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"Heute werden sie im Laufe des Vormittags das ganze Geschirr spülen.", sagte Madam Riddenmeyor an ihrem 5. Tag. Draco war erstaunt was für unterschiedliche Aufgaben die Leiterin des Kinderheims immer fand. Sie mussten schon zusammen den Dachboden ausmisten, im Keller Kohlen für den Winter lagern - dabei war noch Sommer - und sie waren den Wocheneinkauf erledigen. In all der Zeit haben sie kein Wort miteinander gewechselt. Draco konnte Hermine noch nicht einmal in die Augen blicken. Denn sich entschuldigen und bedanken war nicht seine Stärke. Zumal ging er immer noch davon aus, dass die Gryffindor sauer auf ihn war. Er hatte sie einmal sauer erlebt und für ihn war es schmerzlich ausgegangen. Da hatte er schon Angst um das Zentrum seines Gesichts. Erstaunlicher Weise verstanden sie sich aber auch ohne Worte recht gut und schafften es, sich aus dem Weg zu gehen und dennoch als Team zusammen zu arbeiten. Selbst Harry mussste zugeben, dass die beiden perfekt harmonierten, als würden sie schon seit Jahren zusammenarbeiten.
Der Blonde stellte sich an die Spüle, ließ Wasser ein und krempelte sich die Ärmel hoch. An seinem linken Arm kam das 'Dunkle Mal' zum Vorschein. Es war zwar verblasst und Dracos heller Hauttyp trug sein übliches dazu bei, aber man konnte es immer noch sehen. Hermine, die Draco gerade ein paar Teller reichen wollte, zuckte beim Anblick des blassen Mals zusammen. Gleichzeitig ließ sie die Teller aber in der Bewegung aus ihrer Hand gleiten und Draco konnte sie nicht mehr auffangen. Mit einem lauten 'Klirr' fielen 10 weiße Teller zu Boden und zerschellten. "Granger, was..." *soll das?*, wollte er sie eigentlich fragen, als er ihren starren, ängstlichen Blick bemerkte, der auf seinen linken Unterarm gerichtet war. Er hasste es, wenn man dieses Mal anstarrte, weil jeder ihn dann nur darauf reduzierte. Aber bei Hermine überkam ihn ein sehr beklemmendes Gefühl. Angst, wenn nicht sogar Panik in ihren Augen auszumachen. Ihr Körper zitterte, die Hände, immer noch in der Haltung, als hielte sie die Teller, verkrampften sich. "Granger?!", sprach er sanft. Die Frau vor ihm reagierte nicht. "Was ist das hier für ein Krach!", schallte auch schon Madam Riddenmeyors Stimme durch die Küche, dass Draco zusammenzuckte. Er sah von der zitternden Hermine zu der alten Dame. "Die schönen Teller. Wer von Ihnen war das?" Ein letzter Blick zu Hermine - diese schien geistig abwesend, beugte sich aber mechanisch nach unten, um die Scherben aufzusammeln. "Es war meine Schuld.", gestand Draco. "Ich wollte ihr die Teller zu schnell abnehmen und da sind sie mir durch die Finger geglitten. Ich werde neue besorgen." "Das will ich hoffen! Sammeln Sie die Scherben ein und passen Sie demnächst besser auf, dass Sie mir nicht noch mein ganzes Porzellan zerstören.", schimpfte sie und verließ die Küche wieder. "Ja, Ma'am!", rief Draco ihr noch hinterher dann sah er runter zu der Gryffindor, die fahrig die Scherben einsammelte und sich sogar schon in die Handflächen geschnitten hatte. Sie schien gar nicht zu merken, dass sie blutete. "Ich mach' das schon, Granger.", sagte er, für seine Verhältnisse, recht freundlich zu ihr. Doch sie schien ihn gar nicht zu hören. Weiterhin sammelte sie Scherben auf. "Granger!", brummte er nun. Er legte den rechten Zeigefinger unter ihr Kinn und hob es an, dass sie zu ihm sehen musste. "Hör auf!", sagte er sanft, als er ihren leeren Blick bemerkte. Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln. Sie beendete den Blickkontakt und stand auf, die nächsten Scherben beseitigen. Dieses Mädchen hatte Angst, Angst vor ihm. Und das bescherte ihm einen großen Klos im Hals. Er wollte nicht, dass sie den Todesser, der er einst war, in ihm sah. Aus einem unerfindlichen Grund, sollte sie nicht, wie alle anderen, nur den Todesser in ihm sehen. Er erhob sich auch und folgte dem Mädchen. "Hey, Granger!" Er griff ihre Hand und sie wirbelte zu ihm herum. "Wir müssen deine Hände versorgen.", beharrte er im strengen Ton. Sie sah zu ihm, dann bemerkte sie, wie seine linke Hand sie am Arm hielt und das Blut an ihren Händen. Es war wie ein Schalter, der sich in ihr umlegte und sie schrie hysterisch auf. Auf einmal waren alle Gefühle aus dem Krieg wieder da. Sie spürte, wie der Cruciatus-Fluch sie schüttelte und ihr höllische Schmerzen bereitete. Sah Bellatrix' hämisch grinsendes Gesicht über sich, die einen Heidenspaß daran hatte, mit einem Messer 'Schlammblut' in ihren Arm zu ritzen. Und sie fühlte, wie ihr Blut warm über ihren Arm floss.
Hermines Körper bebte regelrecht vor Panik. Sie wehrte sich gegen Draco und schrie aus Leibeskräften. Kurzer Hand zog Draco sich die Ärmel wieder runter, damit sie dieses verhängnisvolle Zeichen nicht mehr sehen musste. Sie wich von ihm zurück. Und Draco ging wieder einen Schritt auf sie zu. "Granger beruhige dich!", bat Draco. Er wollte ihr gern helfen. Ihm war schmerzlich bewusst, welch Szenerie sich gerade in ihrem Kopf abspielte. Damals hatte er nur zugesehen. Doch jetzt würde er das nicht tun. Vorsichtig streckte er einen Arm aus und legte die Hand auf ihrer Schulter ab. Sanft zog er sie näher zu sich, legte die andere Hand sachte an ihre Wange und sah sie besorgt an. "Ich werde dir nicht wehtun." Ihre Blicke trafen sich, grau traf braun. Sie sahen sich eine Weile an, bis Hermine plötzlich zu schluchzen anfing. Ohne darüber nachzudenken schloss der Slytherin das zitternde Mädchen in seine Arme und drückte sie an sich. "Nie wieder, werde ich dich verletzen, das verspreche ich dir." Er strich ihr über den Kopf und dann weiter über den Rücken.

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"Lass sie los, Malfoy!", donnerte plötzlich Harrys Stimme hinter ihm. Er hatte sich den Umhang vom Kopf gezogen, die Szenerie lief in eine Richtung, die ihm nicht gefiel. "Was machst du hier, Potter?", fragte Draco kalt und drehte sich zu seinem Erzfeind. "Die kleine Granger hat einen Nervenzusammenbruch.", erklärte er und nahm das inzwischen bewusstlose Mädchen auf die Arme. Er schritt auf Harry. "Statt mich böse anzufunkeln kümmer' dich lieber um sie. Sie ist schließlich deine Freundin.", entgegnete er Harry und drückte dem Gryffindor das Mädchen in die Arme. Beide sahen sich grimmig an. Draco löste sich von ihrem Blickduell und war bereit, weiterhin seine Aufgabe zu erfüllen. "Was hast du vor?", fragte Harry und sah von Hermine zu Draco. "Was wohl, meine Arbeit erledigen. Schon vergessen, dass ich hier eine Strafe ableiste?" "Ehrlich Malfoy, deinem Pflichgefühl in allen Ehren, aber du kommst mit ins St. Mungos!" "Das könnte dir so passen! Damit jeder sieht was der böse Malfoy der großartigen Hermine Granger angetan hat? Das lasse ich mir nicht anhängen. Vor allem nicht von dir, Potter!", protestierte Draco und war lauter geworden. Harry atmete einmal tief ein und wieder aus. Draco hatte nicht ganz Unrecht. Würde er mit der bewusstlosen Hermine im St. Mungos aufkreuzen mit Malfoy im Schlepptau, wäre Malfoys Schicksal besiegelt. Dabei hatte der Slytherin sich wirklich Mühe gegeben. "Ich will dich nicht ausliefern. Aber du kannst hier nicht alleine bleiben." Draco lachte höhnisch auf. "Versteh' schon, mir kann man nicht trauen. Sobald ich nicht mehr beaufsichtigt werde, könnte ich dieses Waisenhaus in die Luft sprengen, so wie mein werter Groscousin es damals getan hat. " Der Blonde wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn dieses Misstrauen verletzte. Und wenn man verletzt war, versuchte man andere noch mehr zu verletzen um von seinem eigenen Schmerz abzulenken. Dass Sirius Black für Harry ein wunder Punkt war, war Draco wohl bekannt. "Das ist nicht der Punkt. Hör zu! Mal... Draco.", sprach Harry ruhig. "Hermine glaubt an dich und du hast bis jetzt alle Auflagen erfüllt. Darum bin ich der letzte, der dir eine 2. Chance verwehren will. Ich glaube auch nicht, dass du den Menschen hier etwas antun würdest. Aber jetzt musst du mitkommen." "Und die Arbeit hier?", lenkte Draco ein. Frustriert seufzte Harry. "Hier!" Er übergab Hermine an Draco, holte seinen Zauberstab und sagte: "Ratzeputz." Sofort war das Geschirr sauber und wieder im Schrank verstaut. Sie kaputten Teller reparierte er auch. "Und jetzt komm'!" Draco, immer noch irritiert, dass Harry seinen Job gemacht hatte, wurde von Harry an der Schulter gepackt und nach draußen geschoben. "Ich komme nicht mit ins St. Mungos, Potter!" Harry ignorierte Draco's Protest.
Auf dem Hof spielten gerade die Kinder und Esther kam fröhlich auf Draco zugelaufen. Hielt aber inne, als sie Hermine in seinen Armen liegen sah. "Ist die Prinzessin tot?", fragte sie betrübt. Draco blieb stehen und wandte sich an das Mädchen. "Nein sie schläft. Sie hat sich in den Finger gestochen.", versuchte er es kindgerecht zu erklären. Dass er dabei auf ein berühmtes Märchen anspielte, ahnte er nicht. Esther hüpfte aufgeregt auf und ab. "Du musst sie küssen, du musst sie küssen!", rief die Kleine aufgeregt und Draco stieg die Röte ins Gesicht. Das Kind hatte vielleicht eine Fantasie. "Esther, so einfach ist das bei Hermine leider nicht. Ein Kuss reicht nicht um sie wieder gesund zu machen. Aber ich verspreche dir, Montag ist sie wieder da." Esther trat skeptisch einen Schritt zurück. "Wer bist du? Und woher weißt du meinen Namen." "Harry, ein Freund von Malf... Draco und Hermine." Dem kleinen Mädchen konnte er schlecht seinen Unmut, dem Slytherin gegenüber, deutlich machen. "Wir müssen jetzt wirklich los.", erklärte er noch und schob dann Draco zum Tor hinaus.
"Das eins klar ist, wir sind keine Freunde, Potter!", stellte Draco klar, als sie außer Reichweite waren. "Natürlich nicht, aber diese Erklärung war wohl am einfachsten zu verstehen für die Kleine.", sagte Harry knapp. Sie liefen in die abgelegene Gasse, in der sie morgens immer mit dem Portschlüssel landeten und abends wieder verschwanden. "Was wird jetzt mit meinem Dienst?", wollte Draco wissen. "Ich schicke so schnell wie möglich eine Eule zum Ministerium, damit das geregelt wird.", erklärte Harry knapp. "Pass auf, gleich könnte dir eventuell schlecht werden.", warnte Harry den Slytherin vor. "Du willst doch nicht...", setzte Draco an, wurde aber gleich darauf von Harrys strengem Blick unterbrochen. "Halt Hermine gut fest, wehe sie zersplittert wegen dir!", sagte er scharf und bevor Draco etwas darauf erwidern konnte, legte Harry ihm eine Hand auf die Schulter und sie disapparierten.

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Da haben wir wieder ein Kapitel.
Ich musste es einfach Mal ein Stückchen vorantreiben. Ich hoffe ihr habt beim Lesen genau so viel Spaß wie ich beim Schreiben.

Was meint ihr, wo Harry hin appariert ist mit Draco und Hermine?

Bis demnächst ubd gute Nacht.

Tagebuch einer verbotenen Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt