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Stille. Der Anführer der Rebellen erwiderte nichts.

"Beweis es, Ruelle."

Ich zögerte nicht, schob nur meine Haare nach hinten und lies die Schatten fallen, die seinen Geruch verdeckt hatten.

Enno erstarrte.

"Wie ist das möglich?"

Ja wie. Wie waren Seelenverbindungen möglich. Wie entschied die Mondgöttin wer zusammen gehörte. Alles Fragen, die ich defintiv nicht beantworten konnte.

"Du bist damit zu unserer wichtigsten Waffe geworden Ruelle, ist dir das bewusst?", fragte Enno mich ernst als ich nicht antwortete.

Ich nickte.

"Ich weiß auch, dass ihr mich einsperren, ihn erpressen und mich töten könnt. Aber Enno, du weißt, dass ich wertvoll bin. Dass ich den Rebellen gegenüber immer loyal war."

Und trotzdem. Trotz allem waren da Zweifel. Er könnte mich immer noch lediglich als Druckmittel einsetzen und nicht als Spielfigur. Könnte mich einfach nur wie einen Gegenstand benutzen, um den König zu erpressen, statt mich teilhaben zu lassen. Das, was ich hier tat, war eine Wanderung auf dem Drahtseil. Aber ich wusste, dass ich meine Stellung nutzen musste, um den Rebellen einen Vorteil zu verschaffen. Auch, wenn das bedeutete, dass ich mich selbst opfern musste.

"Du weißt genauso gut wie ich, dass ich euch an eurer Seite mehr nutze als wenn ihr versucht mich mit ihm zu erpressen. Ich bin keine wahllose Frau aus dem Volk, die ihr höchstens als Druckmittel verwenden könnt", fügte ich hinzu.

"Ich weiß. Diese Chance die sich uns bietet. Wir müssen sie ergreifen. Auch wenn das bedeutet unseren Plan vollkommen über den Haufen zu werfen." Ich zog die Schatten wieder enger um mich. Ein wenig bedrohlicher. Weniger so schwach wie ich mich eigentlich fühlte. Weniger ausgeliefert, auch wenn ich mich selbst ans Messer geliefert hatte.

"Wir müssen das mit der Führungsriege besprechen."

Ich nickte.

Einige Minuten später schwang die Tür erneut auf und seine engsten Berater strömten wieder hinein, warfen mir misstrauische Blicke zu. Aber ich hob nur mein Kinn ein wenig höher und starrte zurück. Er lies mir keine Wahl. Aber ich würde nicht gehen. Ich würde bleiben und zuhören.

Stunde um Stunde verging, in denen ich die meisten Zeit still da saß und wenig zur Planung beitrug. Nur selten wurde ich nach weiteren Details gefragt. Aber man schickte mich nicht weg. Ich hätte mich rundheraus geweigert.

"Wir dürfen nicht vergessen, dass sie immer noch Gefährten sind. Es wäre ein leichtes für ihn diese Verbindung auszunutzen", wandte eine Frau mittleren Alters ein. Ich kannte sie. Hatte schon in ihrer Truppe gedient.

"Aber das kann sie genauso wie er. Und wir wissen, dass Alphas eine viel höhere Anfälligkeit für dieses Band haben als andere Werwölfe", wandte ein anderer ein und machte sich gar nicht die Mühe auf mich zu achten.

"Wir haben mehr zu gewinnen. als zu verlieren. Wenn dieser Plan funktioniert, haben wir eine Rebellin im absolut engsten Kreis des Alphas. Wenn sie sich gegen uns wendet haben wir im schlimmsten Fall ein Druckmittel verloren."

"Und all die Informationen, die sie von uns hat. Sie könnte all das brühwarm dem Alpha erzählen, dann haben wir gar nichts gekonnt."

Ich schluckte. Ich wusste, dass niemand mir hier etwas unterstellen wollte. Und doch tat es weh, dass meine Loyalität so offen in Frage gestellt wurde.

"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir gegen sie auch ein Druckmittel haben", Enno blickte entschuldigend zu mir.

"Ihre Familie gehört zu den Rebellen, ich glaube kaum, dass sie ihre Liebsten aufs Spiel setzen würde. Nicht, wenn sie nur hier ist, um genau diese zu schützen."

Ich musste an mich halten, um nicht aufzuspringen. Stattdessen zog ich meine Schatten enger um mich. Lies sie mich noch bedrohlicher Umwabern, um die Anwesenden an meine Kräfte zu erinnern. Auch, wenn es niemals so weit kommen würde, dass ich die Rebellen verraten und ihnen damit meine Familie ausliefern würde, mir gefiel der Gedanke, dass meine Eltern und Schwestern da mit hineingezogen wurden ganz und gar nicht.

Aber es würde nicht passieren. Ich würde die Rebellen nicht verraten. Auch wenn ich hier mit dem Feuer spielte. Ich war mir meiner Sache sicher und würde nicht verbrennen.

"So oder so, wir müssen uns ihrer Loyalität absolut sicher sein."

"Ist es nicht Beweis genug, dass ich hier bin?", platzte ich heraus. "Dass ich quasi auf direktem Weg zu den Rebellen gekommen bin, statt mich dem Alpha, meinem Gefährten, an den Hals zu werfen?" Reichte das denn nicht, um meine Loyalität zu zeigen.

Ich sah, dass es Enno reichte. Aber ich sah auch, dass die Zweifel nicht völlig verschwanden.

"Mädchen, du musst wissen, dass du ihm genauso gut jetzt schon verfallen sein könntest. Was beweist uns, dass du nicht bereits seine Spionin bist?"

"Ich spüre die Verbindung kaum. Wenn ich nicht gerade in seiner Nähe bin ist da nichtmal körperliche Anziehung. Ganz zu schweigen davon, dass ich diesen Mann verabscheue. Er steht aktuell zwischen mir und meiner Freiheit."

Eine Freiheit, von der Adrianne, Xavian und ich bereits seit Jahren träumten. Seit ich vor vier Jahren dazugestoßen war. Seit ich mich mit Adrianne und Xavian angefreundet hatte. Und jetzt. Jetzt lag diese Freiheit in unerreichbarer Ferne.

"Er steht nicht nur zwischen dir und deiner Freiheit. Die Freiheit des ganzen Landes steht auf dem Spiel", erinnerte einer der Berater mich tadelnd.

"Besser wenn das in den Händen einer Rebellin liegt, als in denen einer Frau aus dem Volk, die keine Ahnung hat auf was sie sich einlässt, nicht wahr?", erwiderte ich bissig.

"Ruelle hat recht, wir sollten aufhören sie in Frage zu stellen und diese Chance nutzen. Dann wird sie eben keine Details bekommen und wir werden sie aus den vollständigen Plänen heraus halten, bis der König aus dem Weg geschafft ist", warf Enno ein.

Ich schluckte. Natürlich, nur das war schlau. Und doch wollte ich wissen, auf was ich mich da einlies.

"Lasst uns doch erstmal schauen, ob der König sie überhaupt akzeptiert?", wand einer der Berater ein und beobachtete mich entschuldigend.

"Wieso sollte er nicht? Er hat sie doch sogar schon markiert."

"Er wird merken, dass sie nicht seinem Rudel angehört, wir müssen uns überlegen, wie wir das erklären."

"Wir könnten sagen, dass sie zu den östlichen Wanderern gehört. Die sind keine offiziellen Mitglieder des Rudels, aber immerhin keine Ausgestoßenen."

"Wir sollten erstmal einen Plan entwickeln, solange muss sie ihn eben hinhalten."

"Soll sie die Verbindung mit ihm eingehen?"

"Nein, spätestens dann wird sie zu einer Bedrohung für die Rebellen."

Ich hörte zu. Hörte auf ihre Anweisungen, lies mir von ihnen das weitere Vorgehen erklären, bis mir die Ohren dröhnten. Sobald wir hier fertig waren, musste ich dringend trainieren, um all die Anspannung loszuwerden.

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Liebe eure Theorien, aber kann natürlich noch nichts dazu sagen. Aber lese mir alles durch und ahhh, ich liebs.

Was haltet ihr von den Rebellen? Bisschen unstrukturiert sind sie ja.

Wer denkt ihr ist die Thronfolgerin? Kennen wir sie schon?

Und noch eine Frage: Wie seid ihr auf "Mated Games" gestoßen? In letzter Zeit sind ja nochmal einige dazugekommen, das macht mich so unglaublich glücklich.

Einen schönen Samstag euch!

~ Elisa

Mated GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt