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Erneut betrat ich an der Seite des Betas den großen Ballsaal. Und erneut fragte ich mich, ob mein dunkelrotes Kleid nicht zu viel preisgab. Ob es nicht zu gewagt war an der Seite des Betas. Aber die Rebellen hatten es für mich ausgesucht, also würde ich es tragen.

Es würde Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich würde Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Adrianne hatte mir während der Vorbereitung auf den Ball jeglichen Klatsch erzählt, den sie aufgeschnappt hatte.

Sie hatte mir auch erzählt, dass der Beta wohl nicht oft tanzte. Und noch seltener zweimal mit der gleichen Frau. Allein deshalb würde ich auffallen. Und ich war mir noch nicht sicher, ob das die richtige Strategie war. Andereseits war ich auch die einzige von den Rebellen, die so offensichtlich in der Öffentlichkeit stehen konnte. Bei Adrianne würde sofort auffallen, dass sie nicht zu einem der offiziellen Rudel gehörte. Dass sie nach Ausgestoßenen roch.

Ich jedoch, würde auf diese Weise vielleicht an den Beta rankommen. Ihm mehr Informationen herauslocken. Aber dafür musste er mir erst vertrauen. Und ich müsste dieses Vertrauen missbrauchen.

Aber jetzt ließ ich mich von Kale auf die Tanzfläche führen und ignorierte die Blicke der Anwesenden, während der Beta mich in die erste Drehung führte. Und in die Zweite.

"Sag mir, Maya", das letzte Wort zog er in die Länge, als würde er probieren wollen, ob dieser Name zu mir passte. "Wo ist dein Gefährte?"

Natürlich. Jetzt wurde die Tarnung mit Xav mir wohl doch zum Verhängnis.

"Ich fürchte ich kann dir das nicht beantworten", gab ich ehrlich zu. Keine Ahnung wo mein bester Freund heute Abend stationiert war. Wir hatten uns nur flüchtig gesehen, als ich nach meinem Training heute Nachmittag nach ihm Ausschau gehalten hatte. Aber er war zu beschäftigt gewesen. Im Gegensatz zu uns war er als Wache eingeschleust worden.

Der Beta erwiderte nichts, führte mich nur weiter durch den Tanz.

Auf einmal sah ich wie die tanzende Menge erstarrte. Beinah als hätte man den Befehl gegeben sich nicht zu bewegen.

Kale jedoch führte mich weiter zur spielenden Musik, als wäre es ihm schlichtweg egal, was vor sich ging. Nur aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass sich etwas in Bewegung setzte.

Und jetzt hörte auch der Beta auf zu tanzen. Dann folgte ich dem Blick der Menge. Zur Tür. Wo der Alpha stand. Das Gesicht grimmig verzogen.

Ein  Gesicht, dass ich schon gesehen hatte. Dass ich nur nicht erkannt hatte, weil ich ihn davor nur von weitem und aus Erzählungen kannte. Er war der selbe Mann, der mich gestern morgen aufgefordert hatte zu bleiben.

Nur diesmal waren sein starker Körper in eine mit Gold durchwirkte Tunika und dunkle Hosen  gehüllt. Eine Krone auf dem Kopf, die dunklen Haare ordentlich gebürstet. Zu beiden Seiten von Wachen flankiert. Nichts wies auf den Mann hin, der mich aufgefordert  hatte zu ihm zu kommen, von ihm ...

"Rue,  verdammt, verbeug  dich", forderte Adrianne mich in Gedanken auf. Hastig  sank ich in einen Knicks. Ich war zu abgelenkt gewesen. Zu erschrocken über das, was ich  herausgefunden hatte.

Mit  eisiger Ruhe schlenderte der König zu  seinem Thron, auf den er sich  mit der gleichen eisigen Ruhe sinken ließ.  Der Alpha lies seinen Blick  über die Menge gleiten. Er  erfasste die Situation. Zwei Wölfe liesen sich zu beiden Seiten nieder. Als würde er diesen zusätzlichen Schutz brauchen.

Auch ich versuchte die Situation zu greifen. Die Höflinge, die ihre Köpfe gesenkt hatten. Die jungen Frauen, die ihm   teils nervöse, teils hoffnungsvolle Blick zuwarfen. Als wäre es etwas,  worauf man hoffen sollte. An der Seite dieses Mannes zu stehen brachte nichts als eisiges Verderben.

"Erhebt euch", befahl er schließlich.

Sein Blick lag auf mir, während die Menge anfing sich wieder zur Musik zu bewegen. Erst als er seinen Blick wieder abwandte schaffte ich es mich auf meine Begleitung zu konzentrieren.

"Komm, ich stell euch vor", wandte Kale sich an mich, während ich wie festgefroren auf dem Parkett stand. Ich versuchte meine rasenden Gedanken zur Ruhe zu bringen. Das war meine Chance. Also nickte ich und ließ mich vom Beta zu seinem Alpha führen.

Er unterhielt sich mit einem seiner Berater. Als er jedoch den Kopf hob, schaute er geradewegs zu uns, einen Arm auf die Lehne seines schwarzen Throns gelehnt, die Beine locker überschlagen.

Ich musste Luft holen. Jetzt gleich. Seinem stechenden Blick entkommen. Was, wenn er mich doch wiedererkannt hatte? Unauffällig enntschuldigte ich mich und schob mich durch die Menge in Richtung der großen Glastüren, die in den Garten hinaus führten.

"Ist alles okay? Soll ich mitkommen?", wollte Adrianne wissen, die auch irgendwo durch den Ballsaal schlich.

"Nein,  ich komm klar, ich brauch nur einen Moment für mich", beteuerte ich  ihr, bevor ich aus der Glastür hinaus unter den freien Himmel schlüpfte.

Die kühle Nachtluft umschloss mich, während ich die Steinstufen hinunterschritt und es meinen Schatten erlaubte ein wenig freier um mich zu wirbeln. Jetzt, wo sie in der Dunkelheit sowieso niemand sehen konnte.

"Ich weiß nicht, welches Spiel du spielst, aber ich bin mir sicher, dass ich es bald erfahren werde."

Erschrocken wirbelte ich herum.

Er  stand an die Wand gelehnt, die Arme lässig vor seiner muskulösen Brust verschränkt. Meine Muskeln spannten sich an, bereit mich zu wehren.

"Sag mir, warum du mit meinem Beta auf diesem Ball erschienen bist?"

Ich schwieg. Wollte er ernsthaft eine Antwort darauf? Die konnte nichtmal ich selbst ihm geben.

"Ich habe das ganze Reich nach dir abgesucht, ist dir das überhaupt klar?"

Meine Schatten entglitten mir.

Wusste er vielleicht, wer ich war? Dass ich zu den Rebellen gehörte? Dass ich vor knapp einem halben Jahr versucht hatte in die Festung einzudringen, in der er zu diesem Zeitpunkt Geschäfte machte. Dass ich es war, die diese Pläne   beinah vereitelt hätte, wäre ich nicht von den Wachen erwischt wurden und gezwungen gewesen diese zu töten?

Nein, das konnte er nicht wissen.

Er  trat einige Schritte näher an mich heran und ich hatte Mühe, den  Impuls zu unterdrücken vor ihm zu fliehen. Vor seiner Macht zurückzuweichen. Stattdessen schauteich ihm geradewegs in die dunklen  Augen.

"Sag mir deinen Namen", forderte er mich auf.

"Maya", brachte ich hervor.

Ich sah, wie seine Augen dunkler wurden. Wie die Dunkelheit sich um ihn zusammenzog.

"Sag mir deinen Namen, verdammt." Der Ton in seiner Stimme, dieser Ton, der einzig dem Alpha vorbehalten war, zwang mich beinah in die Knie.

"Ruelle", presste ich zwischen zusammengepressten Lippen heraus. Schaffte es nicht, mich gegen diesen Befehl zu wehren.

"Geht doch." Er trat einen Schritt auf mich zu und ich musste mich zusammenreißen, nicht auch noch vor ihm zurückzuweichen.

Beinah sanft hob er seine Hand an meinen Hals, bevor er meine Haare zur Seite strich und mit seinen Fingerspitzen   über die Markierung fuhr. Seine Berührung hinterlies ein Kribbeln auf meiner Haut. Bevor ich jedoch reagieren konnte, hatte er mich gepackt und herumgewirbelt.

"Wieso bist du schon markiert?", raunte er in mein Ohr, während er mich mit seinem Körper gegen die Wand des Palastes drückt. Mir gefror das Blut in den Adern. Fuck. Der Plan. Der ganze verfluchte Plan schien innerhalb von Sekunden in Einzelteile zu zerfallen. 

"Ich hab dich etwas gefragt."

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Ein neues Update!

Hoffe die nächsten kommen wieder regelmäßiger, hab aber auf jeden Fall schon das für nächsten Samstag vorgeschrieben!

Hoffe euch gefällt die Szene, bin noch nicht hundertprozent zufrieden, aber vielleicht liegt es auch an mir.

Was haltet ihr vom Alpha?

~Elisa

Mated GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt