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Meine ersten Beschwerden fingen ungefähr drei Jahre nach der Lehrzeit an. Ich hatte mich gut in meiner ersten eigenen Wohnung eingelebt und die Arbeit machte Spaß.

An einem freien Tag, ich war mit unserem Hund unterwegs, bekam ich plötzlich so heftige, stechende Bauchschmerzen, dass sich mein Körper in der Mitte zusammenfaltete.

Als Frau Bauchschmerzen zu haben, gehörte zur monatlichen Selbstverständlichkeit. Aber normalerweise tat es im Unterbauch weh und nicht im Oberbauch. Das waren heftige Minuten, die wie eine Welle immer wieder kamen und gingen.

Relativ schnell stellte sich heraus, dass der Magen das Problem war.

Nach jahrelangen Problemen war ich irgendwann beim Arzt und äußerte die Vermutung einer Gastritis. Mein Hausarzt zu dieser Zeit war gefühlte 80 Jahre alt und belächelte mich nur.

Eine Gastritis in meinem Alter? Unwahrscheinlich. Es könnte am Stress liegen, oder am Essen und das Rauchen wäre sowieso an allem Schuld. Vielleicht wäre es aber auch einfach psychisch bedingt oder ein Furz saß quer.

Also lebte ich gesünder, sagte den Gästen sie sollen nichts mehr zum Essen bestellen, damit ich keinen Stress beim Kochen habe und hab drei Monate nicht geraucht. Ich war im Gleichgewicht, aber es war nicht meine Psyche, die angeschlagen war und körperliche Schmerzen auslöste – es war mein Körper der meine Psyche krank machte.

Ich steigerte mich manchmal so dermaßen hinein, dass nur ein Gedanke daran genügte und das ganze Theater ging wieder von vorne los.

Und diese Koliken wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. In diesen Momenten ist man hilflos, denn es gibt nichts Wirksames. Keine Tabletten helfen. Im Gegenteil, die meisten schlagen sich auch auf den Magen. Die ganzen pflanzlichen und homöopathischen Mittel sind fürn A..., helfen vielleicht wenn ein Furz quer sitzt; keine Tees, keine Atemübungen, kein Kirschkernsäckchen – nichts half.

In diesen Momenten schrie ich Gott oft verzweifelt an, er soll mich doch endlich holen, anstatt mich länger zu quälen.

...

Ich spielte mit dem Gedanken – da ich mir im Fernsehen immer mal wieder die 300kg-Menschen anschaue, mich einer Magenverkleinerung zu unterziehen, nur damit mir der schmerzende Magen herausgeschnitten werden würde oder gegen die Wand zu schlagen, damit der Schmerz in eine andere Richtung geht.

Die Intervalle dauerten oft nur eine Minute, kamen dafür aber halt ungefähr zehn Mal am Tag. Da weiß man dann wie lange eine Minute ist.

Das komische ist, dass es nie auf der Arbeit passiert, sondern immer nur wenn ich zu Hause bin.

Nach jahrelanger Quälerei hatte ich dann endlich eine Magenspiegelung und auch eine Diagnose: Gastritis. Warum nicht gleich so?

Jetzt mache ich einmal im Jahr für einen Monat eine Kur mit Tabletten und bin zwar nicht beschwerdefrei, habe die sehr seltenen Male aber gut im Griff.

Immer Ärger mit dem SchweinehundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt