2 Wochen später
HarlowEs ist komisch, seit zwei Wochen alleine zu sein. Romeo kommt mich mit den Kindern zwar am Wochenende besuchen, aber den Großteil der Zeit bin ich alleine in der Klinik. Wir telefonieren jeden Abend miteinander, aber es ist einfach nicht dasselbe. Maxime hat die ersten Tage nur geweint, weil er noch nicht ganz verstanden hatte, warum ich plötzlich nicht mehr bei ihm war und ich musste ihm jeden Abend versprechen, dass ich wieder nach Hause komme.
Birdie redet noch immer nicht. Zumindest bekommt es niemand mit und auch bei der Therapeutin öffnet sie sich nicht. Sie interessiert sich nicht für die Puppen, die ihr angeboten werden, damit man ihr dadurch vielleicht etwas entlocken könnte und auch malen will sie nichts. Sie sitzt einfach da und hört den anderen zu. Laut Romeo ist Maxime der einzige, dem sie auf Schritt und Tritt folgt, aber auch mit ihm will sie nicht sprechen.
Das alles nagte an mir und am liebsten wäre ich bei ihnen, aber so eine Gelegenheit würde ich wohl nie wieder bekommen. Diese Klinik wirkte nicht wie ein typisches Krankenhaus und mein Pfleger meinte zu mir, dass das hier eher ein Forschungszentrum ist. Romeo hat wohl einige Strippen ziehen müssen, um mich hier unterzubringen. Alleine die Warteliste für eine staatliche Einrichtung betrug mehrere Monate und das hier war eine der führenden Privateinrichtungen des Landes. Alle Angestellten waren wirklich nett und fürsorglich, außer meinem persönlichen Kerkermeister, wie ich ihn gerne betitelte.
Matthew Johnson war ein guter Freund Romeos und der Grund, warum ich hier war. Zweimal in der Woche kam er zu mir, um mit mir das wichtigste durchzugehen. Er war nie besonders gut gelaunt, aber heute schien er besonders schlecht gelaunt zu sein. Er ging die Liste, welche ich beinahe auswendig kannte, in einem Tempo und Ton durch, dass ich das Gefühl bekam, ich würde mich in einem Militärcamp befand.
„Wir wissen mittlerweile beide, dass Stress öfters zu einem Schub meiner Krankheit führt, aber du scheinst es heute wirklich darauf anzulegen, dass mir aus sämtlichen Körperöffnungen Blut schießt."
Kurz sah er von seiner Liste auf und funkelte mich böse an. Doch scheinbar wollte er nicht auf mich eingehen und ignorierte meinen vorangegangenen Satz. Er machte einfach weiter, als hätte ich nichts zu ihm gesagt. Oh ja, heute schien er besonders schlecht gelaunt zu sein und ich wollte unbedingt herausfinden, woran es lag.
„Wenn Maxime so schlechte Laune hat, schickt Romeo ihn für eine Auszeit in sein Zimmer." Es war ein kläglicher Versuch meinerseits seine Laune etwas zu verbessern. Zwar klappte es nicht, aber zumindest schien er darauf zu reagieren.
„Ich bin kein kleines Kind", brummte er und sah weiter auf seine Liste.
Ein Lächeln konnte ich mir nun nicht verkneifen und beugte mich leicht zu ihm vor. „Du benimmst dich aber wie eines. Pass auf, sonst schicken dich deine Eltern auch für eine Auszeit auf dein Zimmer."
Genervt warf er deinen Kopf in den Nacken und lies seine Hände sinken. „Die sind doch daran schuld. Wie würdest du es finden, wenn man dir mal eben nebenbei sagt, dass man vor Jahren, eigentlich Jahrzehnten, eine Ehe für dich arrangiert hat?"
„Bitte was?" Ich konnte nicht glauben, was Matthew eben gesagt hat. „Wer bitte macht denn sowas? Ich weiß, dass es in gewissen Teilen der Welt noch so üblich ist, aber in Amerika? Im 21. Jahrhundert? Sind deine Eltern Immigranten, in deren Kultur es so üblich ist?"
„Nein und ich glaube nicht, dass ich mit dir darüber reden sollte. Die Leute machen sich schon genug über mich lustig,"
Ich konnte seinen Ansatz verstehen. Niemand will einen Partner von seinen Eltern vorgesetzt bekommen und wenn man dadurch noch zum Gespött anderer wird, nagt es ziemlich am Ego. Und davon hatte Matthew Johnson reichlich. Romeo hatte mir viel über die Dinge verraten, die sie früher in ihrer Jugend gemacht hatten, und bei fast jeder Erzählung konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Mein Gegenüber war überzeugter Junggeselle und eine Frau oder Kinder kamen für ihn nicht einmal ansatzweise infrage.
„Manchmal hilft es, mit einem Außenstehenden zu reden." Ich bot ihm ein offenes Ohr und musste zu meiner Überraschung nicht wirklich lange darauf warten, dass er sich öffnete.
Er erzählte mir alles. Wie sein sich Vater während seines Studiums mit einem anderen Pharmaerben anfreundete und sie eines Tages auf die Idee kamen, sich ein noch größeres Monopol aufzubauen und ihre Kinder miteinander zu verheiraten. Was einst aus einer Laune heraus beschlossen wurde, sollte nun, da scheinbar weder Matthew noch die Tochter der anderen Familie vorhatten sich in irgendeiner Weise zu binden, in die Tat umgesetzt werden.
„Also trefft ihr euch an diesem Wochenende?", schlussfolgerte ich, nachdem er fertig war.
„So kann man es nennen." Sichtbar genervt sah er auf den Boden. „Es ist beinahe lächerlich. Ich bin Mitte dreißig und jetzt wird mir eine wildfremde Frau vorgesetzt. Vermutlich ist sie schon ganz heiß darauf, sich meinen Status und das Vermögen unter den Nagel zu reißen. Sie wäre nicht die Erste."
Seine Aussage ließ meinen Mund offen stehen. Ich sah bestimmt wie ein Fisch aus, der an Land an Luft schnappte. „Ob du es glaubst oder nicht, aber nicht jede Frau ist darauf aus und wenn sie aus denselben Verhältnissen stammt, wie du hat sie bestimmt ihr eigenes Geld, das sie, wie du es nennst, aus dem Fenster werfen kann."
„Ich kenne keine Frau, die es nicht auf Geld abgesehen hat", versuchte er sich zu rechtfertigen.
„Es sitzt dir eine gegenüber. Ich weiß, dass Romeo für mich einige Hebel in Bewegung gesetzt hat, aber ich bin um seinetwillen bei ihm. Sein Vermögen spielt für mich keine Rolle."
Matthew lachte das erste Mal, seitdem er heute mit mir sprach. „Dass du anders tickst, ist mir tatsächlich bewusst. Keine normale Frau würde sich freiwillig einen Mann mit zwei Kindern aussuchen. Noch dazu mit einem so verworrenen Hintergrund."
Inzwischen war ich diejenige, die lachte. „Als ich ihm das erste Mal begegnete, versteckte ich mich unter einem Schreibtisch und es hat Romeo einiges an Überzeugungskraft gekostet, um mein Vertrauen zu gewinnen. Am Ende war es jedoch Maxime der mein Herz eroberte."
„Also Kinder sind wirklich nichts für mich", sprach er. „Damit kann ich nichts anfangen. Eine Frau ist schon anstrengend, aber der Gedanke an eine Horde Kinder treibt mir Schweißperlen auf die Stirn."
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Dedication
RomanceHarlow scheint die perfekte Definition für eine einfache und normale Frau zu sein. Sie lebt ihr Leben ohne größere Vorkommnisse und sitzt täglich, trotz jeglicher Widerstände, lächelnd an ihrem Schreibtisch. Das ändert sich jedoch, als sie nachts et...