Kapitel 22

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Sascha

11 Jahre zuvor:

«Du bist ein Idiot und ein dummer, kleiner, unreifer Junge.» Mein Vater liebte es mich runterzumachen. Wann immer er die Gelegenheit dazu bekam, ergriff er sie beim Schopfe. 

So wie auch jetzt...

«Vater, sei nicht so streng zu ihm.» Mischte sich mein Zwillingsbruder ein. 

«Halt dich da raus, Nikolaj!» Wie immer versuchte mein Bruder, mich zu verteidigen, aber unser Vater stellte vollkommen auf Durchzug. «Wie kann es sein, dass Nikolaj nur ein paar Minuten älter ist, als du. Und du dich trotzdem immer wieder verhältst wie ein Baby und nicht wie ein achtzehnjähriger Mann?»

Alexej Makrow baute sich bedrohlich vor mir auf. Er wollte mich einschüchtern, ganz klar. Aber anders als er vielleicht glaubte, war ich kein kleiner Junge mehr. Ich war ein erwachsener Mann und ich würde nicht so mit mir reden lassen. 

«Ich verhalte mich erwachsen. Du bist nur derjenige der das nicht erkennt, weil ich nicht nach deinen Regeln spiele. Weil ich dir nicht in den Arsch krieche und die ganze Zeit nach deiner Pfeife tanze.» 

Nikolaj war auch nicht so. Aber er geriet auch nie mit unserem Vater in einen Konflikt, weil er ja der perfekte Sohn war. 

«Oh Aleksaschka... Du wirst es nie lernen oder?» Ich hasste es, wenn er mich mit meinem vollen Namen ansprach. Jeder nannte mich Sascha. Nur mein Vater glaubte, dadurch immer wieder mich bevormunden zu können. 

Er glaubte auch, dass es mich wütend machen würde und ich die Kontrolle verlor. Aber diese Zeiten waren längst vorbei. 

«Du wirst immer die Nummer Zwei bleiben. Ich bin der Boss und wenn ich irgendwann sterbe, wird Nikolaj der Boss sein. Und danach seine Kinder und dann deren Kinder. Aber du und deine Brut werdet immer an zweiter Stelle stehen. Und weißt du was? Mehr bist du auch nicht wert. Weil du eine Enttäuschung bist und ein Feigling. Du denkst nur an dich selbst, du egoistischer Dummkopf.»

Sagte ausgerechnet der Mann, der mir mein Leben versauen wollte. Es reichte nicht, dass ich kein eigenes Leben hatte. 

Er wollte auch noch das Leben welches ich hatte, kontrollieren und im Notfall zerstören. Aber das würde ich nicht länger zulassen.  

«Du verspottest mich also, dass ich immer die Nummer Zwei bleiben werde und wenn ich dann versuche aus eurem Schatten herauszutreten, wird es mir einfach untersagt? Ich will nur studieren, mehr nicht. Ich plane nicht dich vom Thron zu stürzen. Also komm runter und tu dich nicht so wichtig.» Dass ich danach eine Ohrfeige kassieren würde, kam nicht überraschend. 

Unser Vater hatte uns andauernd geschlagen. 

Naja. Eigentlich nur mich. Aber da Nikolaj und ich identisch aussahen, hatte mein Bruder, öfters für mich Schläge eingesteckt. 

Nur wusste das mein Vater gar nicht. Ansonsten hätte er es nicht getan, denn Nikolaj, sein Goldjunge, durfte nicht misshandelt werden. 

Denn diese Ehre kam ausschließlich nur mir zuteil. 

Im Gegensatz zu den anderen Malen, steckte ich aber nicht nur ein, sondern teilte dieses Mal auch aus. 

Schon in dem Moment, indem mein Vater die Hand wieder sinken ließ, erhob ich Meine und knallte ihm meine Faust ins Gesicht und dann in die Magengegend. 

Sofort krümmte er sich zusammen und fiel auf ein Knie. In diesem Moment sah er nur wie ein gebrochener, alter Mann aus. 

Gebrochen von seinem eigenen Sohn. 

The only woman (Mafia) Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt