Den dritten Vorsatz kann ich ja schon von der Liste streichen. Seit 42 Tagen bin ich rauchfrei. Naja, 1 einzige Zigarette habe ich geraucht. Aber ich finde trotzdem, dass man da ruhig mal applaudieren kann.
Laut Statistik gehörte ich zwar nur zu den leichten Rauchern – nicht über zehn Zigaretten am Tag, außer in Gesellschaft vielleicht. Ich schaffte es auch zwei Tage ohne, aber ich habe früh angefangen. An den Zeitpunkt kann ich mich noch genau erinnern. Mit den Jungs einer landwirtschaftlichen Fachschule mussten wir Mädchen der Haushaltungsschule einen Tanzkurs machen. In einer Pause, abseits vom Geschehen, zückte meine damals beste Freundin eine Schachtel Memphis. Natürlich war ich neugierig und nahm einen Zug. Meine Freundin: Und jetzt sagst du: Huch, meine Mutter!
Schon strömte der kalte Rauch in meine Lungen und ich hustete nicht nur, sondern fand es absolut widerlich. Aber die zweite würde doch besser sein, oder?
Mit dieser Freundin zog ich nach der Schule auch in die große Stadt und wir arbeiteten gemeinsam im Krankenhaus. Wir gingen abends fort und waren total cool, denn wir rauchten.
Irgendein Laster braucht der Mensch, oder?
Wir alle wissen, dass das Rauchen schädlich ist. Es folgten schon ab und zu ein paar halbherzige Versuche, aufzuhören ... kann mich erinnern, dass ich sogar mal eine Zeit lang Nikotinkaugummi genommen habe, aber aus der Teufelsspirale kam ich nicht raus. Und es ist auch nicht vorherzusagen, was passiert, wenn der Stress wieder anfängt oder ich mit anderen Rauchern beisammen bin. Dann werde ich vermutlich wieder mit der E-Zigarette anfangen oder viele, viele Kaugummis kauen.
Die ersten Tage wartete ich auf dieses Zittern; darauf, dass der Körper irgendwie rebelliert und Nikotin fordert. Ich hatte mir den Entzug wie im Fernsehen vorgestellt, so wie die Leute sich schreiend auf dem Boden wälzen.
Ja, klar, ich habe schon jeden Tag mal daran gedacht (schließlich war ich es 25 Jahre gewohnt), aber der Drang war nach ein paar Sekunden wieder weg.
Vielleicht ist es mir deswegen ein bisschen leichter gefallen, weil ich einfach nicht durfte. Ich hatte Anfang des Jahres eine Zahnfleischtransplantation und mit dieser Wunde im Mund raucht man einfach nicht! Ab und zu mal eine rauchen oder reduzieren, das funktioniert auf Dauer nicht. Das ist mit jeder Sucht so. Entweder ganz oder gar nicht. Ein bisschen gibt es hier nicht.
So ... was hat sich geändert? Depressive Stimmung, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen hatte ich alles nicht ... dafür aber einen gigantischen Appetit.
Die Illusion, dass ihr euch gleich besser fühlt, werde ich euch gleich mal nehmen.
Zwei Wochen lang hatte ich Halsschmerzen und auch jetzt kann ich nicht behaupten, dass ich mich irgendwie anders fühle.
Die vierte Sache, die ich ändern möchte, ist meine Arbeit ... aber das hat noch ein paar Monate Zeit.
Dann ist das Jahr vorbei und ich habe es geschafft. Ich bin ausgeglichen, habe wieder einen regelmäßigen Rhythmus in meinem Leben, bin schlanker und habe mehr Selbstbewusstsein. Ich bin beschwerdefrei und habe ein besseres Körpergefühl. Meine Antriebslosigkeit verschwindet und wird durch mehr Energie ersetzt und vielleicht habe ich ja dann auch wieder Lust auf einen Mann.
Ihr kennt das doch, wenn ihr mit euch nicht zufrieden seid. Ich bin jetzt nicht depressiv, aber der Kopf ist quasi so beschäftigt mit Denken, dass er sich vom Lustzentrum abgekoppelt hat und sagt: Hey, ich bin hier so beschäftigt mit Nachdenken, lass uns da unten mal Betriebspause machen!
Mich etwas mehr konzentrieren, oder auch mal komplett abschalten zu können, wäre auch noch ein Thema. Ich bin sehr schnell abgelenkt und mache oft drei Sachen nebeneinander. Letztens hatte ich mir von YouTube Silent Sublimina heruntergeladen – das ist leise Meditationsmusik. Soll im Unterbewusstsein irgendwas auslösen. Aber darum geht es mir weniger. Ich will es einfach schaffen, mich nur auf die Musik zu konzentrieren und an nichts zu denken.
Und dann steht eigentlich noch etwas auf meiner Wunschliste. Eine Wohnung im Erdgeschoss mit einem kleinen Garten und ein Hund ... aber auch das hat noch Zeit.
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Immer Ärger mit dem Schweinehund
Non-FictionWegen meiner Sturheit habe ich meinem Körper viel zu lange nicht zugehört, dabei wollte er in den vergangenen Jahren sehr oft mit mir reden. Heute verstehen wir uns wieder und können uns aufeinander verlassen. Ich bin weiblich, 42, und wenn ich um...