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Wir liefen leise kichernd durch die Gänge des Schlosses. Vermutlich lag es an dem prickelnden Alkohol, den ich Glas um Glas hatte meine Kehle herunterlaufen lassen. Dem süßen Geschmack hatte ich nicht widerstehen können. Der Alkohol, den wir bei den Rebellen hatten war immer weniger süß, weniger perlend. Er war irgendwie ernster. Mehr Mittel zum Zweck als zum puren Vergnügen.

Aber dieser hier. Dieser erfüllte seine Aufgabe gut. Was hatte Xavian gesagt? Dass ich wohl für die Zeit hier abstinent sein müsste. Aktuell sah es nicht danach aus. Nicht während der Beta des Königreichs mich alle paar Meter flüchtig berührte. Nicht, während ich seine Berührungen, seine Finger, hauchzart an meinem Arm und meinem Rücken spürte, während er mich auf sein Zimmer führte.

Manchmal hielten wir an einem Fenster an, zogen Luft in unser Lungen. Ich wusste, dass ich deutlich mehr getrunken hatte als er. Dass mein Kichern ein bisschen zu viel war, während er nur träge grinste. Aber es war mir egal. Er war charmant, gut aussehend. Genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte.

Er war der Typ Mann, mit dem ich etwas anfangen würde, würde er zu den Rebellen gehören und nicht das grausame Spiel des Alphas unterstützen.
Ich merkte wie ich klarer wurde. Dieser Mann war mein Feind. Nicht so sehr wie der König. Aber dennoch. Ich hatte eine Mission. Ich war nicht zum Spaß hier.

Und dennoch, ich konnte nicht verbergen, dass ich ihn... nett fand. Dass sein Auftreten attraktiv auf mich wirkte.
Dass ich es mochte, wenn ich die flüchtigen Berührungen durch den Stoff meines Kleides spürte. Nicht verlangend, nicht hektisch. Eher als würde er schauen, womit ich einverstanden war.

Er war es, der vorgeschlagen hatte, dass ich ihn auf sein Zimmer begleiten könnte. Dass ich dann nicht bei den anderen Mädchen schlafen musste. Ich hatte zugestimmte. Hauptsächlich, weil seine Gemächer mich möglicherweise näher an die des Königs brachten. Aber auch, weil er mir gefiel. Irgendwie. Weil er nicht dem strengen Protokoll entsprach, weil er mich zum Lachen brachte und seine offene Art entwaffnend war.

Die Wachen liesen uns passieren, als er mich durch die Gänge weiter ins Innere des Schlosses führte. Noch heute morgen war ich an diesen Türen gescheitert und jetzt begleitete der Beta mich selbst hindurch, einen Arm um meine Schultern gelegt.

"Weißt du, ich bin fast versucht, dir zu glauben, dass du Maya heißt", murmelte er vor sich hin, während er mich durch eine weitere Tür in einen weitläufigen Raum schob. Eins der großen Fenster war geöffnet, sodass die laue Abendluft hineingelang.

"Aber ich bin einfach zu neugierig", gab er zu, während er sich auf einen Sessel fallen lies. Unschlüssig blieb ich in der Mitte des Raums stehen.

"Sag mir also, wer bist du?"

Ich zögerte. Ich wollte ihm meinen Namen nicht verraten. Nicht, wenn er noch immer mein Feind war. Unabhängig davon, das er nett zu mir war. Er mochte zuvorkommend sein, aber das änderte nichts daran, dass er all das hier unterstütze.

"Maya, mein Name ist Maya", sagt ich also nur, während ich zu ihm schlenderte, mich auf dem Sessel ihm gegenüber niederlies und meine Beine überschlug.

Er schien zu überlegen.

"Nun gut Maya", er betonte meinen Namen. So, dass ich wusste, dass er die Lüge schmecken konnte. Aber er entschied sich mitzuspielen.

"Dann sag mir wenigsten, was es damit", er deutete auf die Markierung von Xavian, "wirklich auf sich hat."

Ich schluckte. Das würde ich noch weniger beantworten können als sowieso schon.

"Wieso kann dir das nicht egal sein?", seufzte ich und lies mich in die weiche Lehne sinken.

Er schmunzelte.

"Ich will nur niemandem die Gefährtin ausspannen, der es nicht verdient hat."

"Du kannst mich niemandem ausspannen."

Er zog eine Augenbraue hoch.

"Ich gehöre niemandem", bemerkte ich bitter.

"Oh, da bin ich mir sicher."

Sein Blick glitt für einen Augenblick zu meinem nackten Bein, dass ich beim Hinsetzen entblöst hatte. Doch ich konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht richtig deuten. Nicht sehen, ob es wirklich Verlangen war, was darin stand.

In diesem Moment klopfte es energisch an der Tür.
Kale lies seinen Kopf in den Nacken fallen und stieß den Atem aus. Irgendetwas daran, wie er dabei seinen Hals entblöste, trieb mir einen Schauer über den Rücken. Der Gedanke daran, wie er genau diese Bewegung machen würde, während er mit einer Frau im Bett war...

"Herein!", rief er und unterbrach meine abdriftenden Gedanken.

"Beta, eure Anwesenheit wird bei den Strategieräumen erfordert", teilte der Diener ihm mit, der gerade den Raum betreten hatte.

Beinah genervt richtete der Mann mir gegenüber sich auf.

"Entschuldige mich", sagte er zu mir gewandt.

"Ich verspreche, dass wir dieses Gespräch noch fortsetzen, sobald ich zurück bin. Ich hoffe, dass es nicht allzulang dauert."

Ich wusste nicht was ich antworten sollte.

"Versprecht, dass ihr nicht weglauft", bat er mich, woraufhin ich ihm ein herausforderndes Lächeln schenkte.

"Nur, wenn ihr versprecht, dass ihr euch unterwegs nicht wegfangen lasst."

Er grinste.

"Wie könnte ich, wenn so eine schöne Frau in meinen Gemächern wartet?"

Ich lachte auf. Nicht nur wegen dem Inhalt seiner Worte, sondern auch aufgrund der Art, wie er es sagte. Mit dieser gespielten Ernsthaftigkeit, während er sich eine Hand auf die muskulöse Brust legte.

Einen Moment später war ich wirklich allein in den weitläufigen Räumen.

Gemächlich schlenderte ich zu dem Balkon, der sich auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte.

Die kalte Nachtluft legte sich um mich, wie ein Mantel und kühlte meine erhitzten Wangen. Brachte meinem rasenden Kopf ein wenig Ruhe.

Ich hatte es irgendwie geschafft in den gut geschützten inneren Bereich des Palastes zu gelangen. Und morgen würde ich mich auf dem Rückweg in meine Unterkunft wohl ein wenig verlaufen. Heute Abend ... ich hatte keine Ahnung wann und ob Kale zurückkehren würde. Aber ich würde warten.

In diesem Moment hörte ich Schritte, nicht weit von mir entfernt. Ich hob den Blick und sah in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Ein Mann stand auf einem Balkon. Das Gesicht mir zugewandt, doch seine Züge waren in Schatten gehüllt. Ich ahnte wer es war. Wer da stand und auf mich hinunterblickte.

Hastig zog ich mich in die Gemächer zurück.

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Ups, sorry, eigentlich sollte das Kapitel natürlich schon ein bisschen eher kommen, aber die Klausurenphase hat gekickt.

Wie läuft Schule/Uni/Ausbildung/Arbeit/Leben bei euch so?

~Elisa

Mated GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt