Kapitel 20

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Adara

Er wusste es... 

Er wusste es. Er wusste es. Er wusste es. 

Warum war mir das wichtiger, als der Umstand, dass man uns entführt hatte? 

Ich hatte keine Ahnung warum. 

Anscheinend verdrängte mein Gehirn, die Gefahr, die Schläge. Einfach alles. Stattdessen konzentrierte es sich darauf, dass Nikolaj mich wieder einmal angelogen hatte. 

Dabei hatte er mir geschworen, dass nie wieder zu tun. 

Er wusste es. Er wusste es. Er wusste es. 

Das war das Einzige was in meinem Kopf immer und immer widerhallte. 

Flores und seine Schlägertypen hatten uns alleine gelassen. Zehn Minuten wollte er Nikolaj geben, dann sollte er sich entscheiden. Und ich wusste schon, wie er sich entscheiden würde... 

«Geht es dir gut?» Um nicht einfach laut aufzuschreien, schloss ich stattdessen die Augen. Fast unmerklich nickte ich. 

Nur damit er seine Antwort hatte. Aber wenn ich jetzt mit ihm sprach, würde ich ihn ganz sicher anbrüllen. 

«Sag bitte etwas.» Nikolaj's Stimme klang stark und kräftig, nicht so als hätte man ihn gerade fast zu Tode geprügelt. 

«Du hattest es gewusst...» Ich musste ihm nicht erklären, was ich meinte. Ich redete von dem Deal mit Flores. 

Nikolaj wusste, dass er dessen Tochter heiraten müsste oder der Kartellboss würde mich umbringen. 

Ich hörte wie Nikolaj tief durchatmete und öffnete die Augen wieder. Ich wollte ihn ansehen, wenn er mir die nächste Lüge erzählte. 

Aber ich sah nur in das geschundene Gesicht meines Mannes. Besorgnis stand in seinen Augen. 

Besorgnis um mich. Um mich und mein Wohlergehen. 

«Kiska...» Flüsterte er versöhnlich. 

«Hör auf, mich so zu nennen. Dieses Recht hast du dir verspielt.» Grätschte ich sofort dazwischen. Ich wollte seine Entschuldigungen nicht hören. 

Sein Verrat tat mehr weh, als die Schläge von Pablo die ich kassiert hatte. Denn Nikolaj liebte ich und ich dachte immer Liebende würden sich nicht anlügen. 

Man könnte sagen, ich war melodramatisch, aber es tat nun mal weh! Es tat weh, dass er mir nicht vertraut hatte. Dass er mich nicht mit einbezogen hatte. 

Als wäre ich einfach irgendjemand und nicht seine Frau. 

Und nun würde es entweder so ausgehen, dass ich starb oder als geschiedene Frau diesen Ort verlassen würde. 

Beides keine Aussichten, die mich glücklich machten...

«Makrow, deine Zeit ist um.» Pablo kam wieder und die Stimmung wurde noch eisiger. Ihn hasste ich auch. 

Aber aus völlig anderen Gründen. 

Ich meine, welches Arschloch, wollte so etwas seiner eigenen Tochter antun? 

Es war ihm egal, wen sie heiratete. Es war ihm egal, ob sie den Auserwählten, überhaupt liebte. Es ging nur um neue Geschäftsbeziehungen. Ob der Mann gewalttätig und grausam war, schien Flores egal zu sein. 

Seine eigene Tochter musste darunter leiden. Darunter leiden, dass sie in solch eine Familie hineingeboren wurde. 

Meinen Kindern sollte es niemals so gehen. Aber vielleicht bekämen sie auch nie die Chance dafür...

The only woman (Mafia) Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt