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"Wie geht es jetzt weiter?", fragte Harry. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah Narcissa fordernd an. "Miss Granger dürfte noch bis morgen tief und fest schlafen. Der Zauber ist stark. Sie braucht den Schlaf, um sich wieder vollends zu regenerieren. Wenn sie aufwacht, wird sie sich nicht mehr daran erinnern können." "Auch das im Waisenhaus nicht?", fragte Draco skeptisch. "Auch das!", erklärte sie und wandte den Blick von Draco wieder zu Harry. "Sie wird heute Nacht von einer Elfe beaufsichtigt.", versprach Narcissa. "Zwar sollte sie mindestens bis morgen Mittag schlafen, aber ich treffe diese Vorkehrungen zu ihrer Sicherheit, damit so etwas wie vorhin nicht noch einmal passiert. Wir werden sie auch, bis sie von Ihnen abgeholt wird, nicht alleine durch das Manor laufen lassen. Verlassen Sie sich bitte auf uns, Mr Potter." Harry gab ein brummendes Geräusch von sich und nickte. "Wenn sie selbst den Zusammenbruch im Waisenhaus vergessen hat, was sagen wir ihr dann, wenn sie fragt, warum sie hier ist?", wollte Draco wissen. "Her... Granger ist nicht gerade dumm. So einfach wird sie sich keine Lüge aufbinden lassen." Harrys Mundwinkel hoben und senkten sich kaum merklich. Dracos Aussage konnte man schon als ein Kompliment in Malfoy-Manier zählen. "Ich habe ihr Gedächtnis leicht verändert. Du wirst schon sehen.", beruhigte Narcissa ihren Sohn.

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Bevor Harry zurück zum Black-Anwesen disapparierte sah er noch ein letztes Mal nach Hermine. Er setzte sich an den Bettrand und nahm Hermines Hand in seine. "Tut mir leid, dass du den Alptraum noch einmal durchleben musstest." Er sah zu, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Wenn man sie jetzt so sah, glaubte man nicht, dass sie vor knapp einer Stunde noch vor Panik gezittert hatte. Dass sie geweint und um ihr Leben geschrien hatte. Sie würde aufwachen und sich nicht mehr daran erinnern. Dafür war er dankbar. Sie hatte die Folterungen eben doch nicht so einfach weggesteckt, wie sie sagte. Harry und Ron waren der Meinung, sie solle sich im Mungos behandeln lassen, aber Hermine war dickköpfig. Sie ließ sich doch nicht anmerken, dass es ihr schlecht geht. Er lachte bitter auf. "Von wegen, du brauchst keinen seelischen Beistand, Sturkopf!", meinte Harry und es schlich sich dennoch ein leichtes Lächeln auf seine Züge. "Schlaf' und erhol' die gut, Hermine!" Er strich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und gab ihr dann brüderlich einen Kuss auf die Stirn.
Draco, der in einer Ecke stand, wusste nicht, in wie fern er dieses Szenario deuten sollte. Aber es behagte ihm nicht. "Bist du auch unter die Prinzen gegangen, Potter?" Harry erhob sich und grinste: "Eifersüchtig, Malfoy?" Dracos Augen blitzten kurz wütend auf und seine Mine verfinsterte sich. "Von wegen. Als ob ich etwas für Muggelstämmige empfinde." Und bei der Aussage wurde ihm ganz flau im Magen. Harry schüttelte nur wissend den Kopf. "Wie konnte ich das vergessen. Aber geküsst hast du sie trotzdem." Draco schnappte nach Luft. "Das...", er brach ab, weil ihm einfach kein Konter einfiel. Warum musste er auch gerade in Potters Gegenwart schwach werden? "Vergiss es!", kam Harry dem Slytherin entgegen und legte eine Hand auf dessen Schulter. "Keine Sorge, euer Geheimnis ist bei mir sicher.", flüsterte er und fuchtelte mit der Phiole kurz vor seinem Gesicht rum, dann steckte er sie wieder ein. "Das will ich dir geraten haben, Potter.", fauchte Draco, der sich angespannt hatte. "Wir sehen uns morgen!" Dann trat Harry aus dem Zimmer und ließ einen leicht erbosten Draco zurück.

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*Wer hätte gedacht, dass Draco doch Gefühle entwickeln konnte. Und dann noch für Hermine.*, ging es Harry durch den Kopf, als er im Grimauldplatz 12 in einem der Sessel saß und auf die Phiole sah. Wie erwartet, würde der Slytherin das aber niemals freiwillig zugeben. Aber Harry hatte es genau in Dracos Augen gesehen. Und das Hermine etwas für Draco empfand das glaubte er bereits seit einigen Jahren, auch wenn er sich das nur schwerlich vorstellen konnte, wie Draco es geschafft hatte, dass Hermine etwas anderes als Hass und Abscheu für ihn empfinden konnte. Nicht zuletzt, wie sie sich für ihn einsetzte, machte deutlich, dass ihr dieser Slytherin wichtig war. Allerdings fragte der Gryffindor sich, ob Hermine noch aus purem Gerechtigkeitssinn handelte oder sich bereits ihrer Gefühle für den Blonden bewusst war.
Harry würde die beiden im Auge behalten, was dank seines Jobs zum Glück recht einfach war.

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Grimmig sah Draco auf die Tür, durch die Harry verschwunden war. "Von wegen eifersüchtig!", zischte er und lief um das Bett rum. Wie sie da vor ihm lag fühlte er sich wie in einem Deja vu. Sein Alptraum spielte sich nur all zu deutlich vor seinen Augen ab. Eine verfluchte Granger und ihre besten Freunde, die ihn dafür verantwortlich machten. Weaslebee, der ihn am liebsten dafür töten würde. Er spürte noch, wie er kaum noch Luft bekommen hatte. Und dann Blaise, der ihm sagte, er solle Granger als Liebesbeweis küssen.
Draco schüttelte den Kopf. das war totaler Unsinn. Er liebte das Mädchen nicht. Aber er mochte sie und leiden sehen, das wollte er sie nie mehr. "Granger, ich weiß, du hörst mich nicht und im Nachhinein bin ich dankbar dafür. Denn sonst würde mir das hier jetzt sehr schwerfallen." Er setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. "Es tut mir leid, was ich dir all die Jahre angetan habe. Jede einzelne Tat bereue ich. Das meiste habe ich sogar schon bereut, kurz nach dem es geschehen ist. Am meisten bereue ich aber, dass meine Tante dich in 'diesem' Haus gefoltert hat und ich nichts getan habe, um dir zu helfen. Es schmerzt, zu sehen, dass du immer noch darunter leidest. Wenn ich könnte, ich würde es ungeschehen machen. Es zerreißt mich, dich leiden zu sehen. Denn Granger, du bist mir nicht egal. Und ich werde auch nicht mehr zulassen, dass jemand dich verletzt. Nie wieder. Das verspreche ich!" Während seines Monologs wurde er immer ernster. "Eines Tages werde ich dir genau das auch noch einmal persönlich sagen, aber noch getraue ich mich das nicht." Er hob ihre Hand an und gab ihr einen hauchdünnen Kuss auf den Handrücken. "Ich danke dir, für alles!", hauchte er.
Dann legte er ihre Hand wieder auf dem Bett ab und lehnte sich zurück auf den Stuhl. Er würde jetzt persönlich bei ihr sitzen bleiben und über sie wachen. Diese Aufgabe wollte er den Elfen nicht überlassen.

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Er hatte nicht bemerkt, dass Narcissa leise die Tür geöffnet hatte, aber nicht eingetreten war, um ihn in seinem Eingeständnis nicht zu stören. Leise hatte sie die Tür wieder angezogen und ihn nur durch einen kleinen Spalt beobachtet. Sie hatte immer gewusst, dass Draco kein Muggelhasser war und auch nichts gegen Hexen und Zauberer mit Muggeln als Eltern hatte. Draco war auf dem richtigen Weg, eine Wendung zu erzielen und diese Frau würde Draco dabei helfen. Sie hat ihm eine helfende Hand dargereicht und Draco hatte sie dankbar ergriffen.
Mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen schloss sie geräuschlos die Tür. Sie würde später noch einmal nach den beiden sehen. Insgeheim hoffte sie, dass die gerade erst zwischen den beiden aufkeimenden Gefühle eine Chance hatten und gegen die harte Realität mit ihren Ansichten der Gesellschaft bestehen konnten.

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Mal wieder nicht das beste Gekritzel von mir. Habe mich auch recht schwer getan damit. Das kommt davon, wenn die Storys sich verselbständigen und man das alles so nicht geplant war.
Dennoch viel Spaß und man liest sich.

Tagebuch einer verbotenen Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt