Die letzten drei Tage waren gefährlich ruhig. Arden hatte mich nur einmal gebeten ihn zu begleiten. Eine weitere Veranstaltung mit den Alphas der Provinzen und ihren Gefährtinnen.
Mein erneut freizügiges Kleid hatte er keines Blickes gewürdigt. Hatte mir nicht in die Augen geschaut.
Wir hatten kaum ein Wort gewechselt. Ich hatte still an seiner Seite gesessen, mir ein Lächeln auf die Lippen gezwungen und war den Versuchen der Anwesenden mit mir zu reden so gut es geht ausgewichen. Sobald die Veranstaltung beendet war, hatte er mich von einer Wache auf mein Zimmer begleiten lassen.
Ich hatte viel Zeit mit Kale verbacht. Vermutlich hatte Arden ihn als Aufpasser engagiert. Damit ich nicht nochmal auf den Gedanken kam mit jemandem zu schlafen.
Zugegeben hatte Kale das nicht. Obwohl ich gefragt hatte. Er hatte es einfach nicht kommentiert. Aber ich sah den nachdenklichen Blick, mit dem er mich manchmal beobachtete. Er wusste, was ich getan hatte. Daher straffte ich jedes Mal meine Schultern, wenn er mich auf diese Weise ansah.
Er hatte mich kein einziges Mal darauf angesprochen.
Stattdessen hatte er mich durch das Palastgelände geführt, hatte die jungen Frauen ignoriert, die in seiner Nähe erröteten und mit mir Runden um den Trainingsplatz lief. Richtig zu trainieren traute ich mich nicht, aus Angst wieder zu viel von meinen Fähigkeiten zu offenbaren. Er war immer noch mein Feind.
Aus dem gleichen Grund hatte ich mich auch nicht getraut ihn zu fragen, ob er seine Gefährtin vielleicht schon gefunden hatte. Irgendwie hatte der Beta manchmal eine Traurigkeit an sich, die mich vermuten ließ, dass es da draußen bereits eine junge Frau gab, die eigentlich an seiner Seite stehen sollte.
Aber ich wollte nicht unhöflich sein. Nicht, wenn Kale der Einzige war der mir Gesellschaft leistete. Er wich mir nicht von der Seite, sodass ich auch gar nicht die Möglichkeit hatte, mich mit Adrianne oder Xavian zu treffen. Wir unterhielten uns manchmal über die Rudelverbindung, aber je länger wir uns nicht verwandelten, desto schwächer wurde diese.
Heute war der erste Tag, an dem Kale mich versetzte. Es gab wohl eine dringende Angelegenheit, um die er sich kümmern musste.
Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um mich in die Trainingsräume zu schleichen, die zur Mittagszeit hoffentlich leer sein würden. Ich hatte nicht vor meine Schatten zu trainieren. Das Risiko, dass jemand den Raum betrat, war mir einfach zu groß. Aber mal wieder echte Waffen in der Hand zu halten würde mir gut tun.
Gerade als ich die große Halle betrat, entdeckte ich Arden. Denjenigen, den ich mit Sicherheit am wenigsten treffen wollte. Er trainierte nur in einer Stoffhose, den muskulösen Rücken zu mir gekehrt. Einen Moment ließ ich seine Bewegungen nur auf mich wirken. Die Eleganz, mit der er seine Klinge führte und die Bewegungsabläufe trainierte, beeindruckte mich. Ich hatte vielen Kämpfen zugesehen. Viele gute Kämper erlebt. Aber der König hatte seinen Ruf zurecht.
Die Art, wie er sein Gleichgewicht hielt. Wie geschmeidig seine Bewegungen waren, trotz seines großen Körpers. Jeder seiner Schritte war lautlos, ausgewogen, perfekt. Das Muskelspiel beeindruckend. Dieser Mann hatte die Kampfkunst perfektioniert. Und wenn er nicht mein Feind wäre, ich würde ihn anflehen mir Unterricht zu geben.
So aber, drehte ich mich um, um mich leise aus dem Trainingsraum zu stehlen.
"Ruelle"
Ich erstarrte.
"Komm her."
Einen Moment erwog ich einfach zu gehen. Entschied mich aber dagegen und drehte mich wieder um.
Er schaute mich nicht an. Hatte mir noch immer den Rücken zugedreht.
„Ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf, Ruelle."
Das Bild von mir. Was ich sorgsam kreiert hatte. Was ich für genau diesen Zweck erschaffen hatte. Damit er es nicht mehr aus dem Kopf bekam. Genauso wie ich die Stimme der Frau nicht aus dem Kopf bekam. Das Bild von ihm wie er die andere Frau auf seinem Arbeitstisch nahm. Das Bild von meiner Schwester an dem Morgen, bevor sie festgenommen worde.
Ich wollte in Bild kreieren, das ihn genauso verfolgte wie all die Bilder, die ich nicht mehr loslassen konnte.
Jetzt erst drehte er sich zu mir. Ich schluckte.
Er sah aus als hätte er die letzten drei Tage nicht geschlafen.
Unwillkürlich glitt mein Blick über seinen Körper. Über die muskulöse Brust. Die trainierten Arme. Natürlich war er trainiert. Er war der verdammte Alpha. Ein Kriegerkönig. Die pure Macht die durch seinen Körper floß reichte nicht. Nein, er war auch körperlich seinen Feinden überlegen. Zumindest den Meisten. Zumindest mir.
Ich schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Ich wusste, was ich dann sehen musste. Wusste, was mich erwarten würde. Aber ich schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Schaffte es nicht mich selbst mit seinem Schmerz zu konfrontieren. Mit dem Schmerz, den ich verursacht hatte.
Einen Moment verharrten wir in der Schwebe. Umtanzten uns, ohne uns zu bewegen. Wichen uns aus. Auch er hatte zu kämpfen. Auch er schaffte es nicht mich anzuschauen.
"Ich habe diese Frau nicht angefasst Ruelle."
Ich blickte auf.
"Ich bin nicht unschuldig. Ich hatte in den vergangenen Jahren viele Frauen. Ich war mir sicher, dass ich dich niemals an meiner Seite stehen haben würde. Ich hatte aufgegeben. Und verdammt ich war jung. Ich habe mich ausgelebt. Und du hast das auch. Das werfe ich dir nicht vor", er stockte.
"Aber dich so zu sehen Ruelle. Zu wissen, dass du dich mir niemals freiwillig hingeben wirst, ihn aber freiwillig ausgewählt hast, das hat mir mehr wehgetan als es sollte. Ich dachte ich wäre immun dagegen. Dachte, ich hätte mich genügend abgehärtet, um meiner Gefährtin eines Tages in die Augen zu blicken und ihr den Rücken zu zukehren. Denn an meiner Seite zu stehen, bedeutet das Ziel für alle meine Feinde zu sein. Aber verdammt. Im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als dass du mich auch freiwillig auswählst. Dass du nicht nur bei mir bleibst, weil du meine Seelengefährtin bist oder weil wir diesen Handel haben"
Ich schwieg. Schaute ihn nur an, wie er da vor mir stand. Wie er mir so viel von sich offenbarte. Verschwunden war der Triumph. Die Stärke. Es hatte ihn wirklich getroffen.
"Und verdammt, ich weiß, dass das nur ein Handel ist. Dass du weg bist, sobald das hier beendet ist. Ich habe es dir versprochen. Aber ich weiß nicht, ob ich es überlebe, wieder von dir getrennt zu sein."
Würde er nicht. Er würde sterben. Würde sterben in dem Wissen, dass ich mich ihm hingegeben hatte, dass ich die Verbindung akzeptierte. Ihn akzeptierte.
Und dieser Gedanke zwang mich beinah in die Knie.
Ich sagte nichts. Starrte ihn nur noch einen Moment an.
Dann drehte ich mich um und ging.
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Bin wirklich sehr gespannt, was ihr aktuell von den beiden haltet.
Wir erfahren auch bisschen was von Kale, auch wenn es nur Ruelles Vermutung ist.
Und der Alpha offenbart sich ziemlich.
Bin echt unsicher bei dem Kapitel, also würde ich mich sehr über Rückmeldung freuen.
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Mated Games
FantasyEr ist der mächtigste König seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein gnadenloser Alpha. Sie eine Rebellin, die sich gegen die strengen Hierarchien in der Werwolfgemeinschaft auflehnt, in der Frauen unterdrückt werden. Während er auf der Suche nach seine...