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Wenn es ums Abnehmen geht, kennt die Natur keine Gerechtigkeit. Um abzunehmen, müssen Frauen fast doppelt so viel leisten wie Männer. Sie leiden auch psychisch stärker als Männer unter einer Gewichtszunahme. Für viele Frauen ist schlank und schön zu sein gleichbedeutend mit sozialer Anerkennung, während die Herren der Schöpfung vielleicht sogar noch stolz auf ihre Bierbäuche sind.

Die Medien präsentieren heute ein extrem narzisstisches Körperbild. Die (sehr oft am Computer) perfektionierten Idealkörper gaukeln vor, dass jede Frau ihren Körper durch Diäten, Workouts oder im Zweifelsfall mit dem Skalpell grenzenlos formen kann.

Schon in jungen Jahren beginnen Mädchen sich für ihren Körper zu schämen.

Der weibliche Körper ist eben anders zusammengesetzt als der männliche, der Kalorien schneller verbrennt.

Mein Ziel wäre es, mit diesen Zeilen, meiner Geschichte, möglichst viele Jugendliche zu erreichen, vor allen Dingen, weil ich in letztere Zeit viele Geschichten gelesen habe, bei denen sich meine Gänsehaut aufgestellt und sich mein Kopf schon automatisch geschüttelt hat.

Ein Vorteil des Internets besteht ja in der Anonymität. Jeder kann seine Meinung unter einem Fake-Profil kundtun, ohne Angst vor den Konsequenzen haben zu müssen.

Jedenfalls gab es zu meiner Teenagerzeit ausschließlich Bücher. Bücher, die erst veröffentlicht werden durften, wenn sie von verschiedensten Leuten vorab gelesen wurden.

Bei dem, was ich in letzter Zeit im Internet gelesen habe, würde jeder Lektor laut aufschreien und vehement den Kopf schütteln. So etwas zu veröffentlichen, wäre niemals geschehen.

Aber wie gesagt, es lebe die Anonymität und mit ein paar Klicks auf die Tasten ist man plötzlich Autor.

Außer einem erfundenen Namen bekommt man so gut wie nie etwas an Information über die Person. Weil ich aber diese Plattformen kenne, kann ich mir vorstellen, dass es zum größten Teil Teenager sind, die sich ihren Frust von der Seele schreiben oder manchmal eben auch in einer Fantasiewelt leben. Nichts gegen eine Fantasiewelt! Ich ziehe mich dorthin auch oft gerne zurück ... aber ich komme auch wieder hervor.

Eine dieser Geschichten ging mir ziemlich nahe.

Bei einer Gesundenutersuchung in der Schule teilte die Ärztin einer Schülerin mit, zu dick zu sein. Mit 64 Kilo bei einer Körpergröße von 1,67 Metern ... das Mädchen war 12! Wahrscheinlich geschah das auch noch vor allen Mitschülern. Sie schrieb eine Art Abnehmtagebuch.

Auch wenn es nur eine Handvoll Seiten waren – irgendwann hörte es auf – aber die Verzweiflung war deutlich herauszulesen und auch, dass das Mädchen in eine Essstörung abdriftete.

Ob man in einer Woche 10 Kilo abnehmen kann? Natürlich.

Schon mal was von der Zitronendiät gehört? Das sollte aber nicht länger als 7 Tage gemacht werden. denn danach ziehen sich durch die Säure nicht nur die Gesichtsmuskeln zusammen.

Es kann funktionieren, allerdings kann es auch schaden, denn die Säure greift die Magenschleimhaut an. Die Folge können Magenkrämpfe oder sogar Magenbluten sein. Auch auf die Mundschleimhaut und den Zahnschmelz wirkt die Säure im Übermaß aggressiv.

Aber diese Diät gibt es bereits seit 1940 und sie war ursprünglich als Fastenkur gedacht. Dabei hat man eine Woche lang nur Zitronensaft getrunken (auch pur) und nebenbei deutlich abgenommen.

Echt jetzt? Also ich würde mir sowas nicht antun.

Die zweite Geschichte handelte von einem Zwiegespräch zwischen Ana und Mia ... also Anorexie (Magersucht) und Bulimie (Ess-Brechsucht) – radikale Anleitungen und gegenseitiges Anspornen wie und was man machen muss, um dem extremen Schlankheitsideal zu entsprechen. Versprechungen von Glück, Zufriedenheit und Liebe.

Ein Mädchen riet, doch den ganzen Tag über Fertigsuppen zu essen, weil die doch so viele Nährstoffe besitzen und billig sind ...

Die nächste startete einen Aufruf, sich in der täglichen Kalorienmenge zu unterbieten.

Ich muss sagen, dass ich froh bin, dass es vor dreißig Jahren noch kein Internet gegeben hat, denn als unglücklicher Teenager wäre ich vielleicht auch einer dieser Sekten zugetan gewesen.

Kaloriendefizit – eines meiner Lieblingswort. Es geht jetzt nicht um Sport.

Der Körper strebt nach einem ausgeglichenen Kalorienhaushalt. Sinkt die Kalorienzufuhr, verlangsamt sich auch der Stoffwechsel. Der Körper verbrennt immer weniger Kalorien, bis nur noch so viele Kalorien verbrannt werden, wie du zuführst. Du erreichst ein Abnehmplateau, auf dem das Gewicht stagniert.

Wer Fettreserven abbauen will, muss vorübergehend eine negative Kalorienbilanz erzielen und dann geht die Hungerei und der Teufelskreis los. Um das Energiedefizit auszugleichen, zapft der Körper aber leider nicht nur ungeliebte Speckröllchen, sondern auch Muskelgewebe an – das mindert die Leistungsfähigkeit. Du wirst zu müde für Workouts sein, dich die ganze Zeit hungrig fühlen, schlechter schlafen, miese Laune haben, Verdauungsprobleme bekommen, das Immunsystem schwächen und am Ende das Tages tatsächlich auch nicht abnehmen oder enorme Schwierigkeiten haben, das Gewicht zu halten.

Ich finde es okay, wenn man bis zu 400 Kalorien am Tag einspart, aber viele übertreiben es und nehmen nur noch 400 Kalorien am Tag zu sich. Das ist von Zeit zu Zeit vollkommen vertretenswert, aber nicht über einen längeren Zeitraum.

Also, ich werde zum Tier, wenn ich hungrig bin – aber nicht zu einem Schmusekätzchen, sondern zu einer angriffslustigen Raubkatze.

Negativ- oder Minuskalorien – wie schön klingt denn das?

Das beste Beispiel ist das Eiswasser. Eiswasser hat keine Kalorien, soll jedoch dazu in der Lage sein, den Körper zu animieren, Kalorien zu verbrauchen. Soweit die Theorie.

Richtig ist aber, dass der Körper Energie verbraucht, um sich wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Der Kalorienverbrauch dabei ist jedoch so verschwindend gering, dass er im Grunde genommen nicht erwähnenswert ist.

Die Lebensmittel, die angeblich über negative Kalorien verfügen, sind durchaus gesund und auch gut für die Figur. Nur, über Zauberkräfte verfügen weder Ananas, Gurken, Zitrone oder Löwenzahn. Aber eine Stunde Kauen verbraucht 11 Kalorien. Probiert es aus.

Kalorienzählen, Essen wiegen ... definitiv nichts für mich und bestimmt auch nicht der richtige Weg!

Wenn ich für jedes Lebensmittel erst die Kalorienanzahl ermitteln und alles abwägen muss, habe ich die Lust und Motivation schon verloren. Essen soll doch Spaß machen!

Wer Angst vor dem Essen hat, kontrolliert immer was er isst. Dieser Kontrollzwang führt nicht nur zu einseitigem Essen, sondern auch zu einem ständig schlechten Gewissen.

Es tut mir in der Seele weh, wenn jungen Leute glauben hungern zu müssen oder überhaupt nur eine Mahlzeit am Tag essen, in Depressionen versinken, den Stoffwechsel zerstören und immer wieder nach Tipps fragen, aber im Endeffekt keine annehmen wollen ... denn man sieht ja den Erfolg auf der Waage. Natürlich! Wenn man nichts mehr isst, nimmt man ab. Nur, man kann doch nicht ein Leben lang nichts mehr essen! Wo bleibt denn da die Lebensfreude, wenn man Angst vor dem Essen hat Essstörungen in Kauf nimmt?

Es ist ja schön und gut sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, aber leider gibt es auch keinen größeren Ansporn als die Verzweiflung.

Wenn ich dann schon solche Sätze lese, wie: Ja und leider hat es auch irgendwann mit Bulimie nicht mehr geklappt, mein Gewicht in den Griff zu bekommen ...

Leute! Geht doch bitte nicht so achtlos mit eurem Körper um. Irgendwann kommt die Abrechnung.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Internet. Aber ich weiß auch, was es mit jungen Menschen, die ohnehin wenig Selbstwertgefühl haben, machen kann. Und wenn man sich in einer Gruppe gegen einen einzelnen stellen kann, ist es natürlich gleich noch viel lustiger – ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Immer Ärger mit dem SchweinehundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt