"Du weißt, dass der Alpha dich überall sucht, oder?"
Natürlich. Nachdem ich mich nach dem Gespräch mit den Rebellen am späten Nachmittag zurück in den Palast geschlichen hatte, hatte es nur so vor Palastwachen gewimmelt. Also war ich auf direktem Weg in die Trainingsräume gegangen.
"Anscheinend überall außer da, wo ich bin." Ein weiterer Schlag. Es brachte Kale nicht einmal aus dem Gleichgewicht. Wie auch. Er war der Beta des Königs, ich eine Rebellin, die gerade einmal seit vier Jahren trainierte. Auch, wenn ich in diesen vier Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht hatte. Zumindest für jemanden, der davor noch nie mit Nahkampf in Berührung gekommen war.
Mit einer geschickten Drehung zog er sich zurück, sodass ich nicht an ihn heran kam.
"Zugegeben, war es auch nicht wirklich zu erwarten, dass du dich hier aufhalten würdest."
Ich zuckte mit den Schultern. Es konnte mir egal sein, was der Alpha erwarten würde wo ich war. Obwohl es mich wütend machte, dass das schon wieder zeigte wie wenig von Frauen gehalten wurde. Nichts weiter als Deko an der Seite der Männer.
Noch immer umkreisten wir uns. Keiner wollte die nächste Bewegung ausführen. Nicht, dass wir ebenbürtig waren. Wie sollte ich es auch mit dem Beta des Königs aufnehmen können. Er hatte mehr Erfahrung, mehr Kraft und eine bessere Ausbildung erhalten.
Warum ich sein Angebot mein Trainingspartner zu sein angenommen hatte, wusste ich auch nicht so genau. Vielleicht weil ich gehofft hatte irgendeine Information zu bekommen, aber in der halben Stunde, die wir jetzt schon trainierten hatte ich nicht einmal den Hauch von etwas aus ihm herausbekommen.
Stattdessen hatte er mich ausgefragt. Tat es immer noch.
"Sag mir, was ist dein Plan. Wozu die Markierung von jemandem, der nicht dein Seelengefährte ist?" Natürlich wusste er auch, dass ich die Gefährtin des Königs war.
"Es schützt", erwiderte ich knapp, während ich einen Fuß neben den anderen setzte und versuchte eine Schwachstelle in seiner Abwehr zu finden.
Frustriert knurrte ich leise, als er einen gezielten Treffer in meine Rippen setzte und ich einige Schritte nach hintensprang.
"Das ist keine Erklärung", stellte er fest.
"Sag du mir doch, was dein Plan ist", fuhr ich ihn an, bevor ich erneut zu seinem Schlag ausholte.
Er jedoch fasste nur nach meinem Arm und zog mich mit einer gezielten Bewegung seines Beines von den Füßen. Ich knurrte frustriert, als ich auf die harte Matte fiel."Ich fürchte ich habe keinen. Außer natürlich dich zu meinem König zu bringen, der schon seit gestern Abend nach dir sucht", antwortete er grinsend.
Ich hatte mich versteckt. Versteckt vor allem. Vor allem vor der Realität. Ich wollte mir nicht eingestehen, was ich mit absoluter Sicherheit wusste. Ich war die Gefährtin des Königs. Ausgerechnet ich.
Und bisher wusste ich nicht wirklich, wie ich diese Information für mich nutzen sollte. Für die Rebellen. Vor allem auch, wie ich die Rebellen dazu bringen konnte, mich nicht als verdammtes Druckmittel zu benutzen. Schon wieder.Sie hatten mir aufgetragen mich dem König anzunähern. Ihn hinzuhalten. Das Band nicht zu vervollständigen, sondern mich lediglich in eine gute Position bringen. Eigentlich hatten die Rebellen selbst keine Ahnung was sie mit mir anfangen sollten. Sie hatten gar nicht wirklich in Betracht gezogen, dass eine Rebellin die Gefährtin des Königs sein könnte. Oder zumindest eine Rebellin, die zu ihren Kampfeinheiten gehörte.
"Soll er doch selber kommen, um mich zu holen", murrte ich, während ich seine Hand ergriff, die er mir anbot und mich von ihm wieder auf die Beine ziehen lies.
"Oh das bin ich, keine Sorge."
Ich erstarrte. Diese Stimme. Langsam drehte ich mich um. Und tatsächlich. Der König stand lässig im Türrahmen. Die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ich hatte seine Anwesenheit nicht gespürt. Ihn nicht einmal kommen gehört.
"Was wollt ihr hier", ich stockte, "eure Majestät."
Finster schaute er mich an. Lies seinen Blick ungeniert über meinen Körper gleiten. Über die enge Stoffhose, den hohen Zopf, der die Markierung offenbarte, das schwarze Top mit dem Holster aus Leder, an dem ich sonst immer meine Waffen befestigte.
"Nenn mich nicht so, ich bin dein Gefährte." Er kam ein paar Schritte auf mich zu. Ich unterdrückte den Impuls vor ihm zurückzuweichen. Er war vielleicht der König, aber ich war verdammt nochmal nicht schwach. Ich war seine Gefährtin. Und ich würde nicht vor ihm zurückweichen.
Kale bewegte sich unauffällig in Richtung der Tür. So ein Verräter.
"Sag mir, warum bist du gestern geflohen?"
Ich starrte ihm nur genauso ungeniert in die Augen und ließ meinen Blick über seinen Körper gleiten. Was sollte ich darauf auch antworten? Die Wahrheit? Wohl kaum.
"Wollt ihr darauf wirklich eine Antwort, Majestät?" Ich wusste, dass ich ihn damit reizte. Aber ich konnte nicht anders. Seine bloße Präsenz machte mich wütend.
Er packte mich an meinen Oberarmen und zog mich ein Stück zu sich.
"Ich habe gesagt, du sollst mich nicht so nennen", brachte er hervor. "Nicht solange ich es dir nicht befehle." Bei seinen letzten Worten wurden seine Stimme dunkler, verlangender. Ich erschauderte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, in welcher Situation...
"Und jetzt gib mir einen guten Grund, warum ich dich nicht in Ketten legen und in meine Gemächer bringen sollte."
Ich verengte die Augenlider.
"Eher würde ich sterben, als mit euch ein Bett zu teilen."
"Achja?" Er ließ seine Hand zu meinem Kinn gleiten, das er mit einem Finger leicht anhob.
"Das musst du mir erst noch beweisen."
Ohne zu überlegen zog ich mein Knie kraftvoll nach oben.
Das war mein Fehler.
Er hielt es auf. Seine Hand schlang sich um meinen Oberschenkel. Packte ihn. Fest.
Zog mich an seinen Körper. Ich hätte bei dem Gedanken, was er mit dieser Hand noch alles anstellen könnte beinah gestöhnt. Und ich hasste ihn dafür, dass er diese Wirkung auf mich hatte.Verfluchte Mondgöttin.
Langsam, viel zu langsam, zog er sich wieder zurück.
"Ich bewundere deinen Einsatz, wirklich. Aber du solltest dir merken, dass ich immer gewinne."
Herausfordernd sah er mich an. Ich blieb stumm. Diesmal nicht. Diesmal würde er nicht gewinnen. Und schon gar nicht mich. Ich war nichts was man gewinnen konnte. Kein Preis. Und schon gar nicht für ihn.
"Also entweder folgst du mir jetzt freiwillig, oder ich werde mich gezwungen sehen, dich wirklich in Ketten zu legen. Und glaub mir, ich habe keine Skrupel."
_________________________________________Hey hey. Ruelle ist zurück beim König. :)
Wir lernen ihn ein bisschen besser kennen. Aber nur minimal. Aber trotzdem, was haltet ihr von ihm?
Übrigens hab ich bei meinem neuen Projekt "Vanishing Hearts" das erste Kapitel hochgeladen. Würde mich freuen, wenn ihr Mateo und Alexandra einen Besuch abstattet. <3
Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Wochenende, soll warm werden heute. Bei euch auch?
~ Elisa
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Mated Games
FantasyEr ist der mächtigste König seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein gnadenloser Alpha. Sie eine Rebellin, die sich gegen die strengen Hierarchien in der Werwolfgemeinschaft auflehnt, in der Frauen unterdrückt werden. Während er auf der Suche nach seine...