Langsam erwachte Hermine aus ihrer anhaltenden Bewusstlosigkeit. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Zuerst war nur helles, blendendes Licht wahrzunehmen, doch schon bald gewöhnten sich ihre Augen daran. Es war die Morgensonne, die durch die Fenster schien. Es verwunderte Hermine, dass die Sonne so stark in ihr Zimmer fiel. Ihr Zimmer im Grimauldplatz 12 lag eigentlich auf der Seite, wo maximal abends für knapp eine Stunde die Sonne einfiel, aber nicht so grell. "Ist es etwa schon Abend?", schreckte die junge Hexe hoch. Angestrengt dachte sie nach, was passiert sei, konnte sie sich doch nicht entsinnen, ins Bett gegangen zu sein. Ihre Erinnerungen waren schwammig. "Heute werden sie im Laufe des Vormittags das ganze Geschirr spülen.", hallte Madam Riddenmeyors Stimme noch in ihrem Kopf wieder. *Richtig, wir sollten das Geschirr spülen.*, fiel es ihr wieder ein. Weiter durchforstete sie ihre Erinnerungen. Doch je mehr sie es versuchte um so mehr begann ihr Kopf zu schmerzen. Da blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als Harry zu fragen.
Sie schlug die Decke weg und hielt inne. Ihre Bettwäsche war nicht aus Satin, und auch nicht schwarz. Hatte Kreacher, entgegen seiner Abneigung ihr gegenüber, nun doch auch in ihrem Zimmer die wichtigsten Haushaltstätigkeiten erledigt? Dabei hatte sie doch auf seine Aussage hin, er würde das Zimmer des 'Schlammblutes' keinesfalls betreten, ihm sogar gesagt, dass er das gar nicht müsste. Sie hatte es Jahre lang als selbstverständlich erachtet, die Haushaltstätigkeiten in ihrem Zimmer selbst zu erledigen. Außerdem war sie immer noch der Auffassung, Kreacher solle ihr Geschenk in Form eines Pullovers entgegen nehmen. Doch der Hauself war einfach nicht zu überzeugen gewesen.
Aber warum wurde dann ihre Bettwäsche gewechselt? Dann sah sie an sich runter: sie trug ein victorianisch angehauchte Vintage Nachthemd in beige, welches definitiv nicht ihr gehörte. Sie gehörte zu den Frauen, die auch Mal lässig in einer Shorts und T-shirt schliefen. Bedächtig fuhr sie über den Stoff des Nachthemdes. Es war sehr angenehmer Stoff. Aber warum trug sie es und die wichtigeren Fragen waren: wem gehörte es ubd noch wichtiger, wer hätte es ihr angezogen? Sie stöhnt auf. Warum erinnerte sie sich an nichts? Ihr Blick schweife durch den Raum und langsam sickerte bei ihr ein, dass sie nicht in ihrem Zimmer im Grimmauldplatz 12 war. Aber wo war sie dann und wie kam sie hier her? Langsam rutschte sie in dem großen Bett bis zum Bettrand. Mit leichtem Schwung ließ sie ihre Beine aus dem Bett gleiten. Und da waren neben ihren Füßen schon ein paar Pantoffeln aufgetaucht. Vorsichtig schlüpfte sie in die Schuhe. Auf einem Stuhl neben dem Bett lag ein, farblich zum Nachthemd passender, schlichter Morgenmantel, den sie sich dankbar überzog. Irgendwie hatte das Zimmer etwas Kaltes an sich, das sie frösteln ließ. Da kam die zusätzliche Wärme durch den Morgenmantel ganz gelegen. Wieder schweifte ihr Blick durch den Raum. Nichts gab ihr auch nur den geringsten Anhaltspunkt, wo sie sich gerade befand. Aber eine Uhr sagte ihr, dass es kurz vor 7 Uhr war. Mit wenigen Schritten stand sie an der Tür und verließ das Zimmer. Sie stand nun auf einem langen, düsteren Gang. "Lumos!", flüsterte sie und war froh, ihren Zauberstab zu haben, der ebenfalls auf dem Stuhl neben dem Bett gelegen hatte. Fester umgriff sie ihn, bereit sich zu verteidigen, wenn es sein musste. Leise und vorsichtig schritt sie voran, die Gänge glichen einem Labyrinth, und hoffte, dass keine der Dielen unter ihren Füßen quietschen oder knarren würde. Dann vernahm sie Stimmen und sie folgte diesen.-*-*-*-
Die Herrin des Hauses wurde wie gewohnt gegen 7 Uhr morgens wach. Wie jeden Morgen verrichtete sie ihre Morgentoilette und trat dann in den langen Gang. Einige Portraits waren auch schon wach. Unter anderem konnte sie die Stimme ihres Schwiegervaters, Abraxas Malfoy, vernehmen. "Mein liebes Schwiegermädchen, ich muss ein ernstes Wort mit dir reden." Die blonde Frau überwand die letzten Meter und stand nun vor dem Vater ihres Mannes. "Wie geht es euch, Väterchen?", fragte sie und verneigte sich leicht. "Wie es einem in einem Portrait so geht. Aber lassen wir uns gleich zum Punkt kommen: Wie du sicher weißt, habe ich mich in der letzten Zeit ein wenig rar gemacht und mich in eins meiner wenigen anderen Portraits außerhalb des Manors zurückgezogen. Als ich heute Nacht dann wieder hier meinen Stammplatz eingenommen habe, sind mir schsuerliche Dinge zu Ohren gekommen.", schnaubte der alte, blonde Malfoy. "Wirklich!?", fragte Narcissa mit gewissem Unterton in der Stimme. "Ich muss schon sehr bitten. Nicht nur, dass ich erfahren muss, dass mein Sohn, der stets für die Reinhaltung des magischen Blutes stand, in Azkaban sitzt und du deiner Freiheit beraubt wurdest, dich frei in der magischen Welt zu bewegen. Nein, ich erfahre auch noch, dass mein Enkel, der letzte und einzige Erbe der ehrwürdigen und hoch angesehenen Familie Malfoy, dazu verdammt ist, ohne die, dieser Familie seit Generationen inne wohnenden, Magie zwischen Muggeln zu leben. Weißt du wie entwürdigend das ist?", echaufierte sich der Alte. Narcissas Hände zitterten vor Wut. Diese Ideologie des reinen Blutes hatte doch erst das Unglück über diese Familie gebracht. "Und zu allem Überfluss wagt es dieser Potterjunge, selbst Sohn einer Schlammblüterin, dieses Schlammblutmädchen in unsere heiligen Hallen zu bringen. Und du hilfst ihr auch noch. Eine Schande sondergleichen.", schimpfte der Alte weiter.
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Hermine hatte die Stimmen ausmachen können. Kurz bevor sie beinahe in den Gang getreten war, in welchem Narcissa mit einem Portrait sprach, trat sie schnell einen Schritt zurück und drückte sich an die Wand. Eigentlich war es nicht ihre Art, Gesprächen zu lauschen. Aber etwas hielt sie an diesem Platz und sie wusste nicht was es war. Neugierde? Eventuell. Doch zumindest wusste sie nun, wo sie war. Im Malfoy Manor. Aber warum war sie hier? Das Portrait hatte erwähnt, dass Harry sie hier her gebracht hatte. Aber warum? Bei den harschen Worten des Mannes im Portrait fühlte Hermine, wie ein Klos in ihrem Hals anschwoll. Seine Verachtung ihr gegenüber war nicht zu überhören. "Deine Schwester hätte das Mädchen nicht nur für den Rest seines Lebens als das kennzeichnen sollen, was sie ist, sondern dieses Leben auch gleich beenden sollen. Weg mit den Schandflecken, die ein schlechtes Licht auf unsere magische Welt werfen."
Der Klos in Hermines Hals wurde immer größer. Die ersten Tränen schossen ihr in die Augen. Wie in Trance griff sie zu ihrem Arm, an dem die Narben noch immer nicht ganz verheilt waren. Warum verurteilte man sie immer für das, was sie war. Weder hatten ihre Eltern sich ausgesucht, bei ihrem Kinderwunsch eine Hexe zu zeugen noch hatte sie sich ausgesucht, das Kind von Muggeln zu sein. Es war eine Laune der Natur gewesen. Und dennoch kam es ihr so vor, als würde sie persönlich daran schuld sein, dass sie war, was sie war. Sie stieß sich von der Wand ab und rannte blindlings weg. Diese Reinblüter würden sie nie akzeptieren. Das hatte sie immer wieder erfahren müssen.-*-*-*-
"Abraxas. Es reicht!", fuhr die gebürtige Black ihren Schwiegervater an. "Ich halte diese Engstirnigkeit der heiligen 28 nicht mehr aus. Eure Ideologie des reinen Blutes, ist es, die unsere Welt fast zerstört hätte. Sieh uns an, Abraxas! Wir sind am Ende. Der Krieg, den wohl gemerkt ein Halbblut angeführt hat, hat uns alles genommen. Wie du selbst vorhin schon erwähnt hast, ist dein Sohn wegen seiner Ansichten nun in Azkaban. Ich habe meine ganze Familie verloren. Eine Schwester, 2 Schwager und eine Nichte mit ihrem Ehemann. Die Familie Black existiert nicht mehr, seit mein Cousin Sirius vor 2 Jahren gestorben ist. Auch andere reinblütige Familien wurden ausgelöscht oder stehen auf Grund des Krieges kurz vorm Aussterben. Sag' mir, was hat uns dieser Krieg gebracht? Unzählige Menschen sind gestorben. Magische wie Nicht-Magische. Das muss ein Ende haben. Ich hätte beinahe meinen Sohn verloren, der das Pech hatte, in diese verdorbene Familie hineingeboren worden zu sein. Ich habe zugesehen wie er unter dieser Ideologie gelitten hat.
Aber damit ist jetzt Schluss!", hatte die Hausherren sich in Rage geredet. "Mr Potter und Miss Granger ist es zu verdanken, dass dein Enkel noch lebt und dass er nicht wie dein Sohn in Azkaban sitzt." "Pah!", gab der alte Malfoy von sich. "Ab heute wird dieses diskriminierende Wort mit 'S' in diesem Haus nicht mehr verwendet. Miss Granger ist unser Gast und sie wird hier mit Respekt und Dank behandelt." "Das kannst du nicht einfach von dir aus beschließen. Dass hier ist immer noch mein Haus.", protestierte das Portrait. Narcissa, die sich bereits abgewendet hatte, wirbelte herum und sah ihren Schwiegervater mit zu Schlitzen verengen Augen an. "Falsch! Seit Lucius in Azkaban ist, gehört mir dieses Haus." Empört schnappte der alte Malfoy nach Luft. "Wie... Wie redest du mit mir.", haspelte er. "Hüte deine Zunge.", fügte er mit bebender Stimme hinzu. "Werde ich nicht. Ich habe zu lange geschwiegen und nur tatenlos zugesehen. Dafür werde ich Buße tun, was auch immer ich dafür tun muss. Auch Draco hat sich mit seiner Strafe arrangiert, erfüllt seine Auflagen gewissenhaft und hat eingesehen, dass Muggel ebenso wie wir Lebewesen mit einer Berechtigung auf Leben sind.", sprach sie mit vor Stolz geschwollener Brust." "Dabei kann er auf der Unterstützung von Mr Potter und Miss Granger zählen. Und so wie sie uns entgegen gekommen sind, komme ich nun ihnen entgegen und werde beweisen, dass die Familie Malfoy sich ändern kann.", beendete sie ihren Monolog. Abraxas Malfoy hatte mehrmals scharf die Luft eingezogen, um seiner Empörung Luft zu machen." Wenn dir das nicht passt, Schwiegerväterchen, dann finde ich für dich schon noch einen passenden Platz. - Das gilt übrigens für euch alle!", wandte sie sich auch an die anderen Portraits, welche sich zurück gehalten hatten. Einige der Leute in den Portraits waren bei der Kälte ihrer Stimme zusammengezuckt. Mit einem befreiten Seufzer wandte sie sich ab und ging mit einem zufriedenen Lächeln Richtung Salon.
Leider hatte Hermine davon nichts mehr mitbekommen.^_^_^_^
Ei ei ei, arme Hermine, hätte sie doch Mal noch gewartet. Aber verständlich, dass man bei den Worten von Abraxas nur noch Reißaus nehmen will.
Wir lesen uns demnächst.
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Tagebuch einer verbotenen Liebe
FanficHermine hat Draco nach dem Krieg beim Ableisten seines Sozialdienstes in der Muggelwelt begleitet und unterstützt, sich ohne Magie zurecht zu finden. Nach diesem einem Jahr kehrten beide nach Hogwarts zurück, um ihren Abschluss zu machen. In den 2 J...