Romeo
Mein Blick lag auf dem schwarzen Bildschirm in meinen Händen, denn mein Akku hatte sich verabschiedet und somit würde ich Harlow nicht erreichen können, sollte zu Hause etwas passieren. Ich konnte mir viele Dinge merken, doch ihre Handynummer oder die meiner langjährigen Freunde gehörte nicht wirklich dazu.
Es war nicht das erste Mal, dass ich sie und Maxime alleine ließ und bisher war auch nie etwas passiert, doch keine Kontaktmöglichkeit zu haben machte mir doch etwas Sorgen.
„Hat einer von euch zufällig ein Ladegerät?" Ich sah zu Gibbs und Jessie, deren zugegebenermaßen nicht sehr tiefsinniges Gespräch ich unterbrach.
„Was willst du damit?"
Jessies Zunge schien schon etwas schwer zu sein und ich selbst war auch nicht mehr nüchtern. Für den späteren Heimweg sollte ich mir wohl ein Taxi rufen. Trotzdem wollten wir den Abend noch lange nicht beenden und die Tatsache feiern, dass Gibbs nach all den Jahren doch noch Vater werden würde.
Als Männer sprachen wir nie offen über ein solches Thema, doch nicht, wenn Frauen anwesend waren. Ein gewisses Image mussten wir uns ja bewahren und tiefgründige Dinge besprachen wir diskret hinter verschlossenen Türen und das auch nur unter uns. Jessie schien nicht der Typ dafür zu sein, doch tief in seinem Inneren verbarg er einen ernsten Charakter und einige gute Gespräche hatte ich mit diesem bereits geführt. Besonders als es mit Harlow und mir begann, wollte er auf Nummer sichergehen, dass ich wusste, auf welche Art Frau ich mich damit einließ. Auch wenn er sie noch immer kleiner Drache nannte, in seinem Inneren hatte er sie mittlerweile gern.
Ich hob mein Smartphone in die Höhe. „Mein Akku hat sich verabschiedet."
Wir befanden uns seit Stunden im Keller von Gibbs und Olivias Haus, doch war dieser eher spartanisch eingerichtet und ein Ladegerät würde ich hier nicht so einfach finden. Nach oben gehen und Olivia stören wollte ich auch nicht. Sie brauchte ihre Ruhe. Wir hätten natürlich in irgendeine Bar gehen und dort trinken können, doch Gibbs wollte seine schwangere Frau nachts nicht alleine lassen und ich konnte seine Bedenken nachvollziehen.
Gibbs und Jessie antworteten mir zeitgleich. Während der eine meinte, dass ich scheinbar zu sehr unter der Fuchtel stand, sprach der andere, dass sich schon jemand bei Olivia melden würde, wenn etwas vorfallen sollte. Meine Gedanken und damit verbundenen Sorgen konnte ich aber nicht abstellen.
„Wenn Romeo und der kleine Drache sich beeilen, hat euer Spross einen Spielkameraden in deinem Alter. Maxime kann dann der große Bruder von beiden sein." Jessie versuchte sich etwas von dem Whiskey in dein Glas nachzuschenken, verschüttete die Hälfte auf dem Boden und tat so, als wäre nichts passiert. „Er will doch bestimmt eins, oder?"
„Das wird nicht passieren. Harlow hat bereits klargemacht, dass sie keine eigenen Kinder möchte." Ich gesellte mich wieder zu den anderen und nahm mein Glas, das ich zuvor abgestellt hatte, wieder in die Hand.
Gibbs nahm Jessie die Flasche aus der Hand, bevor er noch mehr Schafen anrichten konnte und schenke sich einen kräftigen Schluck nach. „Aber wieso? Daran, dass sie keine Kinder mag, kann es nicht liegen. Immerhin vergöttert sie Maxime. Jedes Mal, wenn ich denke, dass du ihm zu viele seiner Wünsche erfüllst, kommt sie und setzt noch eins obendrauf." Er stellte die Flasche zur Seite und schien kurz über etwas nachzudenken. „Ist es, weil sie krank ist? Olivia hat einmal etwas angedeutet."
Es wunderte mich nicht, dass Harlow es auch ihr gegenüber erwähnt hatte, denn zwischen den zweien hatte sich eine Freundschaft entwickelt. „Es ist erblich bedingt, und auch wenn Harlow scheinbar eine leichte Form davon hat, will sie kein Risiko eingehen."
„Also werdet ihr keine Kinder haben?" Jessie kniff die Augen zusammen und schwankte leicht vor und zurück.
„Wir haben Maxime. Auch wenn er nicht ihr leibliches Kind ist. Es macht keinen Unterschied."
Davon, dass er sie heimlich Mommy nannte, hatte ich noch niemanden erzählt. Nicht einmal Harlow wusste davon. Das erste Mal fiel es mir auf, als er mir mein Bild zeigte, welches er im Kindergarten gemalt hatte. Darauf zu sehen waren er und zwei Erwachsene, über deren Köpfe Mommy und Daddy standen. Natürlich war auch Pepper auf dem Bild und das Kaninchen überragte unsere Körper um einiges. Ich hatte ihn nicht darauf angesprochen und einige Tage später hörte ich, wie er mit Pepper über seine neue Mommy sprach und es sich nicht traute, Harlow danach zu fragen, ob er sie so nennen durfte. So sehr ich ihm die Entscheidung abnehmen wollte, musste er diesen Weg alleine gehen. Irgendwann würde er den Mut dafür aufbringen.
„Der Junge wird irgendwann richtig begreifen, dass er von euch beiden wie ein kleiner König behandelt wird. So sehr ich mich für euch freue, aber fragt er nie nach Denise?" Gibbs war um nicht wirklich nüchterner als Jessie und das war der einzige Grund, warum ich ihm wegen dieser Frage nicht böse war.
„Er hat bereits vor Jahren damit aufgehört. Wenn sie jemals Interesse an ihm gezeigt hätte und er sich an sie erinnern könnte, dann fiel es ihm vielleicht schwerer, sich an Harlow zu gewöhnen. Aber da es nicht der Fall ist, kommen wir gut zurecht."
Mit den Jahren hatte ich mich damit abgefunden, dass Denise kein Interesse an ihrem Sohn hatte. Nach unserem Bruch hatte sie sich nie wieder nach ihm erkundet. Ich wusste nicht einmal, wo sie sich im Augenblick aufhielt. Nach unserer Trennung bekam sie ihren Anteil und war verschwunden.
Die nächsten Stunden sprachen wir über alles und im Grunde auch über nichts. Wir waren alle so betrunken, dass wir den Großteil von dem heute gesagten morgen vermutlich nicht einmal mehr wussten.
Es war bereits nach drei Uhr, als ein lautes Poltern unsere gemütliche Runde unterbrach und Olivia, die aussah, als wäre sie gerade aus dem Bett gefallen zu uns kam. Schlagartig war ich nüchtern und ich wollte mich selbst dafür ohrfeigen, nicht auf mein Bauchgefühl gehört zu haben.
„Du musst sofort nach Hause. Ich habe bereits ein Taxi gerufen und es sollte gleich hier sein." Aufgebracht kam sie auf mich zu. „Ich weiß nicht, was los ist, aber Maxime hat angerufen und geweint."
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Dedication
RomanceHarlow scheint die perfekte Definition für eine einfache und normale Frau zu sein. Sie lebt ihr Leben ohne größere Vorkommnisse und sitzt täglich, trotz jeglicher Widerstände, lächelnd an ihrem Schreibtisch. Das ändert sich jedoch, als sie nachts et...