Kapitel 51

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Adara

Eine Stunde zuvor...

«Wie geht es dir?» 

Zur Hölle nochmal! Langsam könnte ich diese Frage nicht mehr hören. Aber ich musste gute Miene zum bösen Spiel machen. 

Ich saß an Antonio's Krankenbett. Ich hatte ihn seit Stunden einfach nur beobachtet. Niemand sagte mir, wie es ihm ging. 

Er war zwar bei Bewusstsein, sah aber noch schlimmer aus, als vor der Entführung. Die Ärzte mieden mich auf Anraten von Sascha. 

Welcher mich wie ein Luchs ständig beobachtete. So wie auch jetzt...

«Adara, du siehst nicht gut aus. Was ist los?» Mein Bruder war nicht so leicht zu täuschen, weswegen ich ihm auch niemals etwas vorspielen könnte. 

Wenn er aber erfuhr, dass er nur frei war, weil Nikolaj seinen Platz einnahm, könnte sich das ganz schnell negativ auf seine gesundheitliche Lage auswirken. 

Die Ärzte hatten gesagt, wir sollten Stress vermeiden. Und so schwer es mir auch viel, setzte ich ein falsches Lächeln auf und sagte: «Alles ist gut...» 

Dabei war nichts gut. Ganz und gar nichts war gut. 

Nikolaj... mein Mann, meine andere Hälfte, der Vater meiner Kinder war seit mehreren Stunden unauffindbar. Und ich konnte nichts dagegen tun, als einfach zu warten. 

Zu warten bis ein Wunder geschah und man ihn endlich fand...

Doch die Negativität in meinem Kopf, hatte ständig dieses eine Bild vor Augen. Nikolaj, wie er blutend auf dem Boden lag und starb. 

Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich es und jedes Mal war ich kurz davor eine Panikattacke zu bekommen. 

Meine Gedanken schweiften ab und ich verlor mich wieder in diesem Szenario. Ich spürte nichts, außer unkontrollierbare, unvorstellbare Angst. 

Es war als würde mein Körper nur noch funktionieren, weil Andere es so wollten. Und wären Sascha und Jarik nicht an meiner Seite und könnte ich Antonio nicht besuchen, wäre ich schon zusammengebrochen. 

Es war das Schwierigste im Leben, wenn die Person, die man am meisten auf der Welt liebte, nicht da war. Und man nicht mal mehr wusste, ob er überhaupt noch lebte. 

Meine Kehle schnürte sich zu, als ich die Tränen hochsteigen spürte. Ich schluckte hart, um auch mein Weinen wieder herunterzuschlucken. 

«Adara, ich muss dich kurz sprechen...» 

Ich war seit drei Stunden im Krankenhaus und wich nicht eine Minute von Antonio's Bett. Und Sascha hatte während der kompletten Zeit kein einziges Wort verloren. 

Bis jetzt... Weshalb meine Hoffnung sofort anstieg, dass sie ihn gefunden hatten. 

Also folgte ich Sascha aus dem Zimmer, aber er hielt nicht auf dem Flur an, sondern zog mich am Handgelenk in einen anderen Raum. 

Eine kleine Besenkammer. 

«Lass es raus!»

«Wa-s?» Meine Stimme zitterte etwas, aber noch hielt ich mich unter Kontrolle. 

«Lass es raus! Dann wird es dir etwas besser gehen...»

Ich wusste nicht warum, aber Sascha's Worte befreiten meine Emotionen. 

Die erste Träne kullerte über meine Wange. Und dann die Zweite, die Dritte und die Vierte. 

Irgendwann waren es so viele, dass ich nicht mehr mitzählen konnte. Ich weinte... das erste Mal, seit ich von Nikolaj's freiwilliger Entführung erfahren hatte. 

The only woman (Mafia) Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt