Kapitel 29

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Adara

Ich konnte das Gefühl nicht annähernd beschreiben, welches ich erlebte, als die Ärztin uns sagte, dass es den Babys gut ging. 

Davor hatte ich vieles gefühlt und gleichzeitig gar nichts. Ich hatte Angst und Panik und gleichzeitig fühlte ich mich leer. 

Es war das beschissenste Gefühl, wenn man wusste das etwas passiert war und gleichzeitig hoffte, dass nichts passiert war. Dabei sprang mein Gehirn ständig zwischen diesen beiden Optionen hin und her. 

Es ist alles gut und es ist nicht alles gut. 

Hoffnung und Untergang. 

Optimismus und Pessimismus. 

Es waren diese beiden Dinge, die mich vollkommen einnahmen. Ich hatte nur wage mitbekommen, dass ich untersucht wurde. 

Das erste richtige Gefühl außerhalb, bekam ich als die Ärztin mich im Intimbereich untersuchen wollte. 

Ich hatte automatisch Flashbacks. Flashback von allen Männern, die mich bis jetzt gegen meinen Willen berührt hatten. Ich stand kurz davor, eine Panikattacke zu bekommen. 

Ich hatte bereits gespürt wie ich immer schlechter Luft bekam. 

Bis Nikolaj nach meiner Hand griff und mir versicherte, dass alles in Ordnung kommen würde. 

Und warum hatte es dann auf einmal funktioniert? 

Weil Nikolaj mein Retter und Beschützer war. Er war es schon immer. Und nur durch ihn überstand ich die folgenden Minuten. 

Die Untersuchung, den Ultraschall und die kurze Schrecksekunde. 

Unseren Babys ging es gut. Unseren Babys ging es gut. 

Und ich verzieh Nikolaj. Es war gar keine Frage mehr gewesen, ob ich ihm verzeihen würde oder nicht. 

Es geschah einfach. 

Ich war nicht mehr nachtragend und wütend. Ich war auf einmal wieder glücklich. 

Jedenfalls solange bis mich neue Gefühle überfluteten. 

Schuld und ein schlechtes Gewissen...

Nikolaj hatte mich nach dem Krankenhausaufenthalt sofort zwangsisoliert. Natürlich war ich wieder in unser gemeinsames Schlafzimmer gezogen, aber das war auch der einzige Ort, den ich vier lange Tage zu sehen bekam. 

Und weil ich nichts tun durfte, außer zu schlafen, zu essen, zu baden und die Toilette zu benutzen, kreisten mich meine Gedanken ein. 

Ich bekam Albträume. Jede Nacht. Sie wurden ausgelöst von meinen Gefühlen.

Ich träumte von Szenarien, die hätten passieren können. Ich hätte richtig vergewaltigt werden können. Oder ich hätte sterben können. Meine Babys hätten sterben können. 

Und es hätte wirklich passieren können. Aber auch nur, weil ich so naiv und dumm gewesen war. Ich hatte Lucas vertraut. Ich hatte gedacht, er wäre nett, freundlich und zuvorkommend. 

Stattdessen verhielt er sich wie fast jeder Mann, den ich bis jetzt getroffen hatte. 

Aber ich hatte es nicht erkannt. Zu blind war ich gewesen, ihm zu vertrauen. 

Dieses schlechte Gewissen, sowie die Wut auf mich selbst, fraß mich jeden Tag und jede Nacht von innen nach außen, auf. 

Vielleicht lag es aber auch daran, weil ich nichts zu tun hatte. Ich hatte keine andere Möglichkeit, als ständig nur darüber nachzudenken. 

The only woman (Mafia) Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt