"Also könnten Sie Draco an der Seite von Miss Granger akzeptieren, sofern sie genau so tiefe Gefühle für Draco hegt, wie er für sie? ", fragte Narcissa vorsichtig. "Wenn sie ihn wirklich liebt, wäre ich der letzte, der will, dass sie nicht glücklich ist. Allerdings werde ich das mit äußerster Vorsicht beobachten. Hermine hat genug gelitten." "Ich weiß, Sie und mein Sohn waren sich in der Schulzeit spinnefeind. Dracos Erziehung machte es auch nicht gerade einfach, ihn zu ertragen oder nur ansatzweise zu mögen. Sein Benehmen damals, auch Miss Granger gegenüber, ist keines Falls entschuldbar." Harry hörte der Adelsfrau zu. Was sie sagte, ließ ihn manches noch einmal durchleben. "Dass Sie nach all dem, was passiert ist, die Größe besitzen, ihm eine Chance zu geben, lässt mich daran glauben, dass unsere Familie noch nicht verloren ist. Dass mein Sohn trotz schwerer Kindheit und Jugend noch ein glückliches Leben führen kann." "Worauf wollen Sie hinaus, Mrs Malfoy?" Die Hausherrin wurde nun leicht nervös. Sie knetete ihre Hände und wandte den Blick ab. "Ich würde mir wünschen, dass er sie eventuell irgendwann zu seinen Freunden zählen kann. Das würde es auch für Miss Granger und Draco leichter machen, dass Sie nicht immer zwischen ihnen stehen." Harry gab einen undefinierbaren Laut von sich. Wie meinte Narcissa dass denn? Er hatte doch schon zugesichert, dass er sich bei Hermine und Draco nur im äußersten Notfall einmischen würde. "Ich versteh' nicht..." "Sehen Sie, Miss Granger wird immer darauf bedacht sein, was sie als ihr bester Freund von ihr denken, wenn sie sich auf Draco einlassen würde, solange Sie und Draco nicht so etwas wie eine lockere Freundschaft führen. Und auch Draco könnte sich ihr vielleicht leichter öffnen, wenn er weiß, dass ihr bester Freund ihn nicht gleich verflucht, sobald er sich ihr annähert.", erklärte Narcissa und Harry nickte verstehend. "Draco braucht richtige Freunde, die bei ihm sind, weil sie ihn mögen, nicht weil die Eltern bekannt sind und eine Scheinfreundschaft von den Kindern verlangen." "Sie spielen auf Gregory Goyle und Vincent Crabbe an...", stellte Harry fest. Sie nickte. "Auf Grund seiner Erziehung hat Draco nie wirklich gelernt, wie man mit Empathie und Sympathie Kontakte knüpft und Beziehungen aufbaut, die auf Vertrauen beruhen. Goyles und Crabbes Söhne waren bloß nicht selbstbewusst und haben sich deshalb von Draco rumkommandieren lassen. Aber das ist keine Freundschaft. Oder sieht ihre Freundschaft mit Mr Weasley und Miss Granger so aus?" Energisch schüttelte Harry den Kopf. Narcissa fuhr in ihrer Ausführung fort. "Ich bin mir sicher, er wäre gern damals - auch ohne das Zutun seines Vaters, Sie letztendlich für die dunkle Seite zu gewinnen - mit ihnen befreundet gewesen. Hauptsächlich hat er Sie dann wegen seines verletzten Stolzes schikaniert und Ihnen oft übel mitgespielt." Harry verzog sein Gesicht und dachte darüber nach. "Ich soll also Draco in meinen Freundeskreis aufnehmen?" Abscheu klang in seiner Stimme mit. Sie nickte und fügte mit leicht zitternder Stimme an: "Nicht sofort. Aber eventuell irgendwann, wenn er Sie von seiner guten Seite überzeugen konnte. Gute Freunde, auf die er sich verlassen kann, die hinter ihm stehen, würden ihm helfen, mit diesem Scherbenhaufen klar zu kommen, der jetzt vor ihm liegt und sich sein Leben nennt." Der schwarzhaarige suchte nach den richtigen Worten. Er nahm seine Brille ab und begann, diese zu putzen. Als er fertig war und sie wieder auf seiner Nase saß, antwortete er mit einer Gegenfrage. "Wie stellen Sie sich das vor? Viele meiner Freunde können ihn nicht leiden. Am Ende schneiden sie mich, weil sie mit Ihrem Sohn nichts zu tun haben wollen." "Das weiß ich.", kam es schon fast verzweifelt von ihr. "Es ist viel von mir verlangt und eigentlich ist es eine Anmaßung, Sie so etwas überhaupt zu fragen. Doch eine Mutter sorgt sich um ihr Kind und möchte nur das Beste." Sie hatte die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und verbarg schluchzend ihr Gesicht in ihren Händen. Vor ihm saß eine Mutter, die Angst um ihr einziges Kind hatte. Seine Mutter würde für ihn genauso handeln. Oder Mrs Weasley für Ron. Sogar seine Tante würde für Dudley so handeln. Es war für ihn nur all zu nachvollziehbar, wer will schließlich nicht, dass die Kinder unbeschwert leben können. Auch wenn es in diesem Fall Draco Malfoy war. "Sie sind nicht die erste, die mich darum bittet. Auch Hermine ist schon mit einer ähnlichen Bitte an mich heran getreten. Da Hermine meine beste Freundin ist und ich Ihnen mein Leben verdanke habe ich Draco bereits einen Waffenstillstand angeboten. Jetzt muss er einen Schritt machen.", erklärte Harry und stand auf. "Ich würde jetzt wirklich gerne zurück wollen. Also, wo finde ich Hermine?"
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Da saß sie auf einer der gemütlichen, mit grünem Samt bezogenen, Chaiselongues an einem der Fenster, hatte sich ein Buch über Zaubertränke geschnappt und war ganz vertieft in ihre Lektüre. Dass Hermine Bücher über alles liebte war kein Geheimnis, schließlich hatte man sie zu 99% in Hogwarts in der Bibliothek gefunden, wenn man sie suchte. Aber dass sie jetzt, außerhalb der Schule, ebenfalls eifrig lernte und das Buch schon fast verschlang, war doch etwas sehr ehrgeizig. "Du rastest wohl nie, oder Granger?", fragte Draco hämisch. "Wie bitte?", schreckte Hermine aus ihrer Lektüre auf, als sie Dracos Stimme nahe an ihrem Ohr hörte und sein Atem ihre Haut streifte. Er hatte sich hinter ihr mit den Ellbogen auf die Lehne des Sitzmöbels gestützt und schaute sie grinsend an. "Immer am lernen, sagte ich.", meinte er sarkastisch. Sie sah ihn entgeistert an, dann fasste sie sich wieder. "Man lernt nie aus, Draco!", erklärte sie und steckte ihre Nase wieder ins Buch. Er entriss es ihr. "Hey, was soll das?" "Ich möchte gerne wissen, was du gerade so Schönes lernst und an deinem Wissen teilhaben." Er richtete sich auf und hielt das Buch, da er definitiv größer war als sie, außerhalb ihrer Reichweite. Das Buch außer Reichweite haltend, versuchte er zu lesen, welchen Trank sie sich gerade durchgelesen hatte. "Der Trank der lebenden Toten?", fragte er erschrocken und ließ das Buch fallen. "Pass' doch auf, der Einband des Buches ist empfindlich." Sie hob das Buch auf und schaute, dass nichts beschädigt war. "Was willst du mit diesem Trank?" "Ihn eventuell zu Übungszwecken brauen. Man kann nicht genug Übung haben." Das sagte sie so leichtfertig. War sie sich der Gefahr des Trankes denn nicht bewusst? "Granger, dein Ehrgeiz und deine Braukünste in allen Ehren, aber dieser Trank steht nicht ohne Grund in keinem unserer Lehrbücher. Er ist zu gefährlich." Hermine horchte auf. "War das gerade ein Kompliment?", fragte sie und sah Draco erwartend an. "Was für ein Kompliment? Ich sagte lediglich, dass der Trank gefährlich ist. Nur erfahrene Tränkemeister wie Slughorn oder Onkel Severus sind in der Lage dazu." Sie verzog beleidigt das Gesicht. "Übung macht den Meister, Draco. Und ich kann inzwischen die meisten Tränke problemlos brauen und brauche neue Herausforderungen. Auch Slughorn und Snape haben Mal klein angefangen." "Der Trank der lebenden Toten ist aber nicht 'klein'. Allein beim Brauen kann schon viel schief gehen." Sein Alptraum war immer noch präsent und er wollte nicht, dass dieser auch nur ansatzweise wahr würde. "Danke, dass du so viel Vertrauen in mich hast!", meinte sie schnippisch und packte dann das Buch etwas zu kraftvoll wieder ins Regal. "Jetzt sei doch nicht gleich gekränkt.", schnarrte er etwas erbost, aber erleichtert, dass sie das Buch zurückgestellt hatte. "Wer ist denn hier gekränkt? Ich doch nicht!", entgegnete sie und Draco konnte deutlich heraushören, dass sie verletzt war. "Du, wer sonst." "Ach...", gab sie einen verärgerten Ton von sich und setzte sich mit verschränkten Armen auf die Chaiselongue zurück. "Wie lange muss ich jetzt hier noch bleiben? Ich will endlich zurück in den Grimauldplatz 12."
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Ach ja, die beiden sind dich echt, wie das Sprichwort so schön sagt: "Was sich neckt, das liebt sich und was sich liebt, das neckt sich eben auch." Nicht wahr, Draco?
Das hier ist eine Chaiselongue.
Glaubt ihr, das Harry und Draco irgendwann Freunde werden? Und meint ihr, Narcissa verlangt von Harry zu viel?Man liest sich.
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Tagebuch einer verbotenen Liebe
FanfictionHermine hat Draco nach dem Krieg beim Ableisten seines Sozialdienstes in der Muggelwelt begleitet und unterstützt, sich ohne Magie zurecht zu finden. Nach diesem einem Jahr kehrten beide nach Hogwarts zurück, um ihren Abschluss zu machen. In den 2 J...