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Es machte für Draco irgendwie keinen Sinn. Ihm schien es so, als würde Hermine ihn nicht nur überwachen, sondern auch die gleichen Arbeiten wie er machen. Aber warum? 'Er' muste doch eine Strafe abarbeiten, aber doch nicht sie. Aber eigentlich könnte es ihm auch egal sein. Argwöhnisch sah Draco sich die graue Arbeitskleidung an. Sie erinnerte ihn ein bisschen an seine schicken, teuren, schwarzen Anzüge, die er immer gerne trug, war aber keinesfalls damit vergleichbar. Das Grau ähnelte den Polundern der Hogwarts-Uniform. Er konnte grau noch nie leiden, denn es erinnerte ihn an Regenwetter. Wenn er gekonnt und/oder gedurft hätte, er hätte sich seine neue Arbeitskleidung schwarz gefärbt. Schwarz drückte ziemlich gut die Leere in ihm aus. Um nicht noch mehr Zeit zu verschwenden machte er sich daran, sich umzuziehen und ahnte nicht, dass er nicht alleine in der Umkleide war. Harry durfte Draco nicht aus den Augen lassen. Im Klartext: er müsste Draco auf Schritt und Tritt observieren. So bekam er auch einzelne Wortfetzen mit, die Draco missgelaunt vor sich hin murmelte:

"Wenn er meinen Zauberstab kaputt macht..."
"Jetzt dürfen schon Leute ohne Schulabschluss und fertige Aurorenausbildung wie Autoren Handeln und ich muss kuschen."
"War ja klar, dass Potter immer eine Sonderbehandlung bekommt."

Harry knurrte leise und hoffte, Draco hörte ihn nicht. *Du hast deinen Zauberstab einmal von mir zurück erhalten und so wird das auch zukünftig sein.* Dracos Zauberstab hatte ihm in der Schlacht, nachdem sein eigener Zauberstab zerbrochen war, gegen den dunklen Lord gute Dienste geleistet. Er war indirekt dankbar dafür, dass Dracos Stab ihm gehorcht hatte. Er sah auf den Stab des Blonden. Er war es dem Stab schuldig, ihn an seinen ehemaligen Besitzer zurückzugeben.
Die anderen Aussagen Dracos ließen ihn kurz schmunzeln. Draco regte sich auf, weil Harry Sonderrechte bekam. Damals in der Schule hatte er es doch auch genossen, von Snape auch für den größten Mist keine Punkte abgezogen zu bekommen oder sogar noch mit Punkten für seinen Mist belohnt wurde. Und jetzt regte er sich auf, weil Harry vom Ministerium mit einer Aufgabe betraut wurde, die sonst nur hochrangigen Auroren zuteil wurde? *Glaub' mir Malfoy, ich habe mir auch nicht ausgesucht, gerade 'dich' observieren zu müssen. Bevor weiter darüber nachdenken konnte hörte er seine Freundin von draußen anklopfen. "Draco? Bist du fertig? Wir haben nur noch 5 Minuten."

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Diese Mrs Riddenmeyor war ihr suspekt. Nach der kurzen Korrespondenz mit ihr hatte diese Dame ganz anders eingeschätzt. Die war ja strenger als McGonagall und Snape zusammen. Das konnte ja schönes Arbeiten werden. Als sie im letzten Monat nach einer Stelle für ein freiwilliges, soziales Jahr in diesem Waisenhaus angefragt hatte, hatte sie sich das etwas anders vorgestellt. Sie wollte elternlose Kindern, so wie sie jetzt eins war, auf ihrem Lebensweg begleiten. Und das ganz ohne Magie. Sie brauchte unbedingt etwas Abstand. Was sie allerdings geritten hatte, dem Zaubergamot dies auch als Strafe für Draco vorzuschlagen, wusste sie wirklich nicht. Schließlich wollte sie der magischen Welt entfliehen. Doch nun war es zu spät. Sie würde 1 Jahr lang, 5 Tage die Woche mit ihm hier zusammenarbeiten. Sie seufzte, während sie in ihrer Schwesterntracht im Hof in einem der Beete hockte die Unkräuter mit einer 3-zinkigen Hacke an der Wurzel aus der Erde holte. Es war echt mühsam. Nich vergleichbar mit dem Kräuterkundeunterricht bei Professor Sprout. Als sie sich eine Strähne ihrer langen Haare, die aus ihrem Zopf gerutscht war, hinters Ohr strich, konnte sie einen kurzen Blick zu Draco erhaschen. Dieser hatte stillschweigend seinen Dienst angetreten, seinen Eimer inklusive Hacke geschnappt und war in eine Ecke des Hofes gegangen. Sie konnte sehen wie er missmutig mit der Hacke auf die Erde eindrosch. Wenn er so weiter machen würde, wäre bald nichts von dem Beet mehr übrig.

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Harry fand es amüsant wie Draco sich abmühte. Der Blonde kannte wohl den Unterschied zwischen Unkraut und gewollt angepflanzten Pflanzen nicht. Hauptsächlich hatte er Kartoffelknollen aus der Erde geholt. Die ersten Triebe, die sich nach oben gereckt hatten, hielt er wohl ebenfalls für Unkraut. *Hat Draco noch nie Kartoffeln gesehen?*, fragte Harry sich. Wenn er aber genau darüber nachdachte, in welch einer Welt Draco aufgewachsen war, schien ihm das gänzlich plausibel. Der Malfoy-Erbe musste bei sich zuhause sicherlich noch nie einen Finger rühren. Für solche Aufgaben hatte seine Familie Hauselfen.
Gerade kam Hermine vom Komposthaufen, wo sie ihren Eimer mit Unkraut gelehrt hatte, zu Draco herüber. "Erm... Draco...?", setzte die brünette Gryffindor an. "Was ist Granger? Stör' mich nicht!", gab er genervt von sich, ohne aufzublicken. Schon warf er die nächste Kartoffelknolle in seinen Eimer, rappelte sich auf und wollte eine Fuhre 'Unkraut' zum Kompost wegbringen. Hermine hielt den Eimer fest. "Warte, du darfst nicht..." setzte sie an, schreckte bei Dracos kaltem Blick aber zurück. "Wer hat dich gefragt. Lass mich in Ruhe meine Arbeit machen." "Aber Draco, dass sind..." versuchte sie noch einmal im Guten. "Bist du taub Granger? Krümmer' dich um deinen Mist und lass' mich meine Arbeit machen." Er trat näher an sie heran, tippte mit einem Finger auf ihre Brust sah sie aus zusammengekniffenen Augen böse funkelnd an. "Ich werde auch ohne deine Hilfe fertig, ich weiß was ich tue." Hermine versuchte dem Tippen seines spitzen Fingers zu entweichen und trat einen Schritt nach hinten. Dabei stolperte sie über eine Kartoffelpflanze landete unsanft auf ihrem Po. Auch sie war nun etwas an gesäuert. Sie wollte ihm lediglich erklären, dass er einen Fehler gemacht hatte und er tat immer noch so arrogant und überheblich wie eh und je. "Gut. Ich wollte nett sein und dich vor einem Fehler bewahren.", erklärte sie. "Aber schön, dann sieh doch zu, was du davon hast. Leb' mit den Konsequenzen.", sagte sie mit einem mshnenden Unterton in der Stimme und ging wieder zu ihrem eigenen Beet. "Was für Konsequenzen, Granger? Ein Malfoy macht keine Fehler oder glaubst du echt, ich bin so dumm, nicht mit einer einfachen Muggel-Aufgabe klar zu kommen?", rief er ihr mit verschenken Armen höhnisch hinterher. Er ließ es sich vielleicht nicht anmerken, aber Harry sah, dass der überhebliche Blick schon bald weicher wurde und Unsicherheit wich. Harry wusste nicht, was im Kopf des Slytherins vorging, doch es schien als würde der Blonde mächtig mit sich selbst ringen. Draco trat wütend knurrend gegen den Eimer und die Kartoffelknollen kullerten  heraus. Hastig stellte Draco den Eimer wieder hin und sammelte die Knollen wieder ein.

Tagebuch einer verbotenen Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt