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Die 5-köpfige Gruppe zog los. Neben Esther waren noch 2 Jungs in ihrem Alter dabei. Ezra war als schwarze Kreuzspinne verkleidet, seine Kostüm bestand aus einem komplett schwarzen Jogginganzug, auf dessen Rücken er sowohl ein weißes Kreuz befestigt hatte als auch 4 Spinnenbeine, gefertigt aus Papprollen, die mit schwarzem Stoff ummantelt waren. In den Papprollen war Draht, sodass man die Spinnenbeine sogar zwischen den Enden der einzelnen Papprollen biegen konnte. Robin hingegen war als gleichnamiger Superheld aus der Serie 'Batman' verkleidet. "Auf zum Batmobil!", rief der 7-jährige und summte die ganze Zeit die Batman-Melodie, dass Draco langsam der Kopf schwirrte. "Ung dasch marchen die Mugschel jesches Jaaah?", fragte Draco nuschelnd und wandte sich an Hermine. Er hatte es die ganze Zeit gemieden, zu sprechen, denn mit diesem Plastegebiss im Mund konnte er nicht vernünftig sprechen. Esther hatte darauf bestanden, dass Draco sich auch verkleiden sollte, sein schwarzer Anzug reichte ihr nicht. Dabei hätte er nur eine Sonnenbrille aufsetzen müssen und er wäre als einer von den Man in Black durchgegangen, Hermines Meinung nach. Doch stattdessen hing ihm jetzt ein schwarzroter Deckenbezug um die Schultern und nach minutenlangem Desinfizieren war er auch bereit gewesen, ein Vampirgebiss in den Mund zu nehmen, welches ihn sprachlich allerdings sehr einschränkte. Seine Haare waren wie in der 1. und 2. Klasse nach hinten gegelt und Hermine hatte ihm noch ein bisschen die, so schon existenten, Augenringe deutlicher und größer geschminkt. Blass war Draco eh von Natur aus, also war Graf Dracula perfekt für ihn. Hermine, welche das Kleid von Tonks und eine gelbe Papierkrone - auch darauf bestand Esther und hatte Hermine eine Krone gebastelt und ihr einen Zopf geflochten - war an diesem Abend wirklich in die Rolle der Prinzessin geschlüpft.
Sie musste grinsen, als Draco versuchte, mit dem Plasteteil zu sprechen. "Was sagst du, oh Graf Dracula?, fragte sie kichernd. Trotzig rollte Draco die Augen und spuckte das künstliche Gebiss aus. "Und das macht man als Muggel jedes Jahr zu Halloween?", wiederholte er seine Frage. "Ja.", sagte Hermine knapp und wurde schon von Ezra unterbrochen. "Warst du noch nie zu Halloween Süßigkeiten sammeln als Kind?" "Nein, ist heute mein erstes Mal.", entgegnete der Blonde. "Genau wie bei mir. Dann können wir ja beide zusammen das erste Mal Süßigkeiten sammeln.", rief Esther aus und zog Draco mit zur ersten Tür und klingelte ganz aufgeregt. Die Tür öffnete sich und eine ältere Dame sah die beiden freundlich lächelnd an. "Guten Abend.", grüßte sie und Draco und Esther standen etwas perplex vor der Frau. "Guten Abend!", sagte Draco ebenfalls und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Wie kann ich helfen?", fragte sie. Nervös sah Esther zu ihren Schuhen und als sie etwas sagen wollte, schob Robin sich an ihnen mit einem lauten "Süßes, sonst gibt's Saures!" vorbei. Er hielt seinen Kürbiseimer hin und die alte Dame, weil sie so schroff von der Seite angesprochen wurde, sah den Jungen im rot-grünen Anzug mit Maske leicht argwöhnisch an. Auch Draco war baff, ob des Benehmens des Jungen. Das Lächeln der Dame geriet etwas schief, als sie dem Jungen 1 Lutscher und 2 Bonbons lieblos in den Eimer warf. Ohne sich zu bedanken wandte er sich grinsend an Esther und sagte höhnisch: "So macht man das!", und er ging zu Hermine zurück. Entsetzen stand Esther, Draco und Ezra, der nun auch dazu getreten war, ins Gesicht geschrieben. "So etwas Unhöfliches!", brummte Draco empört. Die ältere Dame sah zu Esther und Ezra, die Robin immer noch nachstarrten. "Möchtet ihr 2 Süßen auch etwas?", fragte sie und lächelte jetzt wieder freundlich. "Ja gerne!", sagte Ezra und hielt schon den Eimer hin und Esther sah ihn mit ihren grünen Augen mahnend an. "Bi... Bitte?!", stotterte er und sah von Esther zu der Frau und wieder zu Esther, als wolle er sich vergewissern, dass er das richtige gesagt hatte. Sie nickte und Ezra wandte den Blick zu der Dame, die ihm nun neben Lutscher und Bonbons auch noch ein paar Kekse gab." Danke!" "Und du möchtest nichts?", fragte sie nun das schwarzhaarige Mädchen mit den Zöpfen, welches betreten zu Boden sah. Draco beugte sich zu ihr. "Möchtest du keine Süßigkeiten?", fragte er verwundert. "Doch, aber nicht ohne auch etwas dafür getan zu haben. Das ist doch wie, als würde ich etwas wegnehmen.", erklärte Esther. Draco und auch die ältere Dame waren gerührt und Ezra fühlte sich schlecht und wollte zumindest die Kekse zurück geben. Die Dame kam nun näher zu Esther und hockte sich vor sie. "Allein, dass du dir in deinem Alter schon Gedanken dazu machst, ist die Süßigkeiten wert.", meinte sie und legte großmütterlich ihre Hände auf Esthers Schulter. Dann packte sie Esther dreimal so viel in den Eimer. "Was braucht ihr denn so lange?", kam es motzend von Robin und Hermine sprach ein Machtwort mit dem 7-Jährigen. "Danke!", sagte Esther höflich. Dann gingen sie und Ezra vor und Draco wollte sich auch zum gehen abwenden, da hielt die Dame ihn an der Schulter zurück und drückte ihm eine Tüte Kekse in die Hand. "Sie haben eine kluge und höfliche Tochter, Sir!", klopfte sie ihm mit einem breiten Lächeln auf die Schulter und ging dann in ihr Haus zurück. Draco blieb wie angewurzelt stehen. Hatte die gute Frau ihre Brille nicht auf? Für wie alt hielt sie ihn? "Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!", kicherte Hermine neben ihm und holte ihn in die Wirklichkeit zurück. "Wie würdest du schauen, wenn dich jemand für Esthers Vater - in deinem Fall Mutter - halten würde?", meinte er, immer noch ungläubig und hoffte, das Esther das nicht gehört hätte. Doch sie hatte es und hatte plötzlich ein ganz neues Bild vor Augen.

Tagebuch einer verbotenen Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt