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Harlow

„Ich finde das Ganze gar nicht lustig." Beleidigt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. Dabei musste ich selbst immer wieder lachen, während Romeo sich einfach weiter über mich lustig machte.

Er verglich mich mit einer Art militärischen Feldzug, da ich im Schlaf wohl immer weiter an ihn herankam und somit beinahe aus dem Bett gedrängt hatte. Dazu kam, dass ich mich meiner Decke entledigte und einfach seine in Beschlag nahm und der Arme die Nacht beinahe gefroren hätte, wenn meine Körpertemperatur nachts nicht mit einem Hochofen zu vergleichen wäre.

„Aber dein Schnarchen ist ganz süß." Natürlich musste er noch einen draufsetzen und amüsierte sich köstlich darüber, dass ich bockte wie ein kleines Kind.

Ich stand hinter ihm, als er dabei war, das Frühstück vorzubereiten. Helfen durfte ich ihm nicht und somit konnte ich nichts anderes tun, als ihm dabei zuzusehen, wie er Rührei zubereitete, während der Kaffee auch noch eine Weile brauchte und langsam durch die Maschine lief. Es machte es nicht besser, dass bereits die ganze Küche nach Essen duftete und das Knurren meines Magens kaum noch zu überhören war und ich Romeo somit neue Angriffsfläche gab.

„Setz dich schon mal. Ich bringe dir gleich was zu essen, bevor du wie ein wildes Tier über mich herfällst", wies er mich an und ich gab mich einfach geschlagen. Vermutlich würde ich den Rest des Tages solche Sprüche von ihm zu hören bekommen. Wirklich böse war ich ihm aber nicht. Tatsächlich brachte er mich damit oft genug zum Lachen und ich empfand die Tatsache, dass ich immer wieder neue Seiten an ihm kennenlernte, wirklich erheiternd. Auch wenn es diesmal auf meine Kosten ging. Aber meine Zeit würde kommen. Karma fand jeden.

„Was hast du für heute geplant?" Romeo stellte die Pfanne in die Mitte des Tisches und wandte sich kurz ab, um den Kaffee zu holen, der noch auf dem reichlich gedeckten Tisch fehlte.

Ich griff nach der Kanne und fühlte meine Tasse mit Kaffee, während ich darüber nachdachte, wie ich von ihm unbemerkt in meine Wohnung kam. Er würde mich niemals auch nur eine weitere Nacht dort verbringen lassen. Was aber nichts an der Tatsache änderte, dass ich nicht wusste, wo ich sonst bleiben könnte.

„Denk nicht mal dran", unterbrach er meine Gedanken und nahm mir meine Tasse Kaffee aus der Hand. „Ich kann ganz genau sehen, was in deinem Kopf vorgeht und solltest du in diesem Rattenloch bleiben wollen, werde ich dich persönlich jedes einzelne Mal da herausholen."

Im Grunde sollte mich seine Aussage schockieren, aber stattdessen brach ich in schallendem Gelächter aus. Die Vorstellung, dass er mich wie ein Höhlenmensch über seine Schulter warf und aus meinen eigenen vier Wänden trug, war einfach komisch. Dabei wäre er seinem Körperbau nach zu urteilen, durchaus in der Lage dazu, meine Haustür mit einem gezielten Fußtritt in Schutt und Asche zu legen.

„In Ordnung. Aber verrate mir, wo ich stattdessen wohnen soll?" Ich nahm ihm meine Kaffeetasse wieder aus der Hand und trank statt seiner daraus. „Gibbs ist ein toller Chef, und im Gegensatz zu Miller zahlt er meinen Lohn regelmäßig, aber ich finde einfach nichts. Vielleicht ist es die nicht klar, aber entweder zu teuer oder ein ähnliches Rattenloch wie momentan."

„Dann bleib hier."

Vor Schreck fiel mir beinahe die Tasse aus der Hand. „Was hast du gerade gesagt?" Das konnte er unmöglich ernst meinen. „Meinst du nicht, das geht zu schnell? Viel zu schnell?"

Romeo sah mich von der Seite an und schien die Ruhe selbst zu sein. „Entweder es klappt oder es klappt nicht. Man hat nie eine Garantie und wenn wir es nicht versuchen, können wir es auch nie herausfinden."

„Ich weiß, worauf du hinaus willst. Aber was ist mit Maxime? Was ist, wenn er dagegen ist?"

Er lachte und fuhr sich gleichzeitig mit seiner rechten Hand durch die Haare. „Er meinte zu mir, dass er dich einmal heiratet, wenn ich nicht schneller bin. Deshalb gehe ich stark davon aus, dass er mit der Situation kein Problem haben wird. Und dafür, dass du mir gestern Abend noch Grenzen aufgezeigt hast, ging es dir ab einem gewissen Zeitpunkt dann doch nicht schnell genug."

Beinahe anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen und ich musste kein Genie sein, um zu wissen, auf was er anspielte. Meine »nicht Fummeln«- Regel war für die Katz und zählte zu den noch harmlosen Dingen, die wir getan hatten. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Dass wir so früh am Morgen bereits wach waren, erschien beinahe wie ein Wunder. Spätestens am Abend würde ich dafür die Quittung bekommen und nicht spät, völlig übermüdet ins Bett fallen.

„Wenn es dein Gewissen beruhigt, kannst du dich gerne an den Kosten für die Lebensmittel beteiligen. Aber da das alles hier mir gehört, müsstest du keine Miete zahlen."

Vermutlich half ihm sein Job als Anwalt, denn reden konnte er. Die nächsten Minuten wischte er jedes meiner Gegenargumente vom Tisch und am Ende blieb mir nichts anderes übrig, als mich geschlagen zu geben und seinem Vorschlag zuzustimmen. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass Maxime damit einverstanden war.

Die Begeisterung stand Romeo ins Gesicht geschrieben und ich konnte nicht leugnen, dass ich mich selbst darüber freute, ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen.

Den Rest des Frühstücks planten wir alles Weitere. Bevor wir Maxime von Olivia und Gibbs abholen würden, wollten wir in meine Wohnung und meine Sachen packen. Sollte der kleine Mann dann seine Zustimmung geben, würden wir am kommenden Wochenende alles hierher bringen und ich konnte den Mietvertrag für die Wohnung kündigen. Tatsächlich war diese Wohnung zentraler gelegen und ich könnte morgen fast eine Stunde länger schlafen.

„Wenn ich meiner Mom davon erzähle, werden sie und Dad sicherlich zu Besuch kommen wollen." Ich war aufgeregt, wie sie diese Neuigkeit aufnehmen würden. Mom wäre sicherlich aus dem Häuschen, während mein Dad einfach Dad blieb und Romeo einfach stumm beobachten würde.

„Dann lass sie kommen, damit wir Gleichstand haben."

Verwundert sah ich ihn an. „Was meinst du mit Gleichstand? Ich habe deine Eltern noch nicht kennengelernt." Ich grübelte über seine Worte nach, während er aufstand und damit begann, den Tisch abzuräumen. „Willst du mir nicht sagen, was du damit meinst?", rief ich ihm nach, als er bereits am Kühlschrank angekommen war.

„Vielleicht habe ich meinen Eltern heute Morgen, als du noch geschlafen hast, bereits am Telefon von dir erzählt und sie kommen in zwei Wochen, um dich kennenzulernen."

An diesem Morgen lernte ich völlig neue Facetten von Aufregung kennen und die Aussicht darauf, bald Romeos Eltern kennenzulernen, trieb mir beinahe den Schweiß auf die Stirn.

DedicationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt