Nikolaj
Mit meinen Töchtern auf den Armen und den beiden Briefen in meiner Hosentasche lief ich über die Gänge.
Obwohl die beiden kleinen Menschen insgesamt ein höheres Körpergewicht hatten, wogen die Briefe gefühlt eine Tonne.
Es waren Antonio's letzte Worte. Seine letzten Worte an mich und an seine Schwester.
Seine Schwester, welche eben erst eine komplizierte Geburt überstand und noch keine Ahnung hatte, dass ihr großer Bruder nicht mehr am Leben war.
Das waren die schwersten Schritte, die ich je gegangen war. Gleichzeitig wollte ich zu Adara rennen, weil ich so glücklich war, dass sie es überstanden hatte. Und gleichzeitig wurde jeder Schritt beschwerlicher, weil ich ihr eigentlich so schnell wie möglich von ihrem Verlust erzählen musste.
Vor ihrer Zimmertür angekommen, holte ich tief Luft. Ich drückte meine Töchter eng an meine Brust, damit sie mir Mut und Hoffnung gaben.
Gott sei dank waren sie zu klein, als dass sie verstehen konnten, dass ihr Onkel gestorben war. Aber es war auch unfassbar traurig.
Traurig, weil sie Onkel Antonio nur durch Erzählungen und Fotos kennenlernen würden und nie in Wirklichkeit.
Ich klopfte dreimal zaghaft an die Tür und trat dann ein.
Adara lag in einem riesigen Bett und es sah aus, als würde sie darin versinken. Ihr Gesicht sah angespannt aus, aber sie begann sofort zu strahlen als sie uns erblickte.
«Da seid ihr ja endlich! Es war nicht nett, nach der Geburt einfach zu verschwinden.» Rief sie grinsend, als wäre ich nicht die letzten Stunden durch die Hölle gegangen.
Vielleicht wusste sie nicht, wie knapp es gewesen war. Aber ich wusste es... Ich hatte jede einzelne Sekunde Angst gehabt und gebetet, dass sie es schaffen würde.
«Kiska.» Flüsterte ich ehrfürchtig. Langsam trat ich näher an ihr Bett. Als sie den Ernst in meinem Blick erkannte, schwächte ihr Lächeln etwas ab.
«Es tut mir leid, dass ich dir so eine Angst eingejagt hatte.» Sanft gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
«Mach das bitte nie wieder mit mir.»
Sie nickte schüchtern und sah dann auf unsere Töchter.
«Willst du sie halten?» Eigentlich müsste ich sie das nicht fragen, aber ich wusste auch nicht, ob sie sich schon in der körperlichen Verfassung dazu befand, unsere Töchter zu halten.
Adara sah tatsächlich etwas unsicher aus, aber gleichzeitig wirkte sie auch entschlossen. Wortlos streckte sie ihre Arme aus und ich gab ihr erst eins der Mädchen und dann auch noch das Andere.
Ich hatte mal gelesen, dass die Gefühle einer Frau, nach der Geburt verrückt spielten. weshalb ich mir auch keine Gedanken machte, als Adara anfing zu weinen.
«Ihr seid wunderschön. So wunderschön.» Flüsterte sie immer wieder und strich mit ihren Fingern über die weiche Haut unserer Babys. Die Kleinen glucksten leise vor sich her und wussten ganz genau, dass sie im Arm ihrer Mama lagen.
Beide öffneten fast zeitgleich die Augen, als gäbe es eine telepathische Verbindung zwischen ihnen. Mit ihren grünen Augen sahen sie beide einfach nur Adara an.
Und Adara starrte zurück.
«Sie haben deine Augen und meine Haare.» Nacheinander gab sie unseren Töchtern einen Kuss auf die Stirn. «Einfach perfekt» Summend wiegte Adara sie an ihrer Brust.
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The only woman (Mafia) Teil 3
RomantikDarkromance Abgeschlossen "The only woman" ist die Fortsetzung von "The other woman" (Teil 1) und von "The one woman" (Teil 2) Nikolaj konnte sich endlich eingestehen, dass er etwas für Adara empfindet. Noch dazu stellt er ihr die Fragen aller Frag...