Harlow
Gespannt wartete ich in meinem Zimmer darauf, dass Romeo mit den Kindern eintraf. Es müsste jeden Moment so weit sein. Zwar durfte ich die Klinik nicht verlassen, aber Matthew hatte nach unserem Gespräch einige Strippen gezogen. Das Standart Patientenbett, welches bis vor wenigen Stunden noch in diesem Zimmer stand wurde gegen ein größeres Ausgetauscht. Romeo und die Kinder würden nicht in einem Hotel übernachten sondern durften die Nacht bei mir verbringen. Dafür würde ich mich auf jedenfall bedanken, denn es war nicht selbstverständlich.
Maxime war bestimmt begeistert, denn er hatte sich schon öfters zu uns ins Bett geschlichen. Wie Birdie hingegen darauf reagieren würde wusste ich nicht. Niemand wusste so genau wie es in ihrem Inneren aussah, doch irgendwann würde sie sich öffnen. Davon war ich fest überzeugt.
Ich vermisste meine kleine Familie und sehnte mir schon den Tag herbei, an welchen ich die Klinik verlassen konnte. Wann es jedoch so weit war konnte noch keiner so genau sagen. Bisher vertrug ich die Medikamente und die Stresstests würden nächste Woche beginnen. Danach konnte man vielleicht schon mehr sagen, eine geneigte Diagnose geben. Es stand jedoch fest, dass ich den Rest meines Lebens damit verbringen würde.
Morbus Osler war nicht heilbar, aber auch, zumindest in meinem Fall, nicht tödlich. Der Verlauf und die Schwere würden sich hoffentlich eindämmen lassen und mir somit ein angenehmeres Leben ermöglichen.
Ein leisen klopfen ließ mich aufhorchen und bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte schwing die Tür zu meinem Zimmer auch schon auf und Maxime kam mir mit einem Strauß Blumen in seiner Hand entgegengelaufen. Ich schloss ihn in meine Arme und wurde mir noch einmal darüber bewusst, wie sehr ich ihn wirklich vermisst hatte. Darüber das er die Blumen auf den kurzen Weg zu mir einfach auf den Boden fallen ließ sah ich hinweg. Viel wichtiger war es, dass er nach all der Zeit bei mir war.
„Ich hab dich vermisst", flüsterte er und konnte scheinbar nur schwer seine Tränen zurückhalten.
Seinen kleinen Körper drückte ich noch näher an meinen und versicherte ihm, dass auch er mir sehr gefehlt hatte.
„Hier sind noch mehr die dich vermisst haben."
Erschrocken sah ich auf, denn mit Olivia hatte ich nicht gerechnet. Sie stand in der Tür und hinter ihren Körper hatte sich Birdie versteckt, die schüchtern hinter meiner Freundin hervorblickte.
Wo war Romeo? Sämtliche Gedanken schossen mir im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf. Warum war er nicht hier? Hatte er sich versteckt oder war er wirklich nicht gekommen? Wir hatten gestern Abend erst miteinander telefoniert und es hatte keinen Anhaltspunkt darauf gegeben, dass er nicht herkommen würde.
Maxime noch immer in meinen Armen halten musste ich mich auf die Kante meines Bettes setzen. Er würde mich nicht einfach verlassen und Olivia als Überbringerin der Nachricht zu mir schicken. Noch dazu mit den Kindern.
Mein Gesicht musste Bände sprechen und Oliva gab meinen Gedanken zumindest kurz eine Pause. „Er muss arbeiten. Es ist spontan etwas dazwischengekommen." Die Art, wie sie es betonte verriet mir, dass es wirklich dringend sein musste und wenn er sich nicht einmal bei meldete hieß es wohl, dass es um seine Frau ging.
Olivia kam, dicht gefolgt von Birdie in das Zimmer und schloss die Tür. „Jessie hat ein Paket geliefert. Keine fünf Minuten bevor er mit den Kindern zu dir wollte. Du kannst dir vorstellen, dass es drunter und drüber ging."
Jessie hatte Denise wirklich gefunden. Ich wollte nicht wissen welche Mittel und Wege er dafür genutzt hatte. Nur zu gut war mir selbst bewusst wie einschüchternd sie alle wirken konnten, wenn sie es wollten. Jedoch war es im Augenblick das wichtigste, dass sie nun ihrer gerechten Strafe zugeführt werden konnte. Sie und ihr Partner hatten mehrere Menschen zum Teil um ihr gesamtes Vermögen gebracht.
Birdie lief an ihr vorbei zu den Blumen, die Maxime auf dem Boden hat fallen lassen und hob diese auf. Neugierig betrachtete sie den Strauß in ihren Händen bevor sie zu mir sah. Sie sollte die Zeit haben die sie brauchte und somit zwang ich sie nicht dazu mich zu begrüßen.
Ich löste mich von Maxime und setzte ihn neben mich auf das Bett. Loslassen wollte ich er mich scheinbar nicht und somit umarmte er mich von der Seite und vergrub seinen Kopf in meinem Pullover. „Haben die Kinder das Paket gesehen?"
Olivia schüttelte ihren Kopf. „Nein. Sie haben nichts mitbekommen. Aber es war ein Drama als Romeo erklärt hat, dass er nicht herkommen könnte. Scheinbar wollte er den ganzen Besuch verschieben und dich anrufen, aber jemand hat einen ziemlichen Aufstand veranstaltet. Nach viel Geschrei und einem Wutausbruch wurde ich gefragt, ob ich die Kinder zu dir bringen könnte und nun sind wir hier. Ich soll dir auch sagen, dass du dir keine Gedanken machen sollst."
„Er hat gut reden. Natürlich mache ich mir Gedanken." Es war noch milde ausgedrückt. Tatsächlich war ich sogar etwas wütend. Worauf genau konnte ich nicht genau sagen, aber zumindest eine kurze Nachricht hätte er mir zukommen lassen können.
Olivia lächelte nur und setzte sich daraufhin zu mir. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich etwas einfallen lassen muss um das wieder gutzumachen." Leicht stieß sie mich in die Seite. „Aber dafür kann ich mich mal mit jemand anderem unterhalten. Mein Mann treibt mich irgendwann in den Wahnsinn und die Kinder sind nur bedingt perfekte Gesprächspartner", sie sah zu Birdie, welche noch immer zwischen mir und den Blumen hin und her sah. Olivia runzelte ihre Stirn und beugte ihren Kopf zu mir. „Sie hat während der gesamten Fahrt nicht ein Wort gesprochen und dabei habe ich wirklich alles probiert." Es war nicht mehr als ein Flüstern.
„Ich habe sie auch nur einmal reden hören", meinte ich ebenfalls so leise wie möglich, während ich mit meinen Fingern durch Maximes Haare fuhr. Ich kannte ihn gut genug und wenn ich nur noch etwas länger machen würde, würde er in dieser, doch sehr unbequem wirkenden Position einschlafen.
„Hat Romeo dir wenigstens ein anständiges Hotel gebucht oder hast du vor die Nacht hier mit mir zu verbringen?" Ich sah hinter mir auf das Bett. „Platz wäre genug."
Sie lachte und schüttelte ihren Kopf. „Bei aller Liebe, aber ich brauche eine kleine Auszeit. Durch die Schwangerschaft bin ich so schon ständig müde und nun kommt dazu, dass Gibbs eine Erkältung hat. Ich schwöre dir, dass ich spätestens heute Nacht ein Kissen auf sein Gesicht gedrückt hätte. In dem Spa, welches Romeo teuer bezahlt, werde ich mir später am Abend eine Aromaöl Massage gönnen die mich hoffentlich in andere Welten hebt."
Kurz war ich neidisch, denn ich durfte das Klinikgelände nicht verlassen. Doch dieses Gefühl verblasste schnell als Birdie mir den Blumenstrauß vor die Nase hielt. „Ist der für mich?"
Achtung!
Auf meinem Profil gibt es etwas Neues.
Vielleicht findet ihr es ja.
❄️
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Dedication
RomanceHarlow scheint die perfekte Definition für eine einfache und normale Frau zu sein. Sie lebt ihr Leben ohne größere Vorkommnisse und sitzt täglich, trotz jeglicher Widerstände, lächelnd an ihrem Schreibtisch. Das ändert sich jedoch, als sie nachts et...