Aber als Koch bin ich doch den ganzen Tag auf den Beinen!
Die Erkenntnis kam schließlich, dass es eben doch nicht dasselbe war. Im Prinzip stand ich und ging nur von A nach B und C und wieder zurück.
Dadurch, dass ich am Anfang gesagt bekommen habe, mich möglichst nicht zu bewegen nahm das Schicksal gnadenlos seinen Lauf und alles wurde schlimmer.
Zum Glück war Corona Teil1 – Lockdown.
Das ganze Land stand still zu diesem Zeitpunkt und die Gastronomie durfte erst wieder Mitte Mai aufsperren und was soll ich sagen? Bis zu diesem Zeitpunkt war ich nicht nur stolz auf mich, sondern auch schmerzfrei. Alle Probleme waren weg; ich ging wieder rund.
Eines Tages, ein Jahr später, es war wieder Jänner wachte ich auf, weil meine Hände am Handrücken furchtbar juckten. Es sah aus, als hätte mich jemand mit einer Brennnessel eingerieben. So ging das ein paar Tage lang. Der Ausschlag verging nicht und ich ging die Möglichkeiten durch. Hatte ich was Falsches gegessen? Zu dieser Zeit hatte ich eine Wurzelbehandlung und nahm Medikamente. Vielleicht war ich dagegen allergisch? Kurzerhand wurden diese abgesetzt. Ich setzte auch die Antibabypille ab, obwohl aufgrund meiner Gelbkörperschwäche die Chancen schwanger zu werden ohnehin gen Null sank. Zum Glück waren keine Tiere in meiner Nähe, denn gegen die süßen Fellknäuel allergisch zu sein hätte mich umgebracht.
Der Ausschlag blieb. Dass es sich um einen Nesselausschlag handelte, wusste ich bereits – also nichts Ansteckendes, jedoch den Auslöser konnte man nur mittels Allergietest feststellen. Ab zum Hausarzt, checken lassen und Überweisung für meine Hautärztin holen.
Zum Glück hatte ich weder Husten oder Atembeschwerden, noch tränten mir die Augen und ich musste mich auch nicht übergeben.
Eine weitere Salbe gesellte sich zu meiner Sammlung, aber die half wenigstens gegen den Juckreiz.
Prinzipiell kann jeder Mensch aus heiterem Himmel Allergien bekommen. Die Ursache ist ein fehl geleitetes Immunsystem und nicht mal die cleveren Leute sind sich über dieses Phänomen einig.
Auf jeden Fall gibt es ein Zeitfenster. Wenn die Allergie von selbst nicht mehr verschwindet, wird sie nach sechs Wochen chronisch – zwei Wochen waren bereits verstrichen.
Ich nahm also brav jeden Tag meine Antihistaminika und der Ausschlag hielt sich in Grenzen.
Aber ich wusste auch, würde ich die Tabletten absetzen, würde er wiederkommen.
Die Hautärztin erklärte mir dann, dass ich eine Woche lang keine Antihistaminika nehmen darf, um das Ergebnis des Allergietests nicht zu verfälschen. Wie zum Teufel sollte ich das denn überleben?
Ich habe bestimmte Lebensmittel gemieden – Thunfisch, Tomaten ... ich habe sogar auf Milchprodukte verzichtet und probierte einige andere Sachen aus.
Eines Nachts wachte ich auf und ging ins Bad. Zuerst habe ich geschrien, dann flossen die Tränen. Ich kann nur so viel sagen, ich machte meinen Sternzeichen alle Ehre. Das Einzige, was nicht von diesen roten Pusteln bedeckt war, waren die Oberschenkel, Rücken und Arme. Und es juckte!
Irgendwann schlief ich dann wieder ein, in der Hoffnung, dass am Morgen wieder alles beim Alten war – so konnte ich ja unmöglich vor die Türe gehen!
Nur so viel sei gesagt ... die Woche war hart und mit etwas weniger Selbstbeherrschung hätte ich mich an mehreren Stellen blutig gekratzt.
Auf jeden Fall ergab der Allergietest nichts. Mittels Bluttest ließ sich feststellen, dass ich keine Glutenunverträglichkeit hatte und im Krankenhaus wurde Fructose- und Laktoseunverträglichkeit ausgeschlossen – da muss mal einige Male in ein Sackerl pusten.
Ich war also kerngesund und setzte die Antihistaminika nach und nach ab. Was soll ich sagen? Zwei Wochen vor Arbeitsbeginn war auch der Ausschlag verschwunden.
Was es war, wird wohl immer ein Rätsel bleiben ... dazu steckt die Medizin noch in Kinderschuhen.
Aber ich bin kein Einzelfall!
Ein Jahr später dann ein erneutes Problem. Angefangen hatte es mitten in der Hochsaison. Zuzugreifen, etwas herunterzuheben, zu schneiden, die Schnitzel zu klopfen oder die Tische im Gastgarten abzuwischen schmerzte höllisch im Arm. Da wurde das Umrühren im Topf oder Fleisch am Grill zu wenden zur Challenge. Für mich als Rechtshänder natürlich eine Katastrophe.
Nachdem ich zwanzig Kilo Weihnachtskekse für meine Kunden gebacken hatte, ging ich zum Arzt, denn mittlerweile ging gar nichts mehr, alles tat weh und ich hatte auch keine Kraft mehr in der Hand. Relativ schnell wurde die Diagnose Tennisarm gestellt – eine Überbeanspruchung und Reizung der Muskelansätze.
Auf jeden Fall war im Arm eine Entzündung und deshalb sollte dieser wirklich eine Zeitlang ruhiggestellt werden.
Ich war dann wieder bei der Physio. Nach diversen Erfahrungen kann ich sagen, dass die Ärzte und Physiotherapeuten nicht immer einer Meinung sind. Ruhe wäre schon okay, aber man sollte eben auch gewisse Kräftigungsübungen machen, damit die Muskeln nicht ganz einschlafen oder verkürzen.
Aus Informationsquellen wusste ich, dass es Wochen, vielleicht auch Monate dauern konnte, bis sich ein Tennisarm zurückbilde, mit einer großen Chance, dass er wiederkam.
Leider kam der Saisonstart viel zu früh und eine vollständige Heilung war nicht eingetreten. Wo es ging, arbeitete ich mit einer Schiene, wo es nicht ging, biss ich die Zähne zusammen. Die Schnitzel wurden nur mit der linken Hand geklopft, ich machte vor Arbeitsbeginn eine zwölftägige Infusionstherapie.
Ich sagte meinem Chef, dass ich keine schweren Sachen mehr schleppen würde und siehe da ... plötzlich funktionierte es, dass 10 Liter Kanister Frittierfett statt 20 Liter gekauft wurden. Ich zog es gnadenlos durch, obwohl ich eigentlich der Mensch bin, der sich normalerweise alles lieber selber macht. Einer der Stammgäste arbeitete im Krankenhaus auf der Orthopädie und brachte mir eines Tages eine Salbe mit ...
Keine Ahnung was es letztendlich war ... vielleicht die Kortisonspritze vom Arzt. Jedenfalls habe ich heute keine Probleme mehr und klopfe auf Holz.
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Immer Ärger mit dem Schweinehund
SaggisticaWegen meiner Sturheit habe ich meinem Körper viel zu lange nicht zugehört, dabei wollte er in den vergangenen Jahren sehr oft mit mir reden. Heute verstehen wir uns wieder und können uns aufeinander verlassen. Ich bin weiblich, 42, und wenn ich um...