sanft und zog ihn in eine Umarmung. "Ich würd sie für alles, was sie getan hat, büßen lassen.", sagte er schluchzend an die Brust seiner Mutter. "Der Tod war viel zu gnädig für sie." "Ich weiß, mein Schatz." Sie drückte ihren Sohn ganz fest an sich und hauchte ihm einen Kuss auf die blonden Haare. "Was in der Vergangenheit passiert ist, werden wir nicht mehr ändern können. Aber wir können die Zukunft mit dem Wissen aus der Vergangenheit beeinflussen und verändern." "Ich werde alles daran setzen, eine Möglichkeit zu finden, dass Granger diese Markierung loswird. Sie ist mehr echte Hexe als Bella es je war. Granger hat lange genug, allein schon durch mich, wegen dieser Bezeichnung leiden müssen. Aber was Bella ihr angetan hat, dass wollte ich nie. Es tut mir so leid." Narcissa lächelte. Das Mädchen brachte Dracos gute Seiten hervor. Er verschloss sich nicht mehr vor ihr und ließ Gefühle zu. "Du kannst es besser machen. Aber wie, das musst du selbst rausfinden." Draco nickte kaum merklich.

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Schmunzelnd legte sie eine Decke über ihren schlafenden Sohn. Er war nach dem Abendbrot wieder zu Hermine ins Zimmer gegangen und hatte sich auf den Stuhl, welchen er in einen bequemeren Sessel verwandelt hatte, geflezt und ein Buch gelesen. Dieses lag nun auf seinem Oberkörper, welcher sich gleichmäßig hob und senkte. Das Buch legte sie auf den Nachttisch. Sie küsste ihn auf die Stirn und sah dann noch Mal nach Hermine. "Wie soll ich Ihnen nur jemals danken.", flüsterte sie, dann wandte sie sich ab und verließ den Raum.

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Und da habt ihr wieder ein Kapitel.
Würde mich über paar Kommis und auch sonstige konstruktive Kritik freuen.

Das hilft mir ungemein.

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