Xav hatte mich unauffällig aus dem Palast geschleust. Den Weg zu den Rebellen hatte ich allein zurück gelegt. Die Kapuze meines Mantels tief ins Gesicht gezogen, damit es wirklich keine Chance für irgendwen gab, mich zu erkennen. Mittlerweile war mein Gesicht den Beratern, dem Hof und den Bediensteten bekannt und die Wahrscheinlichkeit, dass sich irgendwer von ihnen in der Stadt aufhielt sehr groß.
Das Risiko entdeckt zu werden konnte ich nicht eingehen. Nicht jetzt. Zwei Tage vor Vollmond.
„Ruelle, was tust du hier?" Joyce war es, der ich als erste über den Weg lief, nachdem ich das Rebellenquartier betreten hatte.
Ich legte den Kopf schief.
„Ihr habt meine Nachricht nicht erhalten. Ich hatte um ein Gespräch gebeten." Mein Ton war schärfer als beabsichtigt. Aber ich hatte wichtige Informationen, die nicht warten konnten.
Joyce runzelte die Stirn. Ich wusste, dass sie die Nachricht erhalten hatten. Sah es in ihrem Blick. Wie sie nach einer Antwort suchte, die sie aus der misslichen Lage bringen würde. Eine Erklärung dafür, wieso sie mich ignorierten.
„Die Nachricht muss an jemand anderen gegangen sein", erklärte sie schließlich.
„Dann wird es ja kein Problem sein, jetzt eine Sitzung mit Enno zu bekommen", stellte ich fest und schaute sie herausfordernd an. Vielleicht ein wenig zu selbstbewusst. Aber das Gespräch mit Xavian hatte mich wachsam werden lassen.
Es war ein Problem. Ich sah es ihr an. Normalerweise wäre ich auch niemals so fordernd hier herein geplatzt. Ich wusste, dass der Anführer der Rebellen beschäftigt war. Vor allem so kurz vor Vollmond. Aber das hier war nicht normalerweise. Und ich war auch nicht mehr irgendeine unbedeutende Rebellin, die ihre Fähigkeiten ausnutzen sollte, um an Informationen zu kommen, sondern die Gefährtin des Königs.
Also würde ich nicht nachgeben. Konnte nicht nachgeben.
„Ruelle, ich weiß, dass..."
„Es ist wichtig", unterbrach ich sie.
Joyce schaute mich einen Moment intensiv an. Schließlich gab sie nach.
„Es wird sicher einen Moment dauern, aber ich gebe Enno Bescheid."
Ich nickte nur, eher ich mich in einen der Sessel fallen ließ, der im Aufenthaltsraum stand.
Tatsächlich dauerte es nicht allzu lang, da kam einer der Boten und teilte mir mit, dass Enno mich nun empfangen würde. Ich folgte ihm in einen der Besprechungsräume, kleiner als der letzte und nur mit einer Handvoll Leuten gefüllt. Die Führungsspitze. Enno, Joyce und drei der Ranghöchsten Rebellen erwarteten mich.
„Ruelle, was gibt es?", empfing Enno mich ohne Umschweife, nachdem die Tür hinter mir geschlossen wurde.
„Ich brauche mehr Zeit", platzte ich heraus. Ich hatte lange überlegt, wie ich mein Anliegen formulieren würde. Was ich sagen solltet, wenn ich ihnen gegenübertrat und war zu dem Schluss gekommen, dass ich die Informationen so gut es ging zurückhalten würde. Dass keine Zweifel an meiner Loyalität aufkommen würde,
„Das wird kaum möglich sein, Vollmond ist in zwei Tagen, sowohl die Rebellen als auch der König von Cardum sind bereit. Seine Armeen sind platziert, selbst wenn wir wollten, könnten wir dir keinen Aufschub geben", erklärte Enno ernst.
„Es ist wichtig. Ich habe Informationen, die vielleicht wichtig für die Rebellen sein könnten. Ich brauche Zeit, um sie zu überprüfen", antwortete ich drängend.
„Ruelle, du musst verstehen, dass unsere Verbündeten nicht für ein vielleicht ihre Stellung aufgeben."
Natürlich. Das war mir bewusst gewesen. Aber ich wusste nicht, wie ich den Rebellen klar machen sollte, wie wichtig diese Gesetze für sie waren. Wenn Arden wirklich all diese Gesetze geplant hatte, könnte das bedeuten, dass er die Rebellen anhören würde.
„Wir haben seine Tochter. Wir werden die Möglichkeit eine Rebellin auf den Thron zu setzen nicht für ein vielleicht aufs Spiel setzen", fuhr Enno fort bevor ich etwas erwidern konnte. Er klang endgültig. Und ich wusste, dass mein Vielleicht nicht genug war. Niemals genug.
Wieso war es mir nicht gleich klar geworden. Es ging niemals um den König von Cardum. Nicht er war es, den die Rebellen an der Spitze unserer Landes sehen wollte.
Sie hatten seine Tochter. Sie würden sie auf dem Thron sehen wollen. Hofften, dass sie ihre Verbindung, ihre Treue zu den Rebellen ausnutzen konnte, um ihre Ideale durchzusetzen. Aber was, wenn jene Tochter den Rebellen nicht treu verbunden war? Wenn sie die erste Gelegenheit nutzen würde, um die Rebellen loszuwerden?
"Wer ist sie?" Der Anführer der Rebellen zögerte bei meiner Frage.
„Verratet es mir, oder euer Plan ist hinfällig, das schwöre ich bei meiner Schwester", forderte ich, einen scharfen Unterton in der Stimme. Ich meinte es ernst. Doch Enno zögerte noch immer. Konnte ihre Identität so wichtig sein, dass er in Kauf nahm, dass ich in ihrem Plan nicht mitspielte?
Zweifel überkamen mich. Hatte ich mit dieser Forderung zu hoch gesetzt? Oder war sich Enno schlichtweg nicht sicher, ob ich ihn und die Rebellen wirklich verraten würde? Schätze er meine Treue so hoch ein, dass er meine Drohung nicht ernst nahm?
"Adrianne", sagte er schließlich zögernd.
Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Erschütterten den Raum. Meine ganze Welt.
Adrianne. Meine Freundin. Die Tochter des Königs von Cardum.
All die Jahre, die wir Seite an Seite gekämpft hatten. Die Jahre, in denen wir unser gegenseitiges Vertrauen erkämpft und uns immer und immer wieder bewiesen hatten.Und doch hatte sie mir in diesem Punkt nicht vertraut. Es vermutlich gar nicht gekonnt. Die Rebellen hatten mit Sicherheit nicht gewollt, dass sie diese Information weitergab. Wenn sie es überhaupt selbst gewusst hatte.
"Weiß sie es?", fragte ich, meine Stimme kratzig.
"Ja, seit knapp zwei Jahren", antwortete er.
Ich hätte nicht gedacht, dass mich seine Antwort noch mehr würde aus der Bahn werfen können. Aber sie tat es.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
Nicht, weil sie uns angelogen hatte. Weil sie uns ihre Herkunft verschwiegen hatte. Sondern weil alle die Möglichkeiten, all die Hoffnung auf mich einströmte.Adrianne würde den Thron besteigen. Den Thron meines Seelengefährten.
Und sie würde herrschen. Besser als Arden. Eine Frau an der Spitze dieses Landes.
Es war alles, was dieses Land brauchte.Adrianne war alles, was dieses Land brauchte.
Alles, wofür ich zu hoffen hätte wagen können.
Ich kannte sie. Trotz der Lüge ihrer Herkunft hatte ich gesehen, wie sie gehandelt hatte. Wie sie mich unzählige Male gerettet hatte. Sie hatte mir stundenlang zugehört, hatte mich getröstet, wenn der Tod meiner Schwester mich wieder mit aller Macht traf.
Wie könnte ich ihr diese Lüge auch verübeln. Wie konnte ich ihr verübeln, dass sie nicht wollte, dass wir sie etwas anderes sahen als das, was sie war.
Adrianne würde diesem Land gut tun. Besser als Arden es je können würde.
Meine Entscheidung war gefallen. Nicht mehr Zeit. Nicht mehr Aufschub. Eine Entscheidung. Endgültig.
Ich straffte die Schultern.
„Dann werde ich wohl nicht mehr Zeit benötigen."
Arden würde fallen.
Und Adrianne würde dieses Land beherrschen.
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OKAY OKAY WAS PASSIERT HIER.
Ruelle auf der Seite der Rebellen - diesmal endgültig?
Bisschen zweifeln wir an ihrer Entscheidung auch oder?
To be fair - sie kennt Adrianne natürlich deutlich besser als Arden und kann ihr bei weitem mehr Vertrauen. Aber reicht das?Wer hat damit gerechnet, dass Adrianne die Erbin ist?
Und wer hat eher auf Ruelle gesetzt?
Langsam kommt ja so einiges ans Tageslicht. Adrianne ist die Erbin, Arden doch nicht so schlecht wie Ruelle denkt - aber sie steht immer noch zwischen den Stühlen. Jetzt vielleicht noch mehr als zuvor.
Auf der einen Seite Adrianne, ihre Schwester und ihre Familie, auf der anderen ihr Seelengefährte. Bisschen böse von mir, aber was willste machen🫣
Was denkt ihr, wie die Geschichte endet?
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Mated Games
FantasyEr ist der mächtigste König seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein gnadenloser Alpha. Sie eine Rebellin, die sich gegen die strengen Hierarchien in der Werwolfgemeinschaft auflehnt, in der Frauen unterdrückt werden. Während er auf der Suche nach seine...