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2 Monate später
Harlow

„Wir haben es noch nicht offiziell gemacht. Dafür ist es noch zu früh und es kann noch so viel passieren. Aber ich musste es einfach jemanden sagen, denn eigentlich gingen wir davon aus, dass es nicht mehr klappt. Immerhin bin ich nicht mehr die Jüngste."

Ich sah von dem Ultraschallbild, auf dem ich ehrlicherweise nicht viel erkennen konnte zu Olivia. „Du klingst wie meine Mom und sie ist weitaus älter als du. Du bist noch keine vierzig und selbst wenn es so wäre. Heute ist es kein Tabu mehr und ich freue mich wirklich sehr für euch."

Schon seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass es bei Olivia und Gibbs Neuigkeiten gab, die sie niemanden mitteilen wollten. Nun, da sie und ich es endlich geschafft hatten uns zum Abendessen zu verabreden, ließ sie die Baby-Bombe platzen. Ihre Augen strahlten regelrecht und vermutlich würde sie den ganzen Abend nicht mehr aufhören zu lächeln.

Wir saßen noch nicht einmal richtig an unserem Tisch, als es einfach aus ihr heraussprudelte und sie mich damit zum Stolpern brachte. Ich musste ihr Versprechen, Romeo nichts davon zu sagen, denn das wollte Gibbs übernehmen. Für den kommenden Freitag hatten sie gemeinsam mit Jessie einen gemütlichen Abend geplant, bei dem vermutlich wieder sehr viel Whisky fließen würde. Dann würde er die beiden wohl ebenfalls einweihen und ich würde mir abends anhören dürfen, dass ich ein Geheimnis vor Romeo hatte.

Er war einfach niedlich, wenn er leicht beschwipst war. Doch dieses Wort wollte er nicht hören, denn es passte seiner Meinung nach nicht zu ihm. Romeo musste mir dann immer alles erzählen und dabei lachte er andauernd, was mich ebenfalls zu lachen brachte. Einmal waren wir dabei so laut, dass Maxime in unser Schlafzimmer kam und sich beschwerte, dass er nicht schlafen konnte. Er drohte sogar damit, dass er mich mit zu sich ins Zimmer nehmen würde, damit sein Vater endlich Ruhe gab.

Wenn Romeo mit den anderen unterwegs war, passte ich mittlerweile alleine auf Maxime auf. Anfangs war Olivia dabei, auch um mir etwas von meiner eigenen Unsicherheit zu nehmen, doch wir hatten uns schnell eingespielt. Wir machten einfach unser Ding und hatten eine Menge Spaß dabei.

Wir hatten uns sogar auf ein gemeinsames Wochenende mit unseren Eltern einigen können, damit sie sich kennenlernen konnten. Ich hatte das Wochenende, an dem seine Eltern zu Besuch waren, regelrecht genossen. Die beiden waren wirklich herzliche Menschen und Ned, Romeos Vater, hatte sogar dabei geholfen, die letzten Dinge aus meinem alten Appartement zu holen, und ich war mehr als dankbar dafür, dass ich nie wieder ein Fuß in dieses Haus setzen musste.

Romeo hingegen hatte den Besuch meiner Eltern eher als eine Art Spießrutenlauf gesehen. Mom und Dad hatten auf dem Weg zu uns wohl gestritten und somit war die Laune bei deren Ankunft schon nicht die beste. Dazu kam Maxime, der etwas kränklich war und nicht wirklich was von uns erwachsenen Wissen wollte. Ich hoffte inständig, dass es beim großen Aufeinandertreffen besser laufen würde.

„Er wird vermutlich sturzbetrunken nach Hause kommen", unterbracht Olivia meine Gedanken und ich nickte.

Welcher Mann würde eine langersehnte, wenn auch unerwartete Schwangerschaft nicht mit seinen Freunden feiern?

„Sollten wir euch bei irgendetwas helfen können, lasst es uns einfach wissen. Ich denke nicht, dass Romeo etwas deswegen hätte. Immerhin habt ihr euch auch oft um Maxime gekümmert."

Olivia lachte und verschränkte die Hände vor ihren Bauch. „Das stimmt, aber wir haben es gerne gemacht und würden es jederzeit wieder tun. Tatsächlich ist es ungewohnt, dass er nicht mehr so oft bei uns ist."

Ich wusste, was sie meinte. Immer, wenn Romeo länger arbeiten musste oder zu irgendwelchen Klienten in eine andere Stadt fuhr, waren es die Beiden, die sich um ihn kümmerten.

„Maxime liebt euch und ich verstehe deinen Standpunkt durchaus, aber um nichts in der Welt würde ich ihn hergeben. Ich weiß, dass es übertrieben ist und Romeo sagt selbst, dass wir Maxime für einen Abend zu euch bringen können, damit wir Zeit nur für uns haben. Aber ..."

„... es fühlt sich falsch an?", unterbrach sie mich, wirkte jedoch nicht verärgert.

„Ich habe Angst, dass er mich nicht mehr mag." Kaum hatte ich es ausgesprochen, bereute ich meine Aussage bereits, denn ich wusste, dass es absurd war.

Olivia sah aus, als würden ihr jeden Moment die Augen aus dem Kopf fallen und schien selbst einige Zeit zu brauchen, um das Gesagte zu verarbeiten. „Das klingt absolut bescheuert", entfuhr es ihr und sie nahm keine Rücksicht auf die Gäste an den umliegenden Tischen. „Der Junge vergöttert dich, denn du bist mit Abstand diejenige für ihn, die einer Mutter am nächsten kommt. Ich war immer die Tante und es war und ist nie ein Problem für mich gewesen. Deine Ausgangssituation jedoch ist eine komplett andere. Ich verstehe deine Sorge, aber sie ist komplett unbegründet. Maxime spricht die ganze Zeit von dir und was für tolle Sachen ihr gemeinsam unternehmt. Wie kannst du nur darauf kommen, dass er etwas gegen dich hat oder dich nicht mag?"

Natürlich war es dumm und ihre Reaktion bestätigte es nur noch mehr. Am liebsten wollte ich im Boden versinken und erst wieder herauskommen, wenn die Leute an den anderen Tischen gegangen waren, damit ich deren neugierigen Blicken nicht weiter ausgesetzt war.

„Was sagt Romeo denn dazu?", fragte sie und dachte nicht einmal daran, leiser zu werden. Im Gegenteil. Sie redete sich regelrecht in Rage und schimpfte daraufhin über ihn, dass er sich anscheinend nicht genug um meine Sorgen kümmern würde.
Waren das etwa schon die Hormone, die mit voller Wucht zuschlugen? Olivia erinnerte mich an eine tickende Bombe und ein weiteres falsches Wort von mir könnte eine Detonation bedeuten.

„Er weiß nichts davon", unterbrach ich ihre Tirade und brachte sie somit zum Schweigen. „Ich denke sogar, dass er ähnlich wie du reagiert. Nur ohne die ganzen Hormone und den damit verbundenen Wutausbruch." Bei den letzten Worten konnte ich ein Kichern nicht verbergen. Es war lustig, ihr dabei zuzusehen, wie sehr sie sich bereits jetzt verändert hatte. Wie sollte es erst sein, wenn die Geburt kurz bevorstand?

„Was für Hormone?"

„Du hast es wohl nicht mitbekommen, aber wir werden von allen Seiten angestarrt und das nur, weil du mit jedem Wort lauter wurdest."

Sie sah sich um und erkannte, was ich meinte. Ihr war es aber egal, denn sie zuckte mit ihren Schultern und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Lass sie starren."

DedicationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt