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Die Stimmung zwischen Arden und mir war eisiger als bisher.

Ich begleitete ihn zu den offiziellen Abendessen der nächsten Tage. Außerhalb der Veranstaltung wechselte er kein Wort mehr mit mir.

Statt mich wie zuvor aus meinem Zimmer abzuholen, ließ er mich nun von zwei Wachen eskortieren und wartete vor der Tür auf mich. Er verschwand, sobald wir das Esszimmer verließen.

Auch die Tür zwischen unseren Zimmern war verschlossen. Ich hatte es sogar überprüft, indem ich in einer Nacht vorsichtig daran gerüttelt hatte. Geräusche hörte ich auch keine von der anderen Seite. Vielleicht war er auch in neue Gemächer am anderen Ende des Plastes gezogen, ich wusste es nicht.

Kale sah ich auch nur selten. Auch er schien mir aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hatte Arden ihn aber auch einfach nur von dem Auftrag erlöst, mein Aufpasser zu sein.

Stattdessen verbrachte ich meine Tage damit zu trainieren und durch die Räumlichkeiten um die Gemächer zu schleichen. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer war immer verschlossen. Und wenn sie es nicht war, traute ich mich gar nicht erst in die Nähe.

Zu groß war die Angst, ihm unter die Augen treten zu müssen.

Stattdessen schlich ich nur durch die Bibliothek, durch die Strategiezimmer die wie leergefegt waren und verbrachte zu viele Stunden damit aus dem Fenster zu schauen und die Wachen beim Training zu beobachten.

Mit Adrianne und Xavian hatte ich mich auch nicht getroffen. Ich wollte nicht riskieren dass irgendjemand Fragen stellte. Vor allem nicht, nachdem einige der Angestellten mich schräg angeschaut hatten, nachdem ich am Vortag von einem Boten genauere Instruktionen von den Rebellen erhalten hatte.

Bei dem Gedanken daran Arden so zu hintergehen... ich verdrängte diese Gedanken so gut es ging. Versuchte die Leere in mir mit noch mehr Training zu stopfen und verbrachte die Abende mit ausgedehnten Bädern bis in die Nacht hinein.

Auch heute würde ich nach dem Abendessen mit den Beratern des Königs wieder ein Bad nehmen. Ich wusste, dass ich es nicht nur tat, um diesen gähnenden Abgrund in mir zu besänftigen. Ich tat es auch, um jeden Hauch von seiner Nähe von mir zu entfernen. Nicht, dass es viel Nähe war. Gerade genug, um den Rahmen des Anstandes zu tangieren, um den Eindruck zu erwecken ein starkes Paar zu sein. Aber es war dennoch zu viel. Weil es mich schmerzlich daran erinnerte, was sein könnte. Aber neimals sein würde.

Wie die letzten Tage verzichtete ich auch heute auf allzu aufreizende Kleider. Stattdessen wählte ich eins der schlichteren, das lediglich einen tiefen Ausschnitt hatte, sonst aber nichts von meinem Körper preisgab.

Arden würdigte mich ohnehin keines Blickes. Wie ich ihn an Vollmond dazu bringen sollte mir zu folgen und alles um uns herum zu vergessen, war mir ein Rätsel.

Wie immer warteten die Wachen pünktlich vor meiner Tür, wechselten kein Wort mit mir und begleiteten mich nur stumm zum Speisesaal, in dem eine inoffizielle Verhandlung stattfinden sollte. Worum es genau ging, konnte ich nicht sagen.

Und Arden würde es mir wohl kaum verraten.

Arden. Der nicht pünktlich war wie sonst.

Also wartete ich allein vor der großen Tür, die in den Saal führte und versuchte meine Unruhe zu verbergen, während mein Blick über die Gemälde glitt. Es waren Szenen aus einem Krieg vor tausenden von Jahren. Ein Krieg, der große Opfer gefordert hatte. Und ein Krieg, an dessen Ende Ardens Vorfahre als Alpha hervorgegangen war.

"Ruelle."

Ich wandte meinen Kopf in Richtung der Stimme.

Es war das erste Mal, dass Arden mich direkt ansprach, wenn wir alleine waren. Nicht, dass wir in letzte Zeit oft allein waren. Die wenigen Momente nach den Veranstaltungen, kurz bevor er in eine andere Richtung ging und ich auf mein Zimmer eskortiert wurde, konnte man kaum zählen.

Einen Moment standen wir einfach nur da. Schauten einander nicht an, sondern irgendwo ins Leere. Wir beide in Gedanken versunken. Einzig seine Schatten, die sich in den Ecken des Raumes zu sammeln schienen, offenbarten mir, dass sein Inneres nicht so still war, wie es schien. Dass es vielmehr brodelte.

Es schien, als würde Arden nach Worten suchen. Nach einer Möglichkeit etwas zu sagen.

Doch im nächsten Augenblick schwang die Tür auf und ich ergriff Ardens Arm, um mich an meinen Platz führen zu lassen.

Mittlerweile kannte ich die meisten Berater. Hatte Stunden damit verbracht ihre Verbindungen untereinander zu analysieren und all diese Informationen an die Rebellen weiterzugeben. Informationen die für eine Machtübernahme wichtig waren.

Ich wusste, welche von Ihnen liberaler waren und welche eher konservativ. Wusste, welche sich bei Entscheidungen zusammentaten und welche sich gegeneinander ausspielen lassen würden. Das einzige Rätsel in der Gleichung war Arden, der nie Sympathien durchklingen ließ. Ich wusste weder welche Berater er vorzog, noch welchen Alphas er besonders vertraute.

"Wie schön, dass Ihr uns mit eurer Anwesenheit beehrt, Alpha, aber wozu habt ihr eure Gefährtin mitgebracht? Ich dachte es ginge heute um das Gesetz, welches ihr durchsetzen wollt und nicht darum, eure Seelenverwandte zur Schau zu stellen."

Ich versteifte mich kaum merklich in meinem Sitz.

"Wieso sollte das eine das andere ausschließen", war Ardens einzige Reaktion.

Ich musste die Zähne zusammenbeißen, um nichts zu erwidern.

"Nun, ich denke dennoch, dass diese Verhandlungen nicht für Frauenohren bestimmt sind."

Meine Schatten drängten an die Oberfläche. Ich spürte, wie sie sich am liebsten auf den Berater gestürzt hätten, der mir gegenübersaß. Hätte ihm am liebsten das gewinnende Grinsen auf den Lippen aus dem Gesicht gewischt.

Aber ich schaffte es all meine Selbstkontrolle zusammen zu nehmen und ruhig sitzen zu bleiben. Meine Schatten zurückzudrängen und nichts zu sagen.

Arden ging gar nicht erst darauf ein.

"Wir wollten uns auf Wichtigeres konzentrieren", stellte er nur fest.

Wichtigeres. Als wäre es nicht wichtig, dass ich die einzige Frau in diesem Raum war. Dass seine Berater allesamt männlich waren.

Als wäre es in Ordnung, über Frauen zu sprechen, als wären sie nicht anwesend.

"Ich halte dieses Gesetz noch immer für..."

"Entschuldigt mich", murmelte ich, bevor ich aufstand und beinah alles zusammennehmen musste, um den Saal nicht fluchtartig zu verlassen.

Ich drehte mich nicht um. Sah nur die triumphierenden Blicke von einigen der Berater.

Aber es war mir egal. Es war mir verdammt nochmal egal, was all diese Männer von mir dachten. Was Arden von mir dachte. Ich wusste es ja. Sie sahen mich als hübsches Spielzeug an der Seite eines Alphas. Nicht als die Frau, die ich war.

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Steuern wir gerade auf noch mehr Drama zu?

Bisschen Eiszeit zwischen den beiden und so richtig viel besser macht es auch keiner.

Was denkt ihr, wer von den beiden geht den ersten Schritt? Oder geht überhaupt jemand den ersten Schritt? Werden die beiden in diesem Buch überhaupt nocheinmal miteinander reden?

Ok das letzte ist natürlich Spaß, natürlich reden die beiden nochmal.


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