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Adrianne hatte sofort zugestimmt sich mit mir in dem abgelegenen Raum des Palastes zu treffen, der irgendwie zu unserem Treffpunkt geworden war.

Ich wusste nichts mit mir anzufangen seit dem Gespräch mit Arden am Vortag. Es war nicht wirklich ein Gespräch gewesen. Vielmehr hatte er geredet. Hatte sich mir geöffnet. Und mich damit bis ins Mark erschüttert.

Und ich hatte verdammt nochmal ziemlichen Mist gebaut.

Ich war zu weit gegangen. Er war immer noch mein Feind, aber ihn so verletzlich zu sehen hatte trotzdem etwas in mir getroffen. Immerhin war er trotz allem noch mein Gefährte. Ein Gefährte, den ich skrupellos ans Messer führen würde.

Adrianne hörte mir zu. Stellte keine Fragen. Saß einfach nur tröstend neben mir auf der Sitzgelegenheit, während ich ihr alles erzählte. Vom Plan der Rebellen, von unserem Handel. Davon, dass ich ihn verletzen wollte. Und davon, dass es ihn verletzt hatte.

"Ruelle. Vielleicht wäre es besser, wenn du die Mission abbrechen würdest. Das was du da gerade tust, macht dich kaputt", war das erste, was Adrianne zu mir sagte, nachdem ich geendet und sie mich in eine lange Umarmung gezogen hatte.

"Du verletzt nicht nur ihn, sondern auch dich selbst. Was du getan hast, was er getan hat... das ist definitiv nicht gesund."

"Ich weiß. Aber er ist immer noch mein Feind. Er ist der Mann, den ich mit jeder Faser meines Körpers hassen sollte. Ich hasse ihn. Er, seine Männer und seine Gesetze sind Schuld daran, dass meine Schwester tot ist. Er ist der Feind. Ich sollte kein Mitleid mit ihm haben. Nichts für ihn empfinden. Nicht in seiner Nähe nichts anderes wollen als ihm nah zu sein. Ich hasse diesen Mann", ich erstickte beinah an den Worten. Beinah an ihrer Bedeutung.

"Es hört sich nicht so an als würdest du ihn hassen Ruelle. Es klingt eher so als würdest du dich kaum noch gegen deine Gefühle wehren können."

Ich biss die Zähne zusammen.

"Er kann mir nichts bedeuten. Er hat meine Schwester auf dem Gewissen. Wie kann ich Gefühle für einen Mann haben, der für ihren Tod verantwortlich ist."

Dazu konnte auch Adrianne nicht sofort etwas erwiedern.

"Ruelle, weißt du, du kannst nichts für deine Gefühle. Und egal was ist, sie sind valide. Er ist dein Seelengefährte. Natürlich empfindest du etwas für ihn. Das war kaum aufzuhalten. Egal wie sehr du es versucht hast. Es sind fast zwei Wochen vergangen, seit er dich markiert hat. Das ist mehr als die meisten anderen aushalten würden."

Ich warf ihr einen bedeutungsschweren Blick zu.

"Bei den meisten anderen ist der Seelengefährte aber nicht am Tod der Schwester Schuld."

"Ruelle, er wird das Todesurteil wohl kaum selbst unterzeichnet haben."

"Doch. Doch das hat er." Ich schluckte, während ich gleichzeitig die Schultern straffte.

"Woher willst du das wissen Ruelle?" Sie wusste, dass Todesurteile normalerweise nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Auch nicht an die Angehörigen.

"Weil ich das Dokument gestohlen habe. Er hatte es unterzeichnet."

Adrianne sog scharf die Luft ein.

Ich hatte es während einer unserer Missionen in der Hauptstadt gestohlen. Es hatte mich Wochen an Recherche gebraucht, um herauszufinden, wo diese Art von Dokumenten gelagert waren. Ich hatte Wachen und Beamte bestochen, um an diese Papiere zu kommen. Nur, um denjenigen, der sie unterzeichnet hatte, zur Rede zu stellen. Und anschließend zu töten. Dass es ausgerechnet der Name des Königs war, hatte ich nicht ahnen können.

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